Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Keller
Vom Netzwerk:
nur der Tag des Bundes geblieben. “
    Erich schaute die Schale eine Weile lang in Gedanken versunken an und fuhr dann fort den Ablauf der Zeremonie zu üben, bis er ihn beherrschte. Danach kehrten sie zu Sarns Höhle zurück.
    In seiner Behausung begann sich unterdessen die Ausrüstung für die Reise zu stapeln und Erich fragte sich, wie sie das alles schleppen sollten.
    „ Wir werden lange unterwegs sein, darauf müssen wir uns vorbereiten. Ich will durch dünn besiedeltes Gebiet reisen und nur im äußersten Notfall in einer Siedlung Vorräte eintauschen. Wir werden uns so gut es geht mit dem versorgen, was wir jagen oder sammeln können. Die Erntezeit ist bereits vorüber und wir müssen genug zu essen und warme Kleidung mitnehmen, um über den Winter zu kommen.“
    „ Wohin gehen wir überhaupt?“, fragte Erich.
    Sarn zögerte, bevor er antwortete: „Nach Westen. Mehr musst du jetzt noch nicht wissen.“
    Erich nickte. Wenn Sarn in diesem Tonfall mit ihm sprach, hatte es keinen Sinn ihm zu widersprechen oder weitere Fragen zu stellen. Also wandte er seine Aufmerksamkeit dem Kleiderstapel zu, der an einer Wand lag und hob einige Lagen an.
    „ Das ist ja nur loser Stoff.“, meinte er erstaunt.
    Sarn lächelte.
    „Noch. Aber wenn wir einmal unterwegs sind, wird es alles das sein, was du dir darunter vorstellst und mit einer Schere, Nadel und Faden herstellen kannst.“
    „ Ich soll nähen?! Ich kann überhaupt nicht nähen.“
    „ Dann lernst du es besser, denn der einzige Grund, warum Kern oder ich das für dich übernehmen sollten, ist ein Teil von deinen Essensrationen im Tausch dafür. Und selbst dann wird es schwierig werden mich davon zu überzeugen, dass ich mich für dich in den Finger stechen soll. Wenn du nicht in einem Kleid oder Hummelkostüm herumlaufen willst, würde ich es auch nicht Kern überlassen.“
    Erich schaute seinen Lehrmeister lange an, um festzustellen, ob er das wirklich ernst meinte, aber als Sarn keine Miene verzog und weiter ungerührt seine Liste mit Ausrüstungsgegenständen durchging, machte sich Erich mit Sarns Einwilligung auf der Stelle auf dem Weg zu Brogu, um sich von ihm das Nähen beibringen zu lassen, denn er wusste, dass Brogu das ziemlich gut konnte. Das Verbot die Katakomben zu betreten, ignorierten sie dabei ganz einfach. Außer Brogu und Beatrix gab es dort unten eh niemanden, der Erich verraten könnte und nach der Verbannung machte er sich keine großen Sorgen über weitere Bestrafung.
    Brogu war von Erichs Bitte zwar überrascht, freute sich aber offensichtlich, ihn wieder zu Gesicht zu bekommen. Er hatte natürlich von Erichs Verurteilung gehört, aber seit ihrem letzten Treffen schienen ihn auch eigene Sorgen zu plagen. Den Namen Ranvel erwähnte er jedenfalls in der ganzen Zeit, die er mit Erich verbrachte, kein einziges Mal.
    „ Ich kann immer noch nicht glauben, dass euch der Rat wegen so eines blöden Apfels verbannt hat.“, sagte Brogu, während er Erich verschiedene Sticharten zeigte. Erich steckte sich einen Finger in den Mund, nachdem er sich zum wiederholten Mal pikste und nuschelte: „Es war halt ein königlicher Apfel und außerdem bin ich hier eh nicht so willkommen, wie respektablere Leute.“
    Brogu blickte seufzend in die Richtung in die der Stadtteil der Elfen lag und meinte: „Ich weiß genau was du sagen willst. Wenn einer von den feinen Herrn da oben einen Apfel gegessen hätte, dann wäre bestimmt nicht so ein Aufstand darum gemacht worden.“
    „Ja, wahrscheinlich, aber ist ja auch egal, es lässt sich ja nicht mehr ändern.“
    „ Wenigstens musst du dich jetzt nicht mehr mit diesen Pilzen herumplagen. Ich glaube diesen Winter wird es besonders schlimm, die ersten fangen jetzt schon an zu faulen und ich kann dir sagen: Dann fangen die wirklich an zu stinken!“
    Erich versuchte darüber zu lachen, aber es wollte keine Heiterkeit aufkommen. Irgendwie erschienen ihm die Pilzgärten nun lange nicht mehr so unangenehm wie zuvor. Er wechselte schnell das Thema.
    „Warum kannst Du eigentlich so gut nähen?“
    Brogu zuckte mit den Schultern.
    „Das gehört zu den Dingen, die man als Bestatter können muss. Ich habe Beatrix schon oft dabei geholfen, Tote in Leichentücher einzunähen. Und manchmal … “, er stockte und senkte seine Stimme, obwohl ihn außer Erich sowieso niemand hören konnte. „ … manchmal kommt ein Leichnam so in den Katakomben an, dass er wieder zusammengeflickt werden muss. Nach einem Kampf oder Unfall.

Weitere Kostenlose Bücher