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Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Keller
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Aber die anderen sahen die Asseln sofort. Sie schwärmten nach allen Richtungen aus, um an den Wänden des Saals herunterzukrabbeln. Ihr Ziel war klar, mir zumindest: Der Platz an dem die Schale stand. Dort wo sich Erich im Moment befand.
    Mit einem dumpfen Schlag landete eine der Asseln, die den Halt verloren hatte, zwischen den fliehenden Hürnin und begrub einen Mann unter sich. Zuckend und wild mit den Mandibeln um sich schnappend, rappelte sie sich wieder auf und erreichte die Gruppe um Erich als erste. Irgendwo in den Falten seines besudelten Umhangs hatte der Halken einen kurzen schweren Speer verborgen, den er nun mit seiner linken Hand am unteren Ende packte und mit einer Geschwindigkeit auf die Assel einschlug, dass es nur so zischte. Der Panzer der Assel knackte und die Beine gaben unter ihr nach, aber noch bewegte sie sich. Der Halken hob den Speer an und stieß ihn mühelos durch eines der ersten Panzersegmente. Körperflüssigkeit spritze aus der Wunde und die Gliedmaßen der Assel spreizten sich nach allen Seiten ab, bevor sie erschlafften. Es roch nach Blut und Fäulnis.
    „ Folgt dem Halken!“, rief der Halken und befreite seinen Speer mit einer Drehung seines Handgelenks aus der erschlagenen Assel. Dann tat er etwas, das zunächst wie eine lächerliche Geste der Eitelkeit aussah: Er fuhr sich mit der rechten Hand über die Augenbrauen und die Haare. Erst als sich die nadelfeinen Heuschrecken, die über seinen Augen und zwischen seinen Haaren saßen, in die Luft erhoben und sich auf die Augen der Asseln vor uns stürzten, verstand ich und musste dem Ork meinen Respekt zollen. Was mochte er noch alles für Geheimwaffen an seinem Körper verborgen haben?
    Inzwischen hatte der Großteil der schwarzen Tiere den Boden erreicht und strömte, die anderen Hürnin im Allgemeinen ignorierend, weiter auf Erich zu. Manche ließen sich für kurze Zeit von den Heuschrecken des Halken ablenken, aber die meisten rannten stur weiter geradewegs auf uns zu.
    Wie eine Lawine aus schwarzem Geröll brandeten sie gegen den Halken, der sie mit schnellen Schlägen mit seinem Speer nach links und rechts von sich schleuderte. Kaum lagen sie am Boden und manchmal sogar noch als sie durch die Luft flogen, war die Elfenfrau bei ihnen und bohrte ihre bloßen Hände wie Rammsporne in ihre schwach gepanzerten Bäuche. Auch Sarn hatte sich inzwischen mit einer der Feuerschalen auf einem langen Stiel bewaffnet und ging damit gegen die Angreifer vor. Das Zischen, Kratzen und Knacken des Kampfes ging im Gekreisch der Menge um uns herum unter.
    Während das Gemetzel begann, konnte ich es wagen, einen Blick zurück zu werfen. Ich sah, wie manche der Asseln sich hinter uns auf die Schale stürzten, um das Blut daraus zu trinken. Obwohl genug der Tiere bei uns waren, um uns in Kürze einzuschließen, war auch die Schale vor schwarz schimmernden Körpern fast nicht mehr zu sehen.
    Bis zu einem der Ausgänge war es zum Glück nicht weit. Die Schockwelle des ersten Angriffs war verebbt, wodurch unsere Flucht aber nicht einfacher wurde, da nun alle Asseln den Boden erreicht hatten und die beiden Männer und die Frau sich nun nach allen Seiten verteidigen mussten. Ich sah, dass Erich etwas schrie, konnte ihn aber nicht verstehen. Doch der Halken musste ihn verstanden haben, denn er setzte ihn zwischen sich und den anderen ab.
    „ Icher, hilf mir!“, rief Erich.
    Ich war im Bruchteil einer Sekunde bei ihm und in ihm. Ich konnte spüren, wie er mich willkommen hieß. Ich spürte den Geschmack von Erbrochenem auf seinen Lippen und den schlüpfrigen Film, den das Blut auf seiner Haut hinterlassen hatte. Dass mein Herr schon wieder einem Angriff ausgesetzt war, machte mich wütend und ich machte Erich stärker als je zuvor. Auch die anderen Hürnin mussten ihren Dämon zu Hilfe gerufen haben, denn mit übermenschlichen Kräften schlugen sie die herankrabbelnden Asseln bei Seite. In Erichs Körper sprang ich zwischen Sarn und den Halken und trat eine der Asseln wie einen Ball beiseite. Dann packte ich die von der Wucht eines Schlages abgebrochene Panzerplatte einer anderen Assel und benutzte sie wie ein Hackmesser. Mit der Kante schlug ich auf verwundbaren Stellen wie Beine oder Fühler ein und richtete verheerenden Schaden an. Nach einigen Schlägen waren wir dem Ausgang plötzlich so nah, dass wir unsere Ausrichtung ändern mussten, um den Rückzug zu decken. Vor uns drängten sich nun fast nur noch fliehende Hürnin. Noch immer waren ein paar

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