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Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Keller
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gewesen, dass Sirr sich mit den Spiegelungen des Kristalls auskannte. Ich fragte mich, wie sie es geschafft hatte Erich aus dem Griff der Klauen aus Blut zu befreien, und auch Sarn schien dieser Gedanke zu kommen. Er ließ sich von Erich genau erzählen, was unten an der Schale passiert war und was er gesehen hatte. Und als Sirr wenig später wieder zu ihnen stieß, fragte er sie: „Was hast du gemacht, als du in die Schale gegriffen hast? Wie hast du Erich freibekommen?“
    Sirr warf Sarn einen geringschätzigen Blick zu, als wolle sie ihm sagen, dass er keine Ahnung davon hatte und auch nichts verstehen würde und antwortete: „Den Griff des Wesens genug gelockert, dass dein Zögling freikommen konnte.“
    „ Weißt du was es war?“
    „ Aber natürlich, was soll es schon gewesen sein: ein Dämon. Ein Dämon, der es geschafft hat, in den Übergang einzudringen.“
    „ Den Übergang wohin?“
    „ Ins Reich der Dämonen. In eines der Reiche, das nicht von den Horndämonen beherrscht wird. Genderhel hat versagt als er das Ritual vorbereitete. Er ist ein inkompetenten Kristallmeister, der keine Ahnung von dem hat, was er tut. Andernfalls wäre kein ganzer Arm zu uns herüber gekommen und hätte versucht deinen Zögling hineinzuziehen. So etwas ist schon lange nicht mehr passiert. Wirklich sehr lange nicht mehr.“
    Sie strich sich ohne auch nur eine Spur von Aufregung zu zeigen ihre grauen Haare hinter die Ohren zurück und ich fragte mich, wie sie es so schnell geschafft hatte, ihre Arme wieder völlig sauber zu bekommen. Ich sah, wie Erich ihre Ohren anstarrte. Aber wenn er gehofft hatte, lange Spitzen an ihnen zu entdecken, wurde er enttäuscht. So wie die Männer und Frauen, die bei den Hürnin Orks genannt wurden, schon seit vielen Generationen keine langen Fangzähne mehr hatten, gab es auch unter den so genannten Elfen nur noch wenige, bei denen man spitze Ohren erkennen konnte. Aber sie waren noch immer großgewachsen und gertenschlank. Und wie Sirr hatten einige wenige eine Augenfarbe, die es bei Hürnin, die von Menschen erzogen wurden, nicht gab.
    „Warum sollte ihn ein Dämon hineinziehen?“, wollte Sarn wissen.
    „ Meister Sarn, ich bitte dich darum, deinen eigenen Kopf zu bemühen. Wie du vielleicht gesehen hast, hatte ich keine Gelegenheit diesen Dämon nach den Motiven für sein Handeln zu befragen.“
    Sarn setzte zu einer Erwiderung an, doch ein dumpfes Grollen, das über ihre Köpfe hinwegrollte, ließ ihn verstummen. Über der Stadt zog ein Gewitter auf. Wenn wir die Stadt noch heute verlassen wollten, mussten wir uns beeilen.
    Innerhalb weniger Minuten verblassten die Strahlen der Sonne, die durch die Lichtschächte drangen und wurden von feinen Bändern aus Regen abgelöst, der durch die Löcher und Spalten über der Stadt drang und in den Zisternen aufgefangen wurde. Erich hatte schon oft Unwetter in Hornhus miterlebt. Manchmal hallte dabei die ganze Stadt vom Donner wieder, als würde ein Riese auf ihr herumtrommeln und er war jedes Mal froh gewesen im Trockenen zu sein und nicht draußen im Moor. Aber nass zu werden war immer noch besser, als sich mit weiteren Riesenasseln anzulegen.
    Im Zwielicht erreichten sie Sarns Höhle und begannen eilig die bereitliegende Ausrüstung aufzuteilen.
    „Die Ahnen wussten von Erich und seinem Vorfahr Chiludes“, sagte der Halken. „Es dringt immer etwas Rauch durch den Schleier der Welten. Sie haben den Halken zur rechten Zeit geschickt.“
    Sirr stieß verächtlich die Luft aus. „Abergläubischer, behaarter Frosch. Ihr Orks benebelt euch die Sinne und glaubt aus dem Chaos Botschaften empfangen zu können. Narren seid ihr, mehr nicht!“
    Der Halken zog seine Stirn in Falten und stieß ein bedrohliches Knurren aus.
    „ Der Halken hat nicht auf das Erscheinen eines Hasen gewartet, um seinen Speer zu suchen. Der Halken wusste, dass der Hase kommt und war bereit.“, sagte er.
    Sirr warf ihm einen Gesichtsausdruck zu, der selbst kochendes Wasser in einer Sekunde gefroren hätte. „Zufall. Es gibt keine Möglichkeit, wie Botschaften zwischen den Welten ausgetauscht werden können.“
    „ Aber die Horndämonen erinnern sich. “, warf ich ein. „ Wenn sie in diese Welt kommen … “
    Sirr wandte sich vom Halken ab und mir zu. „Du bist jung, Dämon. Du wirst bald feststellen, dass die Erinnerungen an dein Leben in der Welt der Horndämonen in etwa so detailliert sind, wie die eines Hürnin an die Zeit, in der er im Leib seiner Mutter

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