Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Keller
Vom Netzwerk:
heranwuchs.“
    „ Aber ich erinnere mich an … “
    Sirr trat dicht an mich heran und beinahe wäre ich vor ihr zurückgewichen, was natürlich völlig überflüssig und dumm gewesen wäre. In dieser Welt hatte ich keinen Körper, die Elfe konnte mich also nicht berühren oder angreifen. Zumindest nicht physisch …
    „Du erinnerst Dich nicht.“, zischte Sirr. „Du folgst Deinen Instinkten und erfindest die passenden Erinnerungen zu ihnen. Dein Körper ist in dieser Welt nichts weiter als ein Schatten und das was du je an Erinnerungen, Wünschen und Gefühlen besessen hast, ist verflogen wie Rauch im Wind. Alles andere leihst du dir von deinem Herrn.“
    Ich verneinte trotzig. „ Was ich über die Hürnin und den Pakt weiß, ist kein Instinkt. Es ist Erinnerung. “
    Sirr schüttelte den Kopf. „Es sind die Erinnerungen, die im Blut deines Herrn weitergegeben werden. Wenn es anders wäre, würdest du mehr darüber sagen können, was gerade in der Welt der Horndämonen vor sich geht. Aber du weißt es nicht. Deine Erinnerungen daran wurden ausgelöscht und mit gefälligen Illusionen ersetzt, die den Bahnen des Paktes folgen. Ich habe keinen Horndämon getroffen, bei dem es anders gewesen wäre. Können wir jetzt endlich gehen?“
    Sarn blickte verstimmt auf.
    „ Nein. Ich muss erst die Ausrüstung … “
    Sirr unterbrach ihn. „Vergiss die Ausrüstung. Wir müssen hier weg, sonst wird es weitere Angriffe geben.“
    Sarn zögerte einen Moment, bevor er antwortete.
    „ Was willst du damit sagen?“
    „ Abgesehen vom Offensichtlichen? Ich versuche es so zu erklären, dass selbst ihr es versteht: Die werden nicht lange brauchen, um einen Sündenbock für dieses Fiasko zu finden. Ihr seid vogelfrei. Und wer auch immer es auf deinen missratenen Schüler abgesehen hat wird bald weitere Riesentiere schicken. Der Leichenwurm und die Asseln waren erst der Anfang!“
    Sarn stand auf und ging bedrohlich einen Schritt auf Sirr zu, die sich nicht von der Stelle rührte. Mühsam beherrscht sagte er: „Wir brauchen diese Ausrüstung. Und es würde schneller gehen, wenn du mithelfen würdest.“
    Sirr zischte einen Fluch, aber dann hob sie tatsächlich eine Tasche auf, um sie zu packen.
    Sarn hatte seine Stirn immer noch in tiefe Falten gelegt, als er sich schließlich seinen Rucksack über die Schulter warf. Einen weiteren gab er an Erich weiter und hob zusätzlich eine Tasche und einen Stab auf. Er hatte seine Robe gegen ein altes Reisegewand ausgetauscht, das zwar an vielen Stellen geflickt war, aber einen robusten Eindruck machte. Auch Erich hatte sich schnell gewaschen und umgezogen, während es dem Halken nichts auszumachen schien, dass sein Umhang von getrocknetem Blut nur so starrte.
    Er zeigte derweilen, wofür die ganzen Haken und Ösen an seinen Hosenträgern und seinem Gürtel gut waren. Mit einigen Schnüren, die er in einer Tasche an der Seite seiner Hose aufbewahrt hatte, befestigte er daran mindestens drei mal so viel Gepäck wie Sarn je tragen konnte und sah damit aus, wie eine aufrecht laufende Schildkröte. Er hatte Glück, dass er damit überhaupt durch die Tür von Sarns Höhle passte. Und er hatte Glück, dass der Armbrustbolzen, den jemand auf ihn abgefeuert hatte, in einem der dicken Stoffpolster an seiner Schulter stecken blieb, ohne ihn zu verletzen.
    Der Halken stieß einen wütenden Schrei aus und stürzte auf den freien Platz vor Sarns Höhle hinaus, dicht gefolgt von Sirr und Sarn, der Erich zurief, er solle in Deckung bleiben. Doch damit wollte Erich sich nicht abfinden. Vorsichtig streckte er seinen Kopf zur Tür hinaus, um zu sehen, was da vor sich ging. Vier Männer mit der charakteristischen dunklen Haut von Orks hatten sich dem Halken und den anderen entgegengestellt, aber in dem Moment, in dem Erich sehen konnte, was passierte, lag bereits einer von ihnen reglos am Boden. Ein anderer hatte sich an den Halken geklammert und versuchte erfolglos sein Messer an dessen Hals zu bekommen. Mit einem hässlichen Knacken brach ihm der Halken den Arm und stieß ihn dann über die Mauer, die den Weg, der von Sarns Höhle hinüber in die Stadt führte, von dem Abgrund dahinter trennte.
    Auch Sirr machte kurzen Prozess mit einem der Gegner. In einer fließenden Bewegung glitt sie unter ihn und trat ihn mit beiden Beinen von sich weg. Der Mann ließ Armbrust und Dolch fallen und verschwand sich mehrmals überschlagend den Weg hinunter. Wenn sein Sturz nicht von einem gnädigen Schicksal gebremst

Weitere Kostenlose Bücher