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Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Keller
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mit Wasser gefüllten Eimer trug, als wäre er nichts weiter als ein Tonkrug.
    „Ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache.“, wisperte Erich mir zu, als der Halken ein paar Schritte voraus um eine Ecke gebogen war. „Was ist, wenn er das mit den Tieren war, die auf mich losgegangen sind? Die Orks züchten doch alles mögliche Getier.“
    Ich wusste nicht so recht, was ich darauf erwidern sollte. Die Möglichkeit, dass der Halken nur mitkommen wollte, um einen Anschlag auf Erichs Leben zu versuchen, bestand natürlich, schien mir aber nicht plausibel zu sein. Warum sollte er sich die Mühe machen, wenn er Erich auch in den Brunnen hätte stoßen können? Auch wenn das, was er sagte, nicht viel Sinn ergab, schien er doch aus hehren Motiven zu handeln.
    Sarn wirkte nicht sonderlich überrascht, als er den Ork sah und offensichtlich kannten sie sich bereits. Zwischen den beiden Männern entspann sich ein Gespräch, das einem rituellen Muster zu folgen schien, das ich nicht durchschauen konnte. Schließlich streckte der Ork seine beiden Hände mit den Handflächen nach oben aus und Sarn legte kurz seine Fäuste darauf. Danach entfernte sich der Ork ohne ein weiteres Wort zu sprechen.
    Erich war zu verwirrt, um eine Frage formulieren zu können, aber Sarn deutete seinen Gesichtsausdruck richtig und begann zu erklären:
    „Die Orks sind mit ihrem Leben in Hornhus schon länger nicht mehr besonders zufrieden. Sie sind nur noch an die 200 Männer und Frauen und wenn es nach ihnen ginge, wären sie wahrscheinlich schon lange hier fortgegangen.“
    „ Warum? Was gefällt ihnen hier nicht?“
    Sarn zuckte mit den Schultern. „Wahrscheinlich die ganze Lebensweise. Sie wachsen in den Wäldern und Steppen im Norden und Westen auf. In Zelten und unter freiem Himmel. Ständig unter Steinen zu leben, muss für sie auf Dauer schwer zu ertragen sein. Deshalb verrichten sie auch freiwillig die meisten Wachdienste draußen. Egal bei welchem Wetter.“
    Erich nickte. „Kann ich verstehen. Aber was hat das mit dem Halken zu tun? Und was ist das überhaupt für ein seltsamer Name?“
    Sarn lächelte.
    „Die Orks haben einige eigentümliche Sitten bewahrt. Nicht nur diese Tiere, mit denen sie leben, sondern auch vieles andere. Das System ihrer Namensgebung durchblicken sie wahrscheinlich selbst nicht mehr ganz, denn jeder hat eine Handvoll Namen. Den Geburtsnamen, den Funktionsnamen, erworbene Namen, Namen von erschlagenen Gegnern und so weiter. Wenn ich mich richtig erinnere, bedeutet Halken so viel wie kleiner Saal, aber frag mich nicht, was das zu bedeuten hat und warum er der Schwarze Halken genannt wird.“
    „ Ich sollte ihn vielleicht einfach mal danach fragen.“
    „ Davor würde ich mich hüten. Wenn es um ihre Namen geht, können Orks ziemlich empfindlich sein.“
    „ Und hast du keine Angst, dass er mitkommt um … also ich weiß nicht, wie ich das sagen soll.“
    Sarn lachte. „Du meinst der Rat hat ihn geschickt, um auf uns aufzupassen?“
    „Zumindest so was in der Art.“
    „ Nein, die Idee uns zu begleiten ist ganz allein auf dem Mist der Orks gewachsen und die Orks lassen sich nicht vom Rat in die Suppe spucken. Ihre Motivation ist vielleicht nicht immer nachvollziehbar, aber zumindest ist sie ehrlich. Den Halken bei uns zu haben, kann uns nur helfen. Wo der hinhaut wächst kein Gras mehr. Allerdings scheint er nicht besonders intelligent zu sein. Ich glaube früher oder später wird uns das in Schwierigkeiten bringen, wenn wir ihn nicht im Auge behalten. Aber mach dir darüber jetzt keine Gedanken, das Ritual beginnt bald und wir sind noch nicht fertig vorbereitet.“
    Sarn zog seine beste Robe an und suchte eine weitere für Erich heraus, die ihm zwar ein wenig zu groß war, aber eine gewisse Festlichkeit verbreitete. Dann machten sie sich gemeinsam auf den Weg hinunter in die große Halle.
    Vor dem Eingang wimmelte es von gefährlich aussehenden Orks und Erich musste sich zusammenreißen um sich zwischen ihnen hindurch zu trauen. Den Schwarzen Halken konnte er nirgends entdecken.
    Er war in Hornhus natürlich auch schon zuvor einige Male Orks begegnet, aber er hatte ihnen nie über eine natürliche Neugier hinausgehende Beachtung geschenkt. In seinem Dorf hatte man sich die abenteuerlichsten Geschichten über diese Marodeure und Streuner erzählt und die Vorstellung von sabbernden, bluttriefenden Monstern hatte sich seither so tief in seine Vorstellung eingegraben, dass er ihr selbst dann nicht entkommen

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