Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)
der Asseln hinter uns her, aber die meisten hatten sich inzwischen an der Schale versammelt, die nun vollends unter ihnen verschwunden war. Ich spürte einen seltsamen Druck und wurde aus Erichs Körper geschleudert.
„Danke.“, sagte er ohne den Blick von den Asseln abzuwenden und bevor Sarn etwas sagen konnte rief er ihm zu: „Da war etwas in der Schale. Wie ein Fenster oder ein Spiegel. Ich konnte eine Halle sehen so wie diese hier und da waren eine ganze Menge Gestalten, die ich nicht genau erkennen konnte. Ich glaube es waren Dämonen.“
„ Das kannst du alles später erzählen, jetzt sollten wir erst mal schleunigst zusehen, dass wir hier rauskommen.“
Der Halken trat eine letzte anstürmende Assel zurück in den Saal, Sarn ließ die Feuerschale fallen und ohne ein weiteres Wort machten wir uns zusammen mit der Elfe und Dutzenden anderen auf den Weg nach oben.
Inzwischen waren bewaffnete Orks auf dem Weg nach unten, die als erstes dafür sorgen würden, die Verletzten aus dem Saal zu bringen, um danach mit den Asseln aufzuräumen. Nicht dass die Hürnin meines Wissens bereits jemals in einer solchen Situation gewesen wären, aber zumindest die Orkwachen beherrschten noch immer die Grundlagen, die jeder Krieger beherrschen sollte: Zuerst musste man sich einen Überblick über die Lage verschaffen, dann die eigenen Truppen in die beste Position bringen und dann handeln ohne sich selbst zu gefährden. So lange die Asseln sich nur um das Blut in der Schale kümmerten, war es einfach eine nach der anderen mit Speeren zu erlegen, sobald niemand mehr in der Nähe war, den man damit in Gefahr bringen würde.
Sarn und die anderen hatten im Moment aber ganz andere Probleme, als sich darüber Sorgen zu machen.
„Danke für eure Hilfe. Wir brechen auf der Stelle auf, wer weiß, was sonst noch passieren wird. Halken, wir treffen uns am Ausgang des Tunnels zum Moor. Und du, Frau ...“
Die hagere Frau, die sich gerade Schleim und Innereienreste von ihren Unterarmen wischte, wandte sich mit einem Kopfnicken Sarn zu. „Ich bin Sirr.“ Irgendwie schaffte sie es diese Geste, die eigentlich höflichen Respekt zeigen sollte in ihr genaues Gegenteil zu verkehren.
Sarn nickte irritiert. „Danke Sirr. Du hast uns sehr geholfen, aber ich fürchte wir haben keine Zeit dir dafür angemessen zu danken.“
Sirr machte ein Geräusch, das alles von einem Lachen bis zu einem Fluch sein konnte.
„Da liegst du falsch. Denn ich werde euch begleiten. Das ist der von mir erwählte Lohn. Ihr steht in meiner Schuld.“
Das meinte sie vollkommen ernst. Sie sah nicht so aus, als hätte sie jemals in ihrem Leben einen Scherz gemacht. Sarn und der Halken wechselten einen eiligen Blick, dann gab Sarn nach: „Also gut. Beeil dich und pack deine Sachen, wir werden nicht auf dich warten, wenn du zu spät kommst.“
Sirr lächelte, dass es Erich eiskalt den Rücken herunterlief. Erst jetzt bemerkte er, dass sich die Farbe ihrer Augen von einem dunklen Grau zu einem fast spiegelndem schwarz geändert hatte. Lag das nur am Licht, oder hatte sie jetzt tatsächlich eine andere Augenfarbe?
„ Ich habe alles bei mir, was ich für die Reise brauche.“, erwiderte sie gelassen. Dabei trug sie noch nicht einmal Schuhe.
„ Dann solltest du zumindest dein Haus über deine Abreise informieren.“, sagte Sarn.
Sirr neigte zur Antwort den Kopf, was eine stumme Verneinung oder einen schiefen Blick auf Sarn bedeuten mochte und beschleunigte ihren Schritt, um für eine Weile irgendwohin zu verschwinden. Sarn brummte etwas und beachtete sie nicht weiter.
„Was ist sie?“, fragte Erich flüsternd, als sie wieder im bewohnten Teil der Stadt waren. Inzwischen war ganz Hornhus auf den Beinen, entweder um bewaffnet in die große Halle zu eilen oder die neuesten Nachrichten darüber auszutauschen, was gerade dort unten geschah und warum. Ein paar Mal deutete jemand auf sie und es wurden auch ihre Namen gerufen, aber Sarn hielt nicht an, um sich die Vorwürfe oder Fragen anzuhören, die man vor sie bringen mochte.
Als Antwort auf Erichs Frage zuckte er mit den Schultern. „Eine Art von Elfe, nehme ich an, aber ich weiß es nicht. Ich hatte nie viel Kontakt mit den Elfen. Sie leben sehr zurückgezogen. Noch zurückgezogener als die … “
„Sie ist eine Elfenhexe.“, antwortete der Halken grollend und man konnte hören, dass er für Elfenhexen nicht viel übrig hatte.
Aber was er sagte stimmte. Im Kristallgefüge war deutlich zu erkennen
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