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Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Keller
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bis hinauf zu den Knien nass und voller Schlamm, aber Sirr hatte nie Mühe festen Schritt zu finden.
    Erich hatte nicht danach gefragt, wo sich der erste Rastplatz befand, oder wann sie ihn erreichen würden aber im Moment war es ihm auch ziemlich egal. Er war froh aus Hornhus heraus und von Asseln, blutigen Schalen und Verschwörungen gegen sein Leben weg zu sein, alles andere kümmerte ihn im Moment nicht. Auch wenn das meiste Blut inzwischen vom Regen aus seinem Haaren gewaschen war, konnte man ihm deutlich anmerken, dass das Erlebte jetzt erst langsam vollständig in sein Bewusstsein drang. Er hielt seinen Blick starr auf den Umhang des Halken gerichtet, war bleich und zitterte. Unter seinem Umhang hielt er seine linke Hand umklammert, die noch immer vom Schnitt mit dem Ritualmesser schmerzte.
    War es tatsächlich möglich, dass er als Hürnin einen Blick in die Welt der Dämonen geworfen hatte? Stimmte es, was Sirr gesagt hatte und meine Erinnerungen an den Unterricht und alles andere waren nichts als Einbildungen? Jetzt wo ich darüber nachdachte, konnte ich nicht sagen, was da eigentlich war. Wie sah meine Heimat aus? Wer waren meine Freunde gewesen, bevor ich hier her kam? Irgend etwas musste da doch sein! Ich strengte mich an, aber so sehr ich es auch versuchte, da war nur Leere. Keine Bilder von Freunden oder meiner Familie. Keine Namen von anderen Horndämonen. Noch nicht einmal ein Gefühl dafür, wer ich gewesen sein mochte. Enttäuscht gab ich auf und versuchte statt dessen mehr über die Horndämonen von Sirr und dem Halken herauszufinden. Vielleicht konnte ich ja von ihnen mehr erfahren.
    Sirrs Dämon war bisher wie derjenige von Sarn im Verborgenen geblieben, aber der des Halken war fast ständig für mich sichtbar und ununterbrochen damit beschäftigt, sich um das zahllose Getier zu kümmern, das auf, mit und von seinem Herrn lebte. Er hielt die Symbionten wie die Bürger einer Stadt unter Kontrolle und sorgte dafür, dass die Regeln des Zusammenlebens eingehalten wurden. Auch wenn er keinen Körper hatte, gelang es ihm eine Verbindung mit ihnen einzugehen und sie dazu zu bringen, genau das zu tun, was er wollte. Er musste das inzwischen schon so lange machen, dass er selbst zu einer Art Symbiont geworden war und ich fürchtete, dass es mit seiner Intelligenz nicht allzu weit her sein konnte. In diesem Punkt passte er perfekt zu seinem Herrn.
    Interessanter waren die Dämonen, die ich bisher noch nicht zu Gesicht bekommen hatte. Von Kerns Dämon wusste ich noch nicht einmal den Namen, obwohl er sich im Apfelhain bereits einmal gezeigt und mit mir gesprochen hatte. Von Sarns Dämon wusste ich immerhin, dass er Nuur hieß. Ihre Verschlossenheit irritierte mich, denn ich hatte nicht damit gerechnet von meinen Artgenossen so allein gelassen zu werden. Die Ursache war wohl weniger eine Feindschaft mir gegenüber, wie ich vermutete, sondern eine Resignation, die sich unter den Horndämonen ausgebreitet haben musste. Es wäre auch kein Wunder. Seit Jahrhunderten gehörten wir nicht mehr in diese Welt und hatten in ihr keine große Aufgabe mehr zu erfüllen. Es musste den meisten wie eine Strafe vorkommen für ein Hürninleben an diesen Ort verbannt zu sein, der für uns so feindselig war wie die Wüste für einen Fisch. Selbst in den Tagen direkt nach dem Pakt waren wir hier bestenfalls Gäste. Aber reichte das als Grund bereits aus? Warum schwiegen sie also?
    Nachdem Erich mich gerufen hatte war alles so klar und einleuchtend gewesen. Nicht zum ersten Mal regten sich Zweifel in mir und während Erich mit Sirr und dem Halken über die verschlungenen Pfade stapfte, die durch das Moor führten, konnte ich mich sogar dazu durchringen, mit dem Dämon des Halken zu sprechen. Wie ich befürchtet hatte, war er wirklich nicht besonders schlau.
    „ K einer kann sich erinnern. “, sagte er, während er einer Raupe half, ihren Platz auf dem Kopf des Halken wiederzufinden. „ Wir erfüllen den Pakt, sie erfüllen den Pakt und das ist es. Nein, mein Kleiner, da musst du lang. Ja, so ist es gut. “
    „ Aber woher wissen wir, was der Pakt eigentlich beinhaltet? “
    Der Dämon sah mich verständnislos an.
    „ Ich meine: Woher wissen wir, was unsere Aufgabe ist? Ich habe den Pakt noch nirgends aufgeschrieben gesehen. “, sagte ich.
    „ Du kannst lesen? Ist das nicht furchtbar schwierig? Ist auch egal. Sie geben ihr Blut, wir geben unsere Kräfte. Aber nicht alle. “
    „ Der Hund hat zu schweigen, wenn sein Herr

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