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Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Keller
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wirklich ein Geist in dem Berg? Ich habe noch nie von so etwas gehört.“, sagte Erich schüchtern.
    „ Ja, es lebt wirklich ein Geist in diesem Berg. Ob 'Geist' das richtige Wort dafür ist, weiß ich nicht. Es ist ein mächtiges Wesen, das sich in der Regel damit zufrieden gibt in der Glut im Inneren des Vulkans zu schlafen, manchmal aber aufwacht, um dann herauszukommen und alles in weitem Umkreis zu verwüsten.“
    „ Und mit Opfern kann man diesen Geist besänftigen?“
    „ Zumindest waren die Asche davon überzeugt und es scheint lange gut gegangen zu sein, aber ich glaube nicht, dass es einen großen Unterschied gemacht hat. Es gab früher schon andere Völker, die jedes Jahr viele Menschen geopfert haben, sei es offen oder im Verborgenen und noch nicht einmal sie wurden auf Dauer von der Willkür dieser mächtigen Wesen verschont.“
    „ Was ist passiert, nachdem du versucht hast, den Geist im Berg zu wecken?“
    „ Meine Tat blieb nicht lange unentdeckt, also bin ich geflohen. Zuerst nach Süden, bis ich auf einen schmalen Ausläufer des Meeres stieß und dann weiter die Küste entlang nach Nordwesten bis zum Sommerfeld.“
    „ Du warst schon einmal dort? Du hast es gesehen?“, fragte Sarn überrascht.
    „ Nur von weitem. Ich habe einen großen Bogen darum gemacht, auch wenn es mich viele Tage und fast das Leben gekostet hat. Und jetzt, da wir Chulak abgehängt haben, sollten wir das auch tun. Wir könnten der Straße nach Osten folgen und die Ruinen der Stadt durchqueren, die dort liegt.“
    „ Geht die Straße danach weiter?“
    „ Nein. Sie endet in der Stadt und es ist zugegebenermaßen nicht ganz einfach, das Hügelland dahinter zu durchqueren, aber dort werden wir es höchstens mit Wölfen zu tun bekommen und nicht mit dem, was sich auf dem Sommerfeld herumtreibt.“
    „ Angeblich darauf herumtreibt.“, erwiderte Sarn.
    „ Du kannst nicht so naiv sein, dass du annimmst, all die Geschichten hätten keinen wahren Kern. Du sprichst doch selbst immer davon. Seit Menschengedenken hat sich niemand mehr auf das Sommerfeld gewagt, der davon erzählen konnte. Noch nicht mal in dessen Nähe!“
    „ Dann wird es vielleicht Zeit, dass es jemand tut.“
    „ Aber was spricht dagegen weiter nach Osten zu gehen und dann erst nach Süden, so wie Sirr es getan hat?“, fragte Erich.
    „ Die Küste ist dicht besiedelt und es wird einige Zeit dauern, bis wir das Hügelland hinter uns gelassen haben. Ich will nicht riskieren vom Einbruch des Winters überrascht zu werden.“, wies ihn Sarn zurecht. „Außerdem will ich nicht auf jemanden angewiesen sein, der uns mit einem Boot über die Speerbucht übersetzen kann. Sie ist zu breit für eine Brücke oder ein Floß.“ Die Speerbucht musste der Meeresarm sein, von dem Sir gesprochen hatte.
    „ Lieber sollen wir das Sommerfeld riskieren?!“, fragte sie spöttisch.
    Sarn nickte ernst. „Ja. Was passieren wird, wenn wir irgendwo eingeschneit werden oder jemand uns in einer Stadt als Hürnin erkennt, wissen wir. Ob das Sommerfeld wirklich gefährlich ist, wissen wir hingegen nicht. Außerdem habe ich Kern mein Versprechen gegeben.“
    „Pah! Wir wissen nur nicht, wie gefährlich es ist, aber wir wissen dass es gefährlich ist. Meinetwegen. Ihr werdet es selbst sehen, wenn wir in die Nähe kommen. Verlangt dann bloß nicht von mir, dass ich euch beistehe. Auf dem Sommerfeld gibt es weder Gesetz noch Mitgefühl.“
    „ Was werden wir zu sehen bekommen?“, fragte Erich mit einem leichten Schaudern.
    Sirr sah ihm tief in die Augen und er senkte den Kopf.
    „Wir werden sehen, dass das Feld nachts von glühenden Nebeln erleuchtet wird, der Regen nach oben fällt und die Zeit selbst ihren Lauf verändert und sich ständig ein neues Bett schafft, in dem sie fließen kann. Man muss aufpassen nicht dem Wahnsinn zu verfallen.“, raunte Sirr.
    „ Das Feld wird uns schnell und lautlos reisend sehen.“, brummte der Halken. „Es wird uns passieren lassen und seinen Wahnsinn für sich behalten.“
    „ Hoffen wir, dass du Recht behältst, Halken.“, erwiderte Sirr und damit war das Thema fürs erste beendet, auch wenn jeder von ihnen das Für und Wider weiter in seinen Gedanken abwog. Erich war geteilter Meinung. Er war klug genug, um sich nicht unnötig in Gefahr bringen zu wollen, aber dennoch übte das Sommerfeld eine Faszination auf ihn aus, der er kaum widerstehen konnte.
    Da sie alle müde waren wickelten sie sich fester in ihre Decken und versuchten zu

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