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Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Keller
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fragte Erich nicht zum ersten Mal. Und wie schon die Male zuvor lautete Sarns Antwort: „Keine Ahnung. Wir sind recht weit nach Norden getrieben worden und die Karten von dieser Seeseite wären auch dann ungenau, wenn sie nicht überflutet wäre. Wir werden noch eine ganze Weile unterwegs sein.“
    „ Aber nicht am Seeufer.“, wandte Sirr plötzlich ein.
    Sie blieben stehen, um sich den Schweiß vom Gesicht zu wischen und Sirr zu fragen, was sie damit meinte.
    „Etwas weiter südlich stößt eine Straße auf den See, die nach Osten und hinunter zum Pass führt.“
    „ Eine Straße? Auf keiner der Karten habe ich eine Straße gesehen.“
    Sirr lächelte ihr spöttisches Lächeln. „Sie ist da, keine Sorge.“
    „Warum bist du dir da so sicher?“
    „ Weil ich sie selbst beschritt, als ich nach Hornhus kam. Es ist eine sehr alte Straße, die gebaut wurde, lange bevor das Land hier Teil des Hürninreiches war und wahrscheinlich lange bevor sich hier ein See bildete. Es heißt, dass sie immer noch eine verfallene Stadt in den Hügeln mit ihrem versunkenen Gegenstück hier im See verbindet.“
    „ Wenn sie so alt ist, kann sie unmöglich noch begehbar sein. Die Büsche hätten mittlerweile ganze Städte überwuchert.“
    Wieder lächelte Sirr. „Diese Straße nicht. Sie ist da.“
    Erich fragte sich, ob Sirr nach dieser Straße Ausschau gehalten hatte, als sie auf den Baum gestiegen war, aber er kam zu dem Schluss, dass noch nicht einmal ihre Augen so gut sein konnten, dass sie eine weit entfernte Straße inmitten eines Meers aus Ästen und Blättern entdecken könnte.
    Dennoch behielt sie Recht. Nachdem sie eine weitere unerquickliche Nacht zwischen den Büschen verbracht hatten, stießen sie auf eine Straße in west-östlicher Richtung, die geradewegs aus dem Dickicht herausführte und im See verschwand. Sie bestand aus sorgfältig verlegten Platten, in die sich unzählige Wagenräder eingegraben hatten. In regelmäßigen Abständen säumten kniehohe Stelen ihren Rand. Die Straße sah recht gewöhnlich aus, aber trotzdem konnte Erich nicht verhindern, dass ihm eine Gänsehaut den Rücken hinunter lief, als er sie betrat.
    Der Halken und sein Dämon reagierten noch stärker auf die Straße. Mit angewidertem Gesicht betrat der Ork die Platten. Erst als sie schon eine ganze Weile auf ihr unterwegs waren, erkannte Erich, warum er allen Grund dazu hatte misstrauisch zu sein: Die Steinplatten waren nicht nur frei von jeglicher Vegetation, sondern auch frei von Mücken. So lange sie auf der Straße blieben, waren sie vor den Quälgeistern in Sicherheit, selbst wenn sie nur einen Schritt von ihnen entfernt über den Büschen tanzten. Und der Dämon des Halken hatte alle Hände damit zu tun die Parasiten seines Herrn am weglaufen zu hindern.
    Erich merkte die Kraft der Straße besonders drastisch, als er einmal in die Büsche hinaustrat, um seine Blase zu erleichtern und auf der Stelle ein Dutzend neue Stiche zählen konnte.
    Es dauerte nicht lange bis, die ersten der Tiere des Halken starben und der Ork es vorzig neben der Straße durch die Büsche zu laufen.
    Ich versuchte herauszufinden, welcher Zauber dahinter steckte, aber ich war nicht in der Lage etwas Ungewöhnliches im Kristallgefüge festzustellen.
    Was auch immer der Grund sein mochte, keiner außer dem Halken war unglücklich darüber und da die Sonne jetzt von einem wolkenlosen Himmel auf sie herunter brannte, waren ihre Schuhe und Rucksäcke schnell wieder trocken, während sich auf ihren Oberkörpern der Schweiß sammelte. Erich zog für kurze Zeit sogar sein Hemd aus, bis er von Sarn darauf hingewiesen wurde, dass er davon bald einen Sonnenbrand bekommen würde. Es dauerte nicht lange und er sehnte sich nach dem kühlen Wasser des Sees.
    Weil sie nur auf der Straße vor den Mücken und anderen Tieren geschützt waren, verbrachten alle außer dem Halken auch die Nacht dort, aber sie fanden nur wenig mehr Ruhe als die beiden Nächte zuvor in den Büschen. Was auch immer die Mücken von den alten Steinplatten fern hielt, es legte sich auch wie eine bleierne Faust um ihren Schlaf und umhüllte ihn mit schlechten Träumen.
    Wenn er nicht Wache hielt, plagten auch Erich Alpträume, an die er sich nach dem Aufwachen nicht mehr erinnern konnte und den anderen ging es ähnlich. Nur Sirr schlief ruhig wie immer und lächelte manchmal im Schlaf ihr kaltes Lächeln. Der Halken schnarchte währenddessen leise vor sich hin. Erich war ein paar Mal nahe dran ihn zu

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