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Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi

Titel: Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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–?«, begann Sharif, fuhr dann wie von einem Peitschenhieb getroffen zusammen und starrte Andrej an.
    Für einen unendlich kurzen Moment, doch trotzdem unübersehbar, loderte blankes Entsetzen in seinen Augen.
    Dann aber gewann seine gewohnte Selbstbeherrschung wieder die Oberhand. »Das glaube ich nicht.«
    »Dann geh hin und frag sie selbst«, sagte Abu Dun.
    »Aber nimm das hier mit. Sie wird es brauchen.« Er warf Sharif ein Säckchen mit Kat zu, doch der Hauptmann sah nicht in seine Richtung, und es fiel zu Boden und platzte auf. »Ist das wahr?«, fragte Sharif. Andrej nickte nur, und Sharif schwieg für eine kleine Ewigkeit. Schließlich nickte er grimmig. »Dann haben wir jetzt noch einen Grund mehr, den Machdi zu finden«, sagte er.

Kapitel 23
    Er hatte noch dreimal versucht, mit Murida zu sprechen, und nachdem er die beiden ersten Male an den Wachen gescheitert war, die Sharif vor ihrem Zelt postiert hatte, wurde er beim dritten Anlauf durchgelassen – vermutlich nachdem Sharif selbst ihnen einen entsprechenden Befehl erteilt hatte.
    Nicht, dass es irgendetwas nutzte. Murida blieb keine andere Wahl, als ihn zu empfangen und sich anzuhören, was er zu sagen (und ihr vorzuhalten) hatte, doch sie schwieg so beharrlich, dass er sich schließlich närrisch vorkam und ging, um eine unruhige kurze Nacht in einem Zelt zuzubringen, in dem Abu Dun laut genug schnarchte, um vermutlich noch in Konstantinopel gehört zu werden.
    Als er erwachte, müder als zuvor, trug das, was er sah, auch nicht gerade dazu bei, seine Stimmung zu heben: Obwohl die Sonne noch nicht einmal ganz aufgegangen war, war die durchgelegene Pritsche neben ihm leer und Abu Dun offenbar schon aufgewacht und gegangen (was ihn eher erleichterte), und durch den dünnen Stoff des Zeltes drangen aufgeregte Rufe. Andrej warf noch einen nachdenklichen Blick auf den leeren Schlafplatz neben sich und fragte sich, ob er nicht froh sein sollte, dass Abu Dun nicht mehr da war, schob den Gedanken dann aber beiseite.
    Stattdessen verließ er das Zelt und erblickte genau das, was er nach dem Stimmengewirr erwartet hatte, auch wenn es deutlich friedlicher zuging, als er befürchtet hatte. Was vielleicht auch daran lag, dass Abu Dun nicht in Sichtweite war. Überall waren Männer in schwarzen Mänteln damit beschäftigt, Zelte abzubauen und das wenige an Ausrüstung zusammenzupacken, das ihnen geblieben war. Im aufweichenden Grau der kurzen Dämmerung sah er eine Anzahl dreieckiger Segel auf dem Fluss.
    Sein nächster Gedanke galt Murida, doch als er nach Sharifs Zelt Ausschau hielt, war es bereits verschwunden. Immerhin gewahrte er Sharif selbst unweit des Ufers, der gerade damit beschäftigt war, seinen Männern gestenreich Anweisungen zu erteilen. Mit schnellen Schritten ging er zu ihm. Sharif wirkte wenig begeistert, ihn zu erblicken-Andrej sah ihm an, dass er einen Moment lang ernsthaft überlegte, ihn einfach zu ignorieren, sich dann aber doch dagegen entschied und stirnrunzelnd zu ihm wandte.
    »Wohin habt Ihr das Mädchen gebracht?«, fuhr ihn Andrej an.
    Sharif zog die Mundwinkel nach unten. »Ja, ich freue mich auch, Euch zu sehen, Andrej«, sagte er. »Ich hoffe, Ihr habt einigermaßen gut geschlafen?« »Mit Abu Dun in einem Zelt? Wo ist das Mädchen?« »In Sicherheit«, sagte Sharif. »Vier meiner besten Männer bewachen sie, keine Sorge.« Er machte eine Kopfbewegung zum Fluss hin. »Ihr könnt mit ihr sprechen, wenn Ihr wollt. Vielleicht freut sie sich ja mehr, Euch zu sehen, als es bei mir der Fall war.« Andrej verspürte Erleichterung, versuchte aber, sich nichts anmerken zu lassen. »Habt Ihr die Spur der Machdiji gefunden?«
    »Das war nicht besonders schwierig.« Sharif wirkte überrascht von der Frage, schickte aber die beiden Janitscharen weg, mit denen er zuvor geredet hatte, und lud Andrej dann mit einer Geste ein, ihm zu folgen. Langsamer als notwendig schlenderten sie zum Fluss hinab, während Sharif in die entgegengesetzte Richtung wies, nach Osten und damit dem bevorstehenden Sonnenaufgang entgegen. Im grauen Zwielicht der Dämmerung erkannte Andrej die Umrisse der drei gewaltigen Pyramiden, als wären sie groß (und alt) genug, dass sie kein Licht benötigten, um einen Schatten zu werfen.
    »Sie haben sich nach Süden gewandt, wie ich erwartet habe«, fuhr Sharif in angeregtem Plauderton fort. »Wenn sie die ganze Nacht durchmarschiert sind, dann dürften sie schon einen gehörigen Vorsprung haben. Aber der Marsch hat sie auch

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