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Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi

Titel: Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sagte Sharif. Er klang beunruhigt, fand Andrej. »Wir sind allein.« »Und du willst nicht verstehen!« Muridas Augen blitzten vor Zorn, und Andrej spannte sich fast unmerklich an, als er die winzigen Veränderungen in ihrer Körpersprache registrierte und ihren wachsenden Zorn. »Ich habe nichts gespielt! Der Machdi hat mir die Augen geöffnet, das ist die Wahrheit!«
    »Und was siehst du nun?«, erkundigte sich Abu Dun.
    »Mehr, als mir lieb ist, schwarzer Mann!«, fauchte Murida.
    »Ich sehe ein Land, das ausgebeutet wird, und ein Volk, das schon so lange von fremden Herrschern geknechtet wird, dass es verlernt hat, um seine Freiheit zu kämpfen!«
    »Amen«, fügte Abu Dun hinzu.
    »Du weißt nicht, was du da sagst«, sagte Sharif traurig.
    »Du solltest dich selbst hören!«
    »Mir war noch nie so klar, was ich rede«, erwiderte Murida kopfschüttelnd. Ihre Hand klatschte auf den Dolchgriff an ihrem Gürtel, und Andrej spannte sich nicht nur weiter, sondern fragte sich auch, warum Sharif ihr gestattete, eine Waffe zu tragen. Dass er das Mädchen liebte, als wäre es seine eigene Tochter, sollte ihn nicht dazu verleiten, leichtsinnig zu werden. Schließlich war er kein Dummkopf.
    »Macht euch ruhig lustig über uns. Am Ende wird er obsiegen, und dieses Land wird wieder den Platz in der Welt einnehmen, der ihm zusteht!«
    »Obsiegen«, wiederholte Abu Dun, während er genüsslich ein weiteres grünes Blatt mampfte. Er nickte anerkennend.
    »Ich wusste ja gar nicht, dass du so komplizierte Worte kennst.«
    »Spotte du nur«, grollte Murida. »Du wirst schon sehen, was du am Ende davon hast.«
    »Ein gutes Gefühl«, feixte Abu Dun. »Ganz im Gegensatz zu deinem Machdi, Mädchen, denn wenn wir erst einmal –«
    »Das ist genug«, unterbrach ihn Sharif. »Wir haben keine Zeit für solche Albernheiten.« Er bekräftigte seine Worte mit einem ärgerlichen Blick in Abu Duns Richtung, bevor er sich wieder an Murida wandte. »Du kennst den Machdi also. Persönlich, meine ich.«
    »Genau wie du«, antwortete Murida. »Und ihr auch, Andrej und Abu Dun. Ihr seid ihm schon begegnet.« »Wer ist es?«, fragte Sharif scharf. Murida schüttelte nur den Kopf. Und Abu Dun fügte hinzu: »Er war auf dem Schiff, habe ich recht?« »Und kaum weiter entfernt von euch als ich jetzt, bestätigte Murida. »Du hast sogar die Klinge mit ihm gekreuzt. Er hat es vorgezogen, dich am Leben zu lassen. Ich weiß zwar nicht, warum, doch ich respektiere seine Entscheidung.« »Ja, und gleich wirst du uns noch erzählen, dass –«, begann Abu Dun, und wieder brachte Sharif ihn mit einer unwilligen Geste zum Verstummen. »Wirst du uns zu ihm bringen?«, fragte er Murida. Murida lehnte dieses Ansinnen natürlich nicht nur ab, sondern tat es auch mit Worten von geradezu erlesener Spitzfindigkeit. Andrej hatte nicht damit gerechnet, dass sie sich anders als feindselig ihnen gegenüber verhalten würde. Doch tief unter dem Zorn und der Enttäuschung über ihre Gefangennahme und die verheerende Niederlage ihrer Verbündeten war noch etwas, etwas Schlimmes, das sie von der alten Murida unterschied, die er aus Konstantinopel kannte. Ihre Augen waren schwarz vor Wut, und auch wenn er spürte, dass sie das Messer nicht ziehen würde, hatte sich ihre Hand doch fest genug um den Dolchgriff geschlossen, dass die Knöchel wie weiße Narben durch die Haut stachen. Ihr Blick flackerte, und ihre Bewegungen waren so ruckartig und fahrig wie die einer Betrunkenen, doch zugleich hatte er das Gefühl, dass sie all ihre Kraft brauchte, um nicht Abu Dun, Sharif oder ihm an die Kehle zu gehen.
    Wortlos nahm er Abu Dun den Beutel mit Kat aus der Hand, hielt ihn Murida hin und machte eine auffordernd befehlende Geste. »Nimm etwas davon!« Abu Dun grunzte mit gespielter Empörung und tat so, als wollte er ihm den Beutel wieder entreißen, und Sharif musterte ihn verblüfft. Einzig Murida zeigte keine Reaktion, sah man von einem verächtlichen Hochziehen der Augenbraue ab. »Wie kommst du darauf, dass ich so etwas Dummes tun könnte?«, fragte sie. »Weil du es brauchst?«, schlug Abu Dun vor. Murida ignorierte ihn. »Und wenn nicht?« Andrej schloss die Faust zwar ein wenig fester um das Säckchen, zog den Arm aber nicht zurück. »Du hast gesehen, was passiert, wenn du dein Kat nicht rechtzeitig nimmst. Gestern hattest du Glück und bist einfach nur ohnmächtig geworden, aber es könnte dir auch so ergehen wie Abu Dun am Hofe deines Vaters … und das vor all diesen

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