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Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi

Titel: Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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des Bootes, schickte lodernde Flammenarme in alle Richtungen und wurde zu wirbelndem schwarzem Rauch, noch während sich die beiden Daus von der Druckwelle wie vom Faustschlag eines unsichtbaren Riesen getroffen auf die Seite legten und ihre Besatzungen abschüttelten. Brennende Gestalten stürzten ins Wasser, schreiend und in Agonie um sich schlagend oder reglos, von fliegenden Splittern oder der puren Hitze getötet. Noch bevor das Grollen der Explosion ganz verklungen war, kollidierte ein zweites Schiff der Angreifer mit einer weiteren Dau. Eine Gestalt in einem schwarzen Mantel richtete sich in ihrem Heck auf und sprang auf das andere Boot, ein bauchiges Fass unter dem Arm und eine brennende Lunte in der Hand. Ein halbes Dutzend Schüsse traf den Mann, noch bevor sein Fuß das Deck berührte, doch seine Mörder überlebten ihn nicht einmal so lange, wie sein Körper brauchte, um zusammenzubrechen. Das Pulverfass in seinen Armen explodierte und riss das komplette Heck des Schiffes in Stücke. Als wäre das dem in Raserei verfallenen Schicksal noch nicht genug, flog der Mast wie ein brennender Speer davon, durchbohrte den Rumpfeines weiteren Schiffes und setzte dessen Segel und zwei Männer in Brand.
    »Allah«, flüsterte Sharif entsetzt.
    Doch falls Allah von der Szene überhaupt Notiz nahm, dann zog er es vor, sich nicht einzumischen.
    Auch die dritte Dau rammte eines ihrer Schiffe und setzte es in Brand. Die vierte brach im letzten Moment auseinander, von Hunderten kieselsteingroßer Kugeln buchstäblich in Stücke geschossen. Nur ein einzelner Mann ihrer Besatzung überlebte und arbeitete sich mit den mühsamen Schwimmbewegungen eines zu Tode Erschöpften auf eine weitere Dau zu. Er trug etwas auf dem Rücken, das Andrej nicht genau erkennen konnte, doch als er sein Ziel erreichte, explodierte es, und dieses Mal war es, als hätte der ganze Fluss Feuer gefangen.

Kapitel 26
    Selbst als sie schon lange wieder am Ufer waren, standen ölige schwarze Wolken über dem Fluss. Es stank nach brennendem Holz und kochendem Öl und versengtem menschlichem Fleisch und Schießpulver. Andrej glaubte immer noch die Schreie der Männer zu hören, die dort draußen bei lebendigem Leib verbrannt waren. Sharif hatte eines der Schiffe zurückgeschickt, um nach Überlebenden zu suchen, doch Andrej wusste, dass sie nichts finden würden. Selbst wenn irgendjemand das Inferno überlebt hatte, das die Machdiji dort draußen entfesselt hatten, so hatte er keine Chance, das Ufer zu erreichen. Zwischen den brennenden Wracks lauerte eine andere, eine lebendige Gefahr unter der Wasseroberfläche, hungrig und gierig.
    Er half den Männern, Abu Dun an Land zu bringen und im Schatten eines der wenigen Bäume, die dem Ansturm der Wüste trotzten, abzulegen. Ob der Nubier den Bewusstlosen nur spielte, konnte er im Moment nicht beurteilen, also eilte er zum Ufer zurück und suchte Murida.
    Sharif hatte darauf bestanden, sie erst an Land zu lassen, nachdem das Ufer in weitem Umkreis gesichert worden war, und schien sie wohl vergessen zu haben, denn Andrej kam gerade noch rechtzeitig, um sie davon abzuhalten, zwei unglückseligen Janitscharen die Augen auszukratzen, die sie am Verlassen des Bootes zu hindern versuchten.
    »Es ist gut«, sagte er. »Ich kümmere mich um sie.« Keiner der beiden Männer widersprach oder zog seine Autorität in Zweifel. Beide hatten es sehr eilig, das Mädchen in seine Obhut zu übergeben und verschwanden dann schnellen Schrittes. Andrej blickte ihnen irritiert nach.
    »Um unser Gespräch von vorhin fortzusetzen, Ungläubiger«, sagte Murida, die ihm die Hand entgegenstreckte, damit er ihr von Bord half. Doch Andrej ignorierte sie. »Glaubst du mir vielleicht jetzt, dass der Machdi seine treuen Anhänger nicht im Stich lässt?« Eigentlich hätte Andrej zornig reagieren müssen oder doch wenigstens angemessen empört, aber das einzige Zeichen von Missbilligung, dass er sich gestattete, war ein halblautes resigniertes Seufzen. »Weißt du, wie viele seiner treuen Anhänger gerade dort draußen gestorben sind?«, fragte er. »Ich habe nicht mitgezählt, aber es waren viele. Du?« »Nein«, antwortete Murida. »Und sie sind nicht umsonst gestorben. Das hier ist ein Krieg, Andrej, hast du das immer noch nicht begriffen? Und in einem Krieg sterben Menschen.« »Nicht so«, antwortete Andrej. Wieder reichte Murida ihm die Hand und sah fast vorwurfsvoll auf die gut anderthalb Meter Wasser hinab, die die Dau noch vom Ufer

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