Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi

Titel: Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Frage.
    »Ich wünschte, es wäre so«, erwiderte Andrej.
    »Allerdings wären Abu Dun und ich dann wohl kaum hier, meint Ihr nicht auch?«
    Sharif machte sich nicht einmal die Mühe, darauf zu antworten. »Ich habe von …«, er warf ihm einen sonderbaren Blick zu, »… von Männern wie euch gehört.
    Aber ich hätte nicht gedacht, dass es sie wirklich gibt.«
    »Ungläubige?« Andrej nickte. »Es gibt sie. Es gibt sogar ganze Länder, die voll von ihnen sind. Ihr wärt überrascht, glaubt mir.«
    »Dabei weiß nahezu jeder, dass es euch gibt«, fuhr Sharif unbeirrt fort. »Sie erzählen von euch, abends an den Lagerfeuern und in kalten Winternächten und natürlich, um ihre Kinder zu erschrecken. Aber die meisten glauben nicht wirklich daran. Bis vor wenigen Tagen habe ich auch zu ihnen gehört.«
    »Und jetzt?«
    Sharif sah ihn immer noch nicht an, sondern blickte weiterauf den Fluss hinaus, und in Wahrheit wohl ins Nichts. »Jetzt frage ich mich vor allem, was ihr wirklich seid: Engel oder Dämonen.«
    »Weder das eine noch das andere, Hauptmann«, antwortete Andrej. »Ich glaub nicht an Engel. Und wenn der Teufel tatsächlich über eine Armee von Dämonen gebieten würde, meint Ihr nicht, dass er die Welt dann schon längst erobert hätte?«
    »Und wer sagt Euch, dass das nicht schon der Fall ist, und wir es nur nicht wahrhaben wollen?«, gab Sharif zurück.
    »Hauptmann, bitte!« Andrej seufzte. »Was soll das? Mir steht nicht der Sinn nach solchen Spielchen.«
    »Spielchen?« Sharif riss seinen Blick nun doch von der Leere jenseits des Flusses los, drehte sich betont langsam zu ihm herum und sah ihm fest in die Augen. »Ist es das für Euch, Andrej? Ist das Leben meiner Männer nur ein Spiel für Euch?«
    »Wenn es so wäre, meint Ihr wirklich, ich würde diese Frage ehrlich beantworten?«
    »Nein«, sagte Sharif. Aber sagt mir trotzdem eines, Andrej: Ihr und Euer Freund, was seid Ihr? Dämonen oder Engel?«
    »Keines von beiden«, sagte Andrej. »Vielleicht sind wir einfach nur zwei Männer, die ein sonderbares Schicksal ereilt hat.«
    »Einfach so?«
    »Manche Dinge geschehen vielleicht einfach so«, bestätigte Andrej. »Auch ohne dass man dazu Gott oder den Teufel bemühen muss.«
    »Ihr glaubt nicht an sie?«
    »Wenn es dort draußen jemanden gibt, dann scheint er sich nicht sonderlich für das zu interessieren, was hier geschieht«, antwortete Andrej.
    »Ich habe einmal einen heiligen Mann aus deiner Heimat getroffen, Andrej«, sagte Sharif. »Einen weisen Mann, der mir etwas sehr Kluges gesagt hat. Er war der Meinung, dass es der größte Erfolg des Teufels war, uns glauben zu machen, dass es ihn nicht gibt.«
    »Und was hat er über den anderen gesagt?«
    Sharif griff nach dem Schwert an seiner Seite, führte die Bewegung aber nicht zu Ende, als er die Stimme als die Abu Duns erkannte, der sich ihnen trotz seiner enormen Größe lautlos genähert hatte. Nicht einmal Andrej hatte ihn kommen gehört.
    »Du hast dich … rasch erholt«, sagte Sharif, nachdem er seine Fassung zurückerlangt hatte. »Das freut mich.«
    »Was ich bezweifle«, erwiderte der nubische Riese schmatzend. »Und du hast meine Frage nicht beantwortet. Was hat der weise Mann über den anderen gesagt?«
    Sharifs Miene verriet nichts. Abu Dun griff unter seinen nassen Mantel, zog eine ganze Handvoll halb aufgeweichter Kat-Blätter heraus und stopfte sie sich in den Mund, sodass seine Worte kaum noch zu verstehen waren, als er fortfuhr: »Ich für meinen Teil habe jedenfalls mit beiden nichts zu schaffen. Dem einen habe ich meine Dienste angeboten, und er wollte sie nicht, und der andere hat sich nie bei mir gemeldet.«
    »Hüte deine Zunge, schwarzer Mann«, sagte Sharif, »bevor ich sie dir herausreiße. Und Ihr, Andrej«, fuhr er in eisigem Ton an Andrej gewandt fort, »passt besser auf Euren Weggefährten auf. Noch reden die Männer nur, aber bald werden sie anfangen, Fragen zu stellen. Und ich weiß nicht, was sie tun werden, wenn ich ihnen die falschen Antworten gebe.« Damit fuhr er herum und verschwand im Sturmschritt. Stirnrunzelnd sah Abu Dun ihm nach und fragte dann: »War das eine Drohung?« »Ich glaube schon.«
    »Dann sollte ich jetzt wohl Angst haben, oder?« »Ich an deiner Stelle hätte es«, erwiderte Andrej ernst.
    »Er hat recht, weißt du? Die Männer reden über uns.«
    »Das ist mein Spruch!«, beschwerte sich Abu Dun. »Nur, dass du ihn nicht beherzigst«, antwortete Andrej, dem es schwerfiel, ruhig zu bleiben.

Weitere Kostenlose Bücher