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Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi

Titel: Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Haut.
    Hatte Sharif gesehen, wie die Kugel sein Gesicht gestreift hatte?
    Ein einziger Blick in Sharifs Augen beantwortete diese Frage mit einem klaren Ja.
    »Abu Dun ist stark«, sagte er rasch, fast schon hastig.
    »Und er hat seit jeher das Glück gepachtet. Macht Euch keine Sorgen.«
    Sharif wollte etwas ganz anderes sagen, das sah nicht nur Andrej ihm an. Doch dann gewann wohl im letzten Moment noch einmal die Vernunft die Oberhand, und er nickte abgehackt. »So könnte man es nennen«, sagte er.
    »Auch wenn mir scheint, dass er ein ganz besonderes Abkommen mit Allah getroffen haben muss, so viel Glück, wie er hat.«
    »Vielleicht haben wir ja alle Glück gehabt, und die Machdiji sind einfach nur noch schlechtere Schützen, als wir dachten«, sagte Andrej.
    Sharifs Blick machte klar, was er von dieser Antwort hielt. Dennoch nickte er. »Oder ihre Gewehre sind noch schlechter, als ich gehofft habe.« Beide Hände auf den Oberschenkeln stemmte ersieh hoch, wollte noch mehr sagen, da peitschte ein Knall über das Wasser.
    Die Schüsse kamen vom Ufer, wie Andrej feststellte, im ersten Moment verwirrt, denn dort wurde nicht gekämpft.
    Die Reiter feuerten einfach nur in die Luft, wie um den vermeintlichen Sieg zu feiern. Aber ein solches Benehmen - und eine solche Verschwendung kostbarer Munition - war ganz und gar nicht die Art der Janitscharen. Dann registrierte er, dass die Männer aufgeregt auf den Fluss hinaus deuteten, fuhr herum und sog im gleichen Moment wie Sharif hörbar die Luft zwischen den Zähnen ein.
    Sie waren nicht mehr allein. Nur noch ein kleines Stück hinter ihnen und vom anderen Ufer kommend schössen gleich drei schlanke Boote mit geblähten dreieckigen Segeln und von zusätzlichen Rudern angetrieben auf Sharifs kleine Flotte zu. Ein graues Rauchwölkchen stieg über dem Bug des vorderen Schiffes hoch, erst danach wehte der Knall des Schusses über den Fluss heran. Die Kugel überwand nicht einmal die halbe Entfernung bis zu ihrem Ziel, bevor sie ins Wasser klatschte. Er hatte sich nicht geirrt: Die Machdiji waren tatsächlich miserable Schützen.
    Und wieder bewiesen sie, dass ihnen ihr eigenes Leben nichts wert war.
    Sharif hob beide Hände zu einem Trichter vor dem Mund, um einen Befehl zu schreien, doch das war gar nicht mehr nötig. Zuerst eines, dann zwei weitere ihrer Schiffe wechselten den Kurs, und die Männer an Bord eröffneten mit ihren Musketen das Feuer, wobei sie sich als ebenso hervorragende Schützen erwiesen wie die Machdiji als miserable. Schon der ersten Salve fielen zwei Gestalten in den schwarzen Mänteln der Aufständischen zum Opfer, trotz der noch großen Entfernung. Und -Zufall oder nichteine zweite krachende Salve riss das Segel der vordersten Dau in Fetzen, sodass sie augenblicklich langsamer wurde. »Aber was … soll denn das?«, murmelte Sharif. »Das … das ist doch Selbstmord!«
    Andrej konnte ihm nicht widersprechen. Wenigstens war nun klar, dass der Angriff, den Abu Dun und er gerade zurückgeschlagen hatten, ein reines Ablenkungsmanöver gewesen war, damit sie den eigentlichen Hinterhalt so spät wie nur möglich bemerkten. Was allerdings nichts daran änderte, dass auch dieser eigentliche Angriff nichts als der reine … »Ihr habt recht, Hauptmann«, sagte er. Wie hatte er nur so blind seine können? »Es ist Selbstmord. Und genau das soll es auch sein.«
    Sharif sah ihn verständnislos an, fuhr dann zusammen, wirbelte auf dem Absatz herum und riss die Hände abermals vor den Mund. »Zieht euch zurück!«, schrie er. »Lasst sie nicht herankommen!« Selbst wenn seine Worte nicht im Krachen der anhaltenden Musketensalven untergegangen wären, wäre es viel zu spät gewesen.
    Die beiden ungleichen Flotten näherten sich immer rascher. Eine der angreifenden Daus brannte, und auch von den Decks der anderen stieg grauer Rauch auf; Pulverdampf oder Rauch von schwelendem Holz, wo ganze Salven der glühend heißen Geschosse eingeschlagen waren. Nur noch sehr wenige Machdiji waren noch am Leben, und je mehr sich die Schiffe einander annäherten, desto zielsicherer trafen die Salven der Janitscharen.
    Doch das würde sie nicht mehr retten. Andrej wusste, was kam, und das war vielleicht das Schlimmste überhaupt: Das Unglück und den sinnlosen Tod so vieler Männer kommen zu sehen, ohne auch nur das Geringste dagegen tun zu können. Die brennende Dau schob sich zwischen zwei ihrer Schiffe und explodierte. Ein roter Feuerball verschlang das gesamte hintere Drittel

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