Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi

Titel: Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
»Was sollte dieser Irrsinn vorhin?«
    »Auf dem Schiff?« Abu Dun machte ein schuldbewusstes Gesicht. »Oh verzeiht, Massa! Dein unwürdiger Diener hat vergessen, dich um Erlaubnis zu fragen, ob er auf sich schießen lassen darf!«
    »Du weißt genau, wovon ich rede!«, zischte Andrej.
    »Der Mann im Wasser! Du hast seine Lebenskraft genommen!«
    »Was noch davon da war.« Abu Dun rülpste. »Nur ein Appetithappen. Eigentlich gerade genug, um mich erst richtig hungrig zu machen … und nur falls es dir nicht aufgefallen sein sollte, Hexenmeister: Der Kerl hat zuvor versucht, mich umzubringen.«
    Wider besseres Wissen versuchte Andrej es noch einmal mit Vernunft. »Was Hauptmann Sharif sagt, stimmt. Die Männer reden. Nicht erst seit heute, das ist wahr, und wir können sie nicht daran hindern, Dinge zu sehen, die sie besser nicht sehen sollten.«
    Abu Dun rülpste zur Bestätigung, schluckte dann kaum weniger laut und grub eine weitere Handvoll Kat aus seinem Mantel. Sein Vorrat schien unerschöpflich zu sein. »Wenn du es sagst«, nuschelte er. »Was regt Ihr Euch also auf, Sahib?«
    »Ich kann die Männer nicht daran hindern zu sehen, dass uns Kugeln und Klingen anscheinend nichts anhaben können«, antwortete Andrej ernst. »Wahrscheinlich halten sie uns längst für Dämonen oder böse Geister.« »Dschinn«, sagte Abu Dun. »In dieser Gegend nennt man so etwas Dschinn.« Ein weiterer, blubbernder Rülpser. »Glaube ich.«
    »Aber immerhin halten sie uns für Dämonen, die auf ihrer Seite sind«, fuhr Andrej fort. »Und auch wenn sie es niemals zugeben würden, sind die meisten wahrscheinlich insgeheim froh, dass wir bei ihnen sind.« »Vielleicht glauben sie ja, Allah hätte uns geschickt, um ihnen gegen den falschen Propheten beizustehen«, witzelte Abu Dun, aber Andrej nahm den scherzhaften Ton nicht auf. »Das werden sie ganz gewiss nicht mehr, wenn sie sehen, wie du einem Mann das Leben aussaugst. Wahrscheinlich werden sie dich dann eher für einen Vampir halten.«
    »Was ja irgendwie auch stimmt, nicht wahr?«, fragte Abu Dun. Wenigstens nahm Andrej an, dass er das sagte, denn er hatte sich den Mund so mit Kat vollgestopft, dass er kaum noch zu verstehen war. »Sie werden dich töten, Abu Dun, und mich gleich mit«, sagte Andrej ernst. »Und ich meine wirklich töten.
    Du weißt, wie Menschen sind, wenn sie etwas fürchten.«
    Er wedelte mit der Hand. »Vierteilen, enthaupten, in Stücke hacken und verbrennen, und das nicht unbedingt in dieser Reihenfolge.«
    »Ja, und um ganz sicherzugehen, werden sie unsere Asche vermutlich an die Krokodile verfüttern«, stimmte ihm Abu Dun zu. Die Vorstellung schien ihn zu amüsieren.
    »Nicht einmal Sharif könnte uns dann noch retten«, sagte Andrej. »Falls er es überhaupt will.«
    »Mach dir keine Sorgen, Hexenmeister«, beruhigte ihn Abu Dun. »Ich passe schon auf dich auf.«
    Er lachte, und das vielleicht ein wenig zu heftig, denn er verschluckte sich prompt, begann zu husten und rang keuchend nach Luft. Doch statt das Vernünftigere zu tun und das Kat auszuspucken, schluckte er es mühsam hinunter. Und es wurde nicht besser. Er hustete und würgte immer qualvoller, und seine Atemzüge wurden von einem schrecklichen nassen Röcheln begleitet. Schließlich machte er einen tollpatschigen Schritt zur Seite, fiel auf ein Knie herab und presste die Hand auf den Leib. Andrej sah diskret und ein wenig angewidert weg, als ersieh vorbeugte, um sich ausgiebig ins hohe Gras zu übergeben.
    Erst als die unangenehmen Geräusche aufhörten und sich Abu Duns keuchende Atemzüge wieder einigermaßen beruhigt hatten, sah er mit sehr wenig Mitleid auf den Nubier hinab.
    »Schade um das schöne Kat«, sagte er mit einer Kopfbewegung auf die übel riechende Pfütze im Gras. Abu Dun richtete sich auf, fuhr sich angewidert mit dem Handrücken über den Mund und bedachte ihn mit einem vorwurfsvollen Blick. »Es tut doch immer wieder gut zu wissen, dass man Freunde hat«, sagte er, wischte sich die besudelte Hand im Gras ab, griff unter den Mantel und zog eine weitere Portion Kat hervor.
    »Das kann nicht dein Ernst sein. Lass das, nimm das nicht«, sagte Andrej und wollte seine Hand zurückhalten.
    Doch der Nubier stieß ihn brutal fort. »Lass mich«, keuchte er, steckte sich hastig die Blätter in den Mund und kroch auf Hände und Füßen weiter, um Andrejs Griff zu entkommen.
    »Du machst mir Angst, Abu Dun.«
    »Jetzt erst?« Abu Dun zog eine Schnute. »Dann habe ich mich in den

Weitere Kostenlose Bücher