Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi

Titel: Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Erfolg.
    Dann sah er über die Schulter zu der in Auflösung begriffenen Flotte aus Daus hin und schließlich wieder zu Abu Dun. »Wenn das sein Wunsch ist.« Er hob demonstrativ die Schultern. »Aber beschwer dich nicht bei mir. Und gib mir nicht die Schuld.«
    »Schuld? Woran?«
    Statt zu antworten, drehte sich Sharif wieder zum Fluss und sah zu, wie sich die kleine Flotte immer schneller auflöste.
    Wer immer es konnte, blieb weiter in Deckung. Glitzernde Schemen trieben zwischen den Booten im Wasser oder balgten sich um die Lebensmittel und Fleischstücke, die die Männer über Bord geworfen hatten, um die hungrigen Krokodile anzulocken. Nur wenige Minuten vergingen, bis sich die meisten Boote außer Schussweite befanden.
    »Wir sagen in Cairo Bescheid, was hier geschehen ist!«, wehte Fernandes’ Stimme über das Wasser. »Sie werden euch Verstärkung schicken! Doch das hier ist nicht unser Kampf! Es tut mir leid!«
    »Ja, darauf wette ich«, grollte Sharif.
    »Er wird Bescheid sagen«, sagte Andrej. »Ich glaube ihm.
    Fernandes ist ein Mann von Ehre.«
    »Der seine Verbündeten im Stich lässt«, schnaubte Sharif.
    »Vielleicht habt ihr ja nur unterschiedliche Auffassungen von der Bedeutung des Wortes Verbündete«, spöttelte Abu Dun.
    Sharif funkelte ihn an, doch dann hob er nur die Schultern und wandte sich wieder den Schiffen zu, die so schnell in der Nacht verschwanden, dass es schon beinahe unheimlich war. Erst als nur noch das Knochenweiß ihrer Segel in der Dunkelheit zu erkennen war, sprach er weiter.
    »Ich hoffe für dich, dass dein Freund recht hat und dieser verräterische Hund uns wirklich Hilfe schickt, schwarzer Mann«, sagte er. »Und dass sie schnell genug hier sind - oh ja, und dass sie einen Hellseher bei sich haben, der ihnen rät, genug Kat mitzubringen.«
    »Kat?« Abu Dun runzelte die Stirn. »Was soll das heißen?«
    »Ihr braucht es doch, oder?«, erkundigte sich Sharif schadenfroh. Abu Dan starrte ihn zur Antwort nur böse an, und der Hauptmann fuhr fort: »Wir haben alles eingesammelt, was wir finden konnten. Es war mehr, als ich erwartet habe. Dieser Machdi muss ein wirklich großzügiger Mann sein.«
    »Aber?«, fragte Abu Dun, als Sharif nicht weitersprach, sondern ihn nur lauernd ansah.
    »Wie gesagt, es war viel«, antwortete Sharif. »Eine ganze Kiste voll. Und nun ratet mal, wo diese Kiste jetzt ist.«

Kapitel 28
    Bis Sonnenaufgang war noch mindestens eine Stunde Zeit, doch weder Andrej noch irgendeinem anderen war noch nach Schlaf zumute. So brachen sie auf, um ihren Weg zu Fuß fortzusetzen. Sharifs Kundschafter hatten ein kleines Dorf nur wenige Meilen flussaufwärts entdeckt und ihre Ankunft für den nächsten Tag angekündigt. Jetzt würden sie nicht mit Schiffen, dafür aber zu Fuß und vermutlich sogar noch eher als geplant dort eintreffen – ein Umstand, mutmaßte Andrej, der Sharif gar nicht einmal so unlieb war. Zwar hatten seine Späher keine Spur irgendwelcher Verfolger gefunden, aber Sharif traute dem Frieden ebenso wenig wie Andrej. Ein kleines Dorf mitten im Nichts eignete sich hervorragend für einen Hinterhalt.
    Murida und Andrej bildeten den Abschluss der lang auseinandergezogenen Kolonne, in der ihre auf weniger als fünfzig Mann zusammengeschmolzene Armee am Ufer entlang zog. Andrej war nicht wohl dabei. Seine feinen Sinne würden ihn rechtzeitig warnen, sollte sich ein Feind nähern, und er traute sich durchaus zu, das Mädchen zu beschützen (falls es denn Schutz brauchte), aber er war ganz und gar nicht sicher, ob er sich auch zutraute, sich selbst vor ihr zu beschützen.
    Bis Sonnenaufgang und noch gute zwei Stunden länger marschierten sie schweigend nebeneinanderher. Dann und wann hielt Andrej an und drehte sich herum, um das Land hinter ihnen aufmerksam mit Blicken abzusuchen, aber da war rein gar nichts: Keine verräterische Bewegung, keine Staubwolken über der Wüste und keine aufgescheuchten Vögel, die zornig am Himmel kreisten. Und dasselbe galt auch für den Fluss, der so verlassen und still dalag wie all die Jahrhunderttausende, die er dahin geströmt war, bevor es Menschen auf der Welt gab.
    »Es ist dir also endlich auch aufgefallen«, sagte Murida, nachdem er sich wieder umgedreht hatte, um weiterzugehen.
    »Ja, selbstverständlich«, antwortete Andrej. »Was?« Muridas Miene blieb ausdruckslos, aber in ihren Augen blitzte es kurz amüsiert auf. Sie deutete auf den Fluss.
    »Der Nil.«
    »Ja, er ist mir aufgefallen«, antwortete Andrej.

Weitere Kostenlose Bücher