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Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi

Titel: Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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würde, doch im gleichen Moment warf auch einer der Machdiji die Arme in die Luft und kippte nach hinten.
    Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Sharif gab die leer geschossene Muskete an ihren eigentlichen Besitzer zurück und ließ sich eine andere Waffe geben. Noch bevor er anlegen konnte, knallte es auf dem anderen Schiff, und ein geradezu lächerlich kleines Rauchwölkchen stieg über den Köpfen der Machdiji auf. Einer von Sharifs Männern keuchte auf, griff sich an den Hals und fiel nach vorne und über Bord. Augenblicklich begann das Wasser zu kochen, aufgepeitscht von graugrün gepanzerten Schwänzen und riesigen schnappenden Kiefern.
    »Eins zu eins«, kommentierte Abu Dun von seinem Platz am Ruder aus, laut und in unangemessen fröhlichem Ton, wie betrunken. Andrej fragte sich, wie viel Kat er schon genommen hatte, seit sie an Bord gegangen waren. »Ich bin nicht gut im Zählen, aber ich vermute einfach mal, dass Ihr dieses Spiel verlieren werdet, Hauptmann.« »Das werden wir sehen«, sagte Sharif, erschoss, praktisch ohne zu zielen, einen weiteren Aufständischen und ließ die Waffe fallen, um nach Murida zu greifen. Mit einer Hand drehte er ihr den Arm auf den Rücken, sodass aus ihrem erschrockenen Schrei ein schmerzerfülltes Keuchen wurde, den anderen Arm schlang er von hinten um ihren Hals und zwang ihren Kopf in den Nacken, während er sie wie ein lebendes Schutzschild vor sich hielt. Mindestens drei oder vier Musketen zielten von der Dau auf das Mädchen und ihn, aber niemand schoss.
    »Ja, das dachte ich mir«, sagte Sharif. »Erschießt sie!« Die beiden letzten Worte galten den Janitscharen, die sich kein zweites Mal bitten ließen, seinen Befehl auszuführen. Fast ein Dutzend Schüsse krachten gleichzeitig und fällten etliche Machdiji. Wer nicht über Bord und direkt vor die Mäuler der schon gierig wartenden Krokodile fiel, duckte sich hastig hinter die niedrige Bordwand oder benutzte den Körpereines erschossenen Kameraden als Deckung. Nicht ein einziger Machdiji versuchte auch nur zurückzuschießen.
    »Das dachte ich mir«, sagte Sharif noch einmal. Murida hatte ihren Schrecken endlich überwunden und begann sich aus Leibeskräften zu wehren und mit den Beinen zu strampeln, doch Sharif schien es nicht einmal zur Kenntnis zu nehmen.
    »Geht in Deckung!«, rief er. »Und schießt weiter! Und Ihr, Admiral, bringt uns hier weg!«
    Gehorsam ließen sich seine Männer in die Hocke oder auf ein Knie sinken und schössen weiter, so schnell sie ihre Musketen nachladen konnten. Und auch Andrej und Abu Dun taten an Ruder und Segel, was in ihrer Macht stand. Auch wenn Andrej wusste, dass es nicht reichen würde. Die erste Salve hatte viele Machdiji das Leben gekostet, doch der anfängliche Erfolg setzte sich nicht fort. Die überlebenden Aufständischen, die die Körper ihrer erschossenen Kameraden als Deckung nutzten oder sich fest auf das Deck oder hinter die niedrige Reling drückten, schafften es trotzdem, das Schiff auf Kurs zu halten. Und dasselbe galt auch für die beiden anderen Boote. Strömung und Wind taten ein Übriges, damit ihr Opfer nicht entkommen würde. Und sobald sie erst einmal nahe genug heran waren, um das Schiff zu entern, musste allein ihre Übermacht die Entscheidung herbeizwingen. Murida gelang es endlich, sich loszureißen, doch nur ein Augenblick verging, bevor Sharif sie abermals packte, sich dieses Mal aber darauf beschränkte, ihre Handgelenke zu umklammern- und immer wieder die Füße zurückzuziehen, um ihren Stampfattacken auf seine Zehen zu entgehen, was dem Anblick eine unfreiwillig komische Note verlieh. »Du verdammter Feigling!«, schrie sie. »Ist das deine Vorstellung von Ehre, sich hinter einer wehrlosen Frau zu verstecken?«
    »Ob du wehrlos bist, darüber ließe sich streiten –« Sharif warf hastig den Kopf in den Nacken, als Murida versuchte, ihm mit der Stirn die Nase zu zertrümmern, »–aber was den Rest angeht, durchaus, ja.«
    Auf einer der anderen Daus wurde ein Schuss abgegeben. Die Kugel schlug so weit neben ihnen ins Wasser, dass man das weiße Aufspritzen kaum noch sehen konnte, aber Sharif wirbelte das Mädchen trotzdem zu dem Schiff herum und ließ ihre linke Hand gerade lange genug los, um ihr eine schallende Ohrfeige zu versetzen. Ganz davon abgesehen, dass Andrej wieder das Bedürfnis verspürte, ihn niederzuschlagen, hatten offensichtlich beide recht: Sharifs Taktik war nicht besonders ehrenhaft, und sie funktionierte. Dem

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