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Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi

Titel: Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Wahnsinnigen auf dem Thron von Konstantinopel, der die ganze Welt in Brand setzt.«
    »Woher willst du denn wissen, dass er wahnsinnig ist, wenn du ihn gar nicht kennst?«, fragte Abu Dun. »Es spielt keine Rolle, was ich denke oder glaube«, erwiderte Sharif. »Ich habe den Auftrag, diesen Mann ausfindig zu machen und zu verhaften, und diesen Auftrag werde ich erfüllen.«
    »Indem du ihn an uns weitergibst.«
    Sharif überging die Bemerkung. »Es heißt, dass er ursprünglich aus den Gebieten am Oberlauf des Nils kommt«, sagte er direkt an Abu Dun gewandt, »deiner alten Heimat. Manche behaupten gar, er wäre ein Nachfahre der schwarzen Pharaonen.«
    »Ist er es?« Abu Duns Stimme klang leicht angespannt.
    »Ich bin ihm nie begegnet«, erinnerte ihn Sharif, und bevor Abu Dun eine weitere Frage stellen konnte, sagte Andrej rasch: »Wie wäre es, wenn Ihr uns statt dem, was Ihr nichtüber ihn wisst oder nur gehört habt, das erzählt, was Ihr über ihn wisst?«
    »Das habe ich bereits getan«, antwortete Sharif säuerlich.
    »Dann war es nicht viel«, sagte Abu Dun mit finsterem Gesicht. »Wie sollen wir jemanden finden, den es vielleicht nicht einmal gibt?«
    »Es gibt ihn!«, behauptete Murida.
    »Und ihr müsst ihn nicht finden. Mit ein wenig Glück findet er euch.« Sharif zeigte auf das Mädchen, ohne sie anzusehen. »Es ist wahr, dass sie nur diese drei Männer kannte, doch sie ist unter seinen Anhängern bekannt.
    Zwei von ihnen wurden verhaftet und werden bei Sonnenaufgang hierhergebracht, um dem Richter vorgeführt zu werden.« Erwies noch einmal auf Murida, und diesmal sah er sie dabei an. »Genau wie Murida und ihr.«
    »Und was haben wir getan?«, erkundigte sich Abu Dun.
    »Ihr habt drei Männer getötet, und dein Freund hat ein wertvolles Schwert gestohlen«, antwortete Sharif. »Dafür werdet ihr zum Tode verurteilt, genau wie Murida und die beiden Männer, von denen ich euch erzählt habe. Auf dem Richtplatz werdet ihr fliehen.«
    »Was für ein genialer Plan«, spöttelte Abu Dun. »Die besten Pläne sind zumeist auch die einfachsten«, erwiderte Sharif. »Mit ein wenig Glück vertrauen euch die beiden Machdiji und nehmen euch mit sich. Immerhin wissen sie, wer Murida ist.«
    »Das ist wahr«, sagte Andrej. »Aber warum sollten sie zwei vollkommen Fremden wie uns vertrauen? Immerhin haben wir drei von ihnen getötet und dafür gesorgt, dass Murida verhaftet wurde.«
    »Ihr werdet ihnen beweisen, dass sie euch trauen können«, sagte Sharif.
    »Und wie?«, fragte Andrej.
    »Ganz einfach«, antwortete Sharif mit einem matten Lächeln, »indem ihr mich tötet.«
    Der Teil des Kafes, in dem sie den Sonnenaufgang erlebten, unterschied sich sehr von dem fürstlichen Gemach, in dem sie mit Sharif gesprochen hatten, war aber zumindest ehrlich, denn jetzt war offensichtlich, dass sie sich in einem Gefängnis befanden – vielleicht sogar tatsächlich im schlimmsten, das er je gesehen hatte.
    Die Zelle, die Andrej für sich allein hatte, verdiente diesen Namen nicht wirklich, denn sie war im Prinzip nur ein Loch, das man in den Fels des Untergrunds geschlagen und mit einem massiven Eisengitter versehen hatte. Niemand hatte sich die Mühe gemacht, die Wände zu glätten. Unter der Decke war ein schmales Loch, das ein wenig Luft hereinließ, aber kein Licht, sodass er seine Umgebung nur im flackernden roten Streulicht der einzelnen Fackel erkennen konnte, die am anderen Ende des schmalen Zellengangs brannte, und dieses Loch war nicht einmal hoch genug, um aufrecht darin zu stehen. Auf dem Boden lag kein Stroh, und selbstverständlich gab es keinen Abfluss und nicht einmal ein Behältnis für gewisse körperliche Bedürfnisse, sodass jeder Gefangene bald in seinem eigenen Unrat saß. Sultan Süleyman der Zweite sorgte sich gut um seine Gefangenen, das musste man ihm lassen – zumindest dafür, dass niemand den Aufenthalt in diesem Gefängnis je wieder vergaß. Falls es jemanden gab, der ihn überlebte.
    Andrej hörte das Geräusch eines schweren Riegels, gefolgt von lauten Schritten, und noch während er gebückt an das rostige Gitter herantrat, begann sich draußen im gesamten Zellengang Unruhe breitzumachen. Fast alle der gut zwanzig Zellen, die den schmalen Gang säumten, waren belegt, und vermutlich tat in diesem Moment jeder einzelne Gefangene dasselbe, aufgeschreckt durch die Unterbrechung der ewigen Düsternis und Stille und Kälte, die hier unten herrschten.
    Andrej fragte sich, ob dies vielleicht die

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