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Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi

Titel: Die Chronik der Unsterblichen 13 - Der Machdi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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heiligste Ort in diesem Teil der Welt. Schon sich in seiner Nähe aufzuhalten war ein Risiko für einen Ungläubigen wie ihn.
    »Das wäre doch mal eine neue Erfahrung, oder?«, antwortete er dennoch und in derselben Sprache.
    »Selbstmord?« Abu Dun bemühte sich um eine strafende Miene. »Ist das bei euch Christen nicht eine der Todsünden?«
    »Genau wie bei euch«, erinnerte Andrej. »Und ich bin kein Christ.«
    »Was es nur schlimmer macht«, bemerkte Abu Dun. »Ein Christ in dieser heiligsten aller allerheiligsten Moscheen ist ja schon schlimm genug, aber ein wirklicher Ungläubiger … ich mag mir gar nicht vorstellen, was sie mit dir machen würden.«
    »Dasselbe wie mit dir, wenn sie uns zusammen erwischen«, antwortete Andrej mit einer Spur von Ungeduld in der Stimme. Beinahe erleichtert hörte er Hadschi knurren: »Sprecht gefälligst so, dass wir euch verstehen. Oder schweigt besser ganz.«
    »Das werden wir, wenn du es uns in einer Sprache sagst, die wir verstehen«, feixte Abu Dun und fuhr dann wieder auf Deutsch fort: »Hast du dich eigentlich noch gar nicht gefragt, woher dieses plötzliche Vertrauen kommt, Hexenmeister?« Er deutete in die Richtung, in die der Machdi verschwunden war. »Wir kennen diesen Mann gerade seit ein paar Stunden, und angeblich ist er doch der meistgesuchte Mann zwischen hier und dem Ende der Welt. Und er behandelt uns wie gute alte Freunde und führt uns sofort hierher? Wer soll das glauben?« »Wäre es dir lieber, wenn sie uns erst einmal ein bisschen gefoltert hätten, um sich hinterher zu fragen, ob sie vielleicht doch die Falschen erwischt haben?«, erwiderte er, gab Abu Dun im Stillen aber recht. Und es hätte auch nicht erst seiner Worte bedurft, um ihn das begreifen zu lassen. »Hier stimmt etwas nicht, Hexenmeister«, sagte Abu Dun grimmig.
    »Ihr sollt in Allahs Namen still sein!«, fauchte Hadschi. »Wollt ihr, dass sie uns erwischen?« »Mein Freund hat sich nur gewundert, dass ihr uns hierher gebracht habt«, sagte Andrej rasch, bevor Abu Dun antworten und damit Hadschi noch mehr reizen konnte. Eine Konfrontation zwischen den beiden Männern war vermutlich unausweichlich, wenn sie länger zusammenblieben, aber jetzt war ganz gewiss nicht der richtige Moment dafür.
    »Das wird euch der Machdi sagen, sobald er zurück ist«, antwortete Hadschi. »Ich hätte es nicht getan. Aber wer bin ich, die Entscheidungen des Machdi infrage zu stellen?« Abu Dun schnitt ihm eine Grimasse. Ihm war anzusehen, dass ihm eine Antwort auf der Zunge lag, doch er schluckte sie herunter. Widerwillig musste Andrej zugeben, dass Hadschis Warnung nicht ganz unberechtigt war. Sie waren noch weit genug vom Eingang entfernt, um das Gebäude in seiner Gänze überblicken zu können und somit sicher außer Hörweite der Wachen neben den weit offen stehenden Toren. Die Gärten der Hagia Sophia waren fast genauso berühmt wie die Kirche selbst und sollten zum Lustwandeln und Meditieren einladen, aber die Einzigen, die hier lustwandelten, waren die Soldaten des Sultans, von denen zwei erst vor wenigen Minuten unangenehm nahe an ihrem Versteck vorüberpatrouilliert waren. Sollte dies nicht ein Ort des Friedens sein, an dem Waffen verboten waren, ganz gleich, wer sie trug? »Ist das normal?«, fragte er. »Dass die Wachen des Sultans hier sind?« Hadschi schüttelte nicht nur den Kopf, sondern bedachte ihn auch mit einem Blick, als gäbe er ihm ganz allein die Schuld an allem, was bisher geschehen war. Wahrscheinlich tat er das auch. Nach einem für Andrejs Geschmack viel zu langen Zögern schüttelte er noch einmal den Kopf. »Nein. Eigentlich sollten wir hier sicher sein.« Im Moment waren sie das tatsächlich. Andrej hätte es gespürt, wenn ihnen jemand näher als zwanzig oder dreißig Schritte gekommen wäre, aber er musste zugeben, dass er kaum weniger nervös war als Hadschi, von Murida gar nicht zu reden, die wie erstarrt dastand, sodass man sie für eine der lebensgroßen Statuen hätte halten können, die überall indem weitläufigen Garten zu finden waren. Unter dieser Maske jedoch brodelte es so heftig, dass Andrej sich besorgt fragte, wie lange sie dem Druck wohl noch standhalten würde, und sie fast schon ein bisschen bewunderte.
    Schritte knirschten auf dem gesiebten Kies, mit dem die Wege zwischen den liebevoll gepflegten Büschen und Blumenrabatten bestreut waren. Der Machdi kam zurück, begleitet von seinem bulligen Leibwächter und Nadil. »Es ist alles ruhig«, sagte er.

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