Die Chronik der Verborgenen 01 - Geliebte Blutrose
honigfarbene Haut und die tiefschwarzen Haare. Heute trägt er sie offen und ich kann sehen, dass sie bis zu seinen Hüften reichen. Er trägt ebenso wie die Frau eine Tunika, nur ist seine auf den männlichen Körper zugeschnitten und wie mein Nachthemd aus Seide. Er lässt mir Zeit ihn zu betrachten, dann sagt er sanft: „Ich bedauere die grobe Behandlung, er ist natürlich bestraft worden. Zu seinem Glück hast du keine bleibenden Schäden davongetragen.“ Während er das sagt, sieht er mich so zärtlich an, dass mir schön langsam der Kopf schwirrt. Er benimmt sich, als ob ich ihm etwas bedeuten würde, und seine Bemerkung damals im Lagerhaus, deutet auch darauf hin, aber ich kenne ihn nicht auf keinen Fall. Die Situation ist knifflig, lüge ich und er kommt mir auf die Schliche wäre das vermutlich gar nicht gut, aber sage ich die Wahrheit und er erkennt seinen Irrtum, könnte ich genauso gut im Kerker landen. Ich räuspere mich, um Zeit zu schinden, er lacht leise auf und greift zärtlich nach meiner Hand, „keine Sorge Liebste, du erinnerst dich noch nicht, aber das kommt noch.“ Ich wage vorsichtig zu fragen: „Was bedeutet das? Ich meine, woher sollte ich dich kennen?“ „Aus deinem vorigen Leben, Liebste, und bald werden wir wieder vereint sein. Bald ist der Fluch von uns genommen.“ Dem vernünftigen, logischen Teil von mir ist klar, dass ich die Lage für mich nutzen sollte, aber der im Moment vorherrschende Teil, nämlich der restlos verwirrte, schafft es nur ihn irritiert anzustarren. Zu meinem Glück erwartet er offenbar nichts Anderes, er streicht mir sanft übers Haar und beginnt zu erzählen: „Du und ich, wir waren damals vor Jahrtausenden unendlich glücklich miteinander, auch wenn es uns missgönnt wurde. Ich war ein Vampir, der als Gott verehrt wurde, die Menschen kamen in Scharen zu mir, um mir ihr Blut anzubieten. Du warst die Tochter eines mächtigen Hexenmeisters, es hätte eine wundervolle Allianz sein können, aber dein Vater weigerte sich die Wahrheit zu erkennen, also trafen wir uns heimlich. Nach einigen Monaten hattest du beschlossen mein Angebot, dich zu einer Vampirin zu machen anzunehmen. Wir wären für immer zusammen gewesen, zwei Götter, die geherrscht hätten.“ Er unterbricht seine Erzählung, sein Gesichtsausdruck ist schmerzlich geworden, seine Hand, die immer noch meine hält, klammert sich förmlich an mich, wäre er nicht mein Gefängniswärter, er hätte mir in dem Moment leidgetan. Nach einem Moment fängt er sich und fährt fort: „Dein Vater, er war ein wirklich mächtiger Hexenmeister, hat mit seinen Untergebenen einen Bann geflochten, ein Bann, der mir meine Kräfte rauben sollte, um mich dann vernichten zu können. Er kam zu uns, gerade als ich dir den Blutkuss geben wollte, er schleuderte den Bann auf mich, aber du Liebste, du hast dich zwischen mich und den Bann geworfen. Mir hätte er die Kräfte geraubt, aber dich hat er getötet, dein eigener Vater tötete dich vor meinen Augen.“ Er unterbricht wieder und diesmal laufen blutige Tränen über sein fein geschnittenes Gesicht, ich kann nicht anders, ich berühre sanft seine Wange, denn egal wie furchtbar er ist, ich hatte noch nie jemand so leiden sehen. Meine instinktive mitleidvolle Geste bewirkt das, was ein Plan hätte bewirken sollen, so ich denn einen gehabt hätte, er schenkt mir ein warmes Lächeln und sagt sanft: „Du bist auch in diesem Leben so mitfühlend wie damals, nie gab es eine wundervollere Frau als dich. Aber die Geschichte ist noch nicht vorbei, der Bann hatte ihn den Großteil seiner Energie gekostet, ich konnte ihn danach leicht überwältigen. Wärst du ein normaler Mensch gewesen, ich hätte nichts mehr tun können, aber du hattest zumindest einen Teil seiner magischen Kräfte geerbt, ich zwang ihn einen Talisman zu schaffen, in dem er deine magische Essenz, und deine Erinnerungen die er aus dem Jenseits zurückgerufen hatte, an den Talisman zu binden. Er konnte dich nicht als Person zurückholen, aber wenn du wiedergeboren werden würdest, würde der Talisman dir deine Macht und deine Erinnerung zurückgeben.“ Er greift an seinen Hals und zieht an der Kette, die darum hängt und bis unter sein Gewand reicht. Er zieht sie ganz hervor, und zeigt mir den kreisrunden Anhänger, der daran hängt. Er sieht aus, wie eine Rose mit Stiel und Blättern die oval gebogen sind, sodass man sie als Armreif tragen könnte. Er streichelt zart darüber, „ich trage ihn seit damals immer an
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