Die Chronik des Eisernen Druiden 1: Die Hetzjagd (German Edition)
»Allerdings hab ich mich schon öfter getäuscht. Außerdem bin ich paranoid, okay?«
Der Alphawolf blickte mich mit gerunzelter Stirn an. »Wohin gehst du?«
»Ich muss was aus meinem Haus holen«, erwiderte ich. »Ich bin voraussichtlich in weniger als zehn Minuten zurück. Wenn nicht, dann schick jemanden, der nachschaut.«
Magnusson nickte und ich begann mich meiner Kleider zu entledigen.
»Was machst du da?«, fragte Granuaile unsicher.
»Etwas, das du in etwa zwanzig Jahren auch können wirst«, antwortete ich, während ich die Hausschlüssel aus der Taschezog und sie sorgsam oben auf meine zusammengefaltete Jeans legte.
»Du meinst, mich nackt ausziehen? Das kann ich jetzt schon. Wow«, spottete sie, »du musst unbedingt mal wieder in die Sonne.«
»Klappe. Ich bin Ire.« Ich zog durch meine Tätowierungen Kraft aus der Erde und genoss Granuailes verblüfftes Luftschnappen, als ich mich in eine große Eule verwandelte. Mit meinem Schnabel pickte ich den Schlüsselring auf, bevor ich mich auf leisen Schwingen in die Luft erhob.
»Angeber«, rief Gunnar mir hinterher. Er war einfach nur neidisch. Menschen schnappten nicht bewundernd nach Luft, wenn er sich vor ihnen verwandelte; sie kreischten panisch.
Die Flugzeit vom Garten der Witwe zu meinem Haus betrug für eine Eule weniger als eine Minute. Die Polizisten, die im Streifenwagen vor meinem Heim hockten, wirkten extrem gelangweilt. Ich schwebte in Spiralen in den hinteren Garten und schaute mich zunächst gründlich um, ehe ich wieder menschliche Gestalt annahm. Meine Schutzvorrichtungen waren immer noch aktiv und niemand beobachtete mich, also ließ ich mir opponierbare Daumen wachsen und betrat das Haus durch die Hintertür. Der Papierstreifen mit Radomilas Blut war immer noch in meinem Bücherschrank eingeschlossen, genau dort, wo ich ihn zurückgelassen hatte. Ich bohrte ein Loch in eine Ecke des Papiers, fädelte es auf den Schlüsselring und kehrte in den Garten zurück. Dort verwandelte ich mich wieder in eine Eule und genoss den kurzen Flug zurück zum Haus der Witwe.
Granuaile saß im Lotossitz inmitten eines Kreises, den sie am Boden gezogen hatte. Quer über ihrem Schoss lag Fragarach, und mit den Händen hielt sie das Schwert an beiden Enden. Sie skandierte irgendetwas auf Tamilisch, daher war ich mir einigermaßen sicher, dass Laksha das Kommando übernommen hatte.
Gunnar Magnusson hatte immer noch menschliche Gestalt, aber seine Nackenhaare waren gesträubt, wenn Sie verstehen, was ich meine. Er wirkte ziemlich erleichtert, mich zu sehen.
»Wie lange ist sie schon damit beschäftigt?«, fragte ich leise, sobald ich wieder über menschliche Stimmbänder verfügte. Meine Kleider lagen immer noch an Ort und Stelle, aber ich hatte es nicht besonders eilig, sie wieder überzustreifen. So rasch die Gestalt zu wechseln macht die Haut reizbar und empfindlich, und ich wollte sie der Reibung und Einengung durch Kleider erst wieder aussetzen, sobald es absolut notwendig wurde. Die Witwe kam nur selten in den hinteren Garten, und jetzt, da all diese herrlichen Muskelprotze vor ihrer Veranda auf und ab paradierten, hatte sie noch weniger Grund dazu.
»Erst seit ein paar Minuten«, grummelte Magnusson fast flüsternd. »Aber es fühlt sich an wie eine Ewigkeit. Diese Hexe ist mir unheimlich, Atticus. Traust du ihr?«
»Nein, ich traue Hexen nie«, erwiderte ich. »Aber ich traue ihr zu, dass sie diese Aufgabe bewältigt. Es ist eine Art Egotrip, oder besser gesagt, es geht um ihre Berufsehre. Falls sie den Tarnspruch lösen kann, mit dem Radomila mein Schwert belegt hat, erbringt sie damit den Beweis, dass sie besser ist als Radomila.«
»Hast du diesen Beweis von ihr verlangt oder macht sie das aus eigenem Antrieb?«
»Sie tut es für mich«, erwiderte ich. »In Wahrheit ist es nämlich nicht Emily, die Hal und Oberon festhält, sondern Radomila. Und wenn wir uns mit ihrem gesamten Zirkel anlegen, brauchen wir selbst eine mächtige Hexe auf unserer Seite, die Radomila zumindest ebenbürtig ist.«
»Ist das der ganze Sinn der Übung? Wolltest du denn keinen Tarnspruch um das Schwert?«
Ich schüttelte den Kopf. »Jetzt nicht mehr. Gestern hat Radomila bewiesen, dass sie immer noch eine Verbindung zu diesemSchwert hat, die sie gegen mich verwenden kann. Sie hat AENGHUS ÓG dabei geholfen, Detective Fagles so zu manipulieren, dass er den Tarnspruch wahrnehmen und dadurch mein Schwert sehen konnte, obwohl ich es mit einem eigenen Zauber
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