Die Chronik des Eisernen Druiden 1: Die Hetzjagd (German Edition)
er aus dem Wagen gestiegen war. Höchstwahrscheinlich hatte er mir den Befehl nur auf Grund des Notrufs gegeben. Also alles nur Hörensagen. Trotzdem konnte Benton es sich nicht verkneifen, mich noch ein wenig zu drangsalieren.
»Haben Sie mir vielleicht irendetwas zu sagen, Mister?« Er grinste mich böse an. »Zum Beispiel, warum wir hier raus bestellt wurden?«
»Nun ja«, erwiderte ich. »Obwohl ich es natürlich nicht mit Bestimmtheit sagen kann, hängt es möglicherweise damit zusammen, dass Mr. Semerdjian von gegenüber mich nicht besonders gut leiden kann. Sie müssen wissen, vor drei Jahren ist mir mal mein Hund ausgebüchst und hat auf seinen Rasen gemacht. Ich habe das kleine Malheur sofort beseitigt und mich in aller Form entschuldigt, aber er hat mir nie verziehen.«
›Hey, das hab ich gehört!‹, meldete sich Oberon von der Veranda. ›Du hast mir ausdrücklich befohlen , auf seinen Rasen zu machen!‹
Okay, und was stört dich jetzt daran? , fragte ich.
›Du stellst es so dar, als wäre ich ein ganz gewöhnlicher Hund, der einfach überall hinmacht.‹
Ich weiß, aber das tue ich nur, damit dieser Semerdjian Ärger bekommt.
›Oh, verstehe. Dann ist es in Ordnung. Ich kann ihn nicht leiden.‹
Officer Benton starrte mich einen Augenblick lang durchdringend an, dann versuchte er dasselbe bei Leif, aber wenn er mit spontanen Geständnissen unsererseits rechnete, würde er eine Enttäuschung erleben.
»Entschuldigen Sie die Störung«, knurrte er schließlich, und nachdem er sich kurz besonnen hatte, fügte er in etwas freundlicherem Ton hinzu: »Einen schönen Abend noch.« Dannkehrte er uns den Rücken zu und marschierte steifbeinig über die Straße zu Mr. Semerdjians Haus. Dabei murmelte er zwei der Polizisten zu, sie könnten jetzt gehen, er würde den Rest allein erledigen. Nachdem die beiden sich mit knappem Nicken verabschiedet hatten, stiegen sie in ihre Wagen, schalteten die Blaulichter aus und jagten davon, während Officer Benton an Semerdjians Tür hämmerte.
»Müssen wir uns Sorgen machen, dass er sich an irgendetwas erinnert?«, flüsterte ich Leif zu.
»Nein, er steht immer noch vollständig unter meinem Einfluss«, erwiderte er ebenso leise. »Hast du schon einen Plan, wie du die Fir Bolgs entsorgen willst?«
»Ehrlich gesagt sind meine Planungen noch nicht so weit gediehen.«
»Weißt du, für ein weiteres Glas deines feinen Jahrgangs erledige ich das für dich. Du musst mir nur helfen, sie rüber in den Mitchell Park zu schaffen.«
Ich ließ mir den Vorschlag durch den Kopf gehen. Die Leichen von neun Giganten zu verscharren war keine leichte Aufgabe, selbst wenn sie bereits zerstückelt waren. Ich hätte Radomilas Zirkel anrufen können, damit der die Sache übernahm, aber ich wollte den mir geschuldeten Gefallen nicht auf etwas Derartiges verschwenden.
»Wie willst du sie beseitigen?«, fragte ich.
Er zuckte mit den Achseln. »Ich kenne einige Ghule. Ein paar Anrufe, die Typen kommen zum Abendessen vorbei, Problem gelöst.«
»Die verputzen neun Giganten mit Haut und Haaren? Gibt es so viele Ghule in der Stadt?«
»Vermutlich nicht«, gab Leif zu. »Aber was sie heute Nacht nicht essen, nehmen sie mit nach Hause.«
Ich starrte ihn ungläubig an. »Du meinst, so wie man sich im Lokal Speisereste einpacken lässt?«
Der Vampir nickte mit der Spur eines Lächelns auf den Lippen. »Die haben einen Kühlwagen, Atticus. Das sind praktisch denkende Jungs. Ich nutze ihre Dienste häufiger, und auch Magnusson tut das gelegentlich. Es ist ein Arrangement zu beiderseitigem Vorteil.«
»Damit würde ich dir drei Gläser schulden«, sagte ich.
»Richtig. Und ich möchte sie lieber früher als später, da du offensichtlich todgeweiht bist.«
»Hmm«, sagte ich, um etwas Zeit zu gewinnen. Auf der anderen Straßenseite füllte Officer Benton gerade eine Vorladung für den verwirrten Mr. Semerdjian aus. Bei falschen Notrufen versteht die Polizei keinen Spaß.
»Kann ich dir heute ein Glas geben für das Firmenhonorar und die beiden anderen morgen Abend?«, fragte ich.
»Warum gibst du sie mir nicht einfach alle heute Nacht?«, erwiderte Leif. »Du heilst doch schnell.«
»Genau das tue ich im Moment«, sagte ich. »Einige meiner Bauchmuskeln sind gerissen, meine linke Schulter ist stark geprellt, außerdem habe ich mir ein paar Wirbel ausgerenkt.«
»Müsstest du dann nicht vor Schmerz brüllen?« Leif musterte mich skeptisch.
»Ja, aber ich habe meine Schmerzrezeptoren
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