Die Chronik des Eisernen Druiden 1: Die Hetzjagd (German Edition)
sagte Leif mit sanfter Stimme. Keiner von uns beiden hob die Hände. »Ich bin der Anwalt von Mr. O’Sullivan hier.« Alle Cops blickten zu Leif, der würdevoll in seinem Anzug dastand, und wurden plötzlich ganz still.
Ich bin Anwalt , ist ein Schlüsselsatz für Polizisten. Er teilt ihnen mit, dass sie auf die Bremse treten und die Vorschriften beachten müssen, oder ihre Anklage hat vor Gericht keinen Bestand. Er bedeutete, dass sie nicht mehr einfach mit ihren Waffen herumfuchteln und mich zu irgendwas nötigen konnten. Unglücklicherweise verriet er ihnen aber auch, dass ich nach Feierabend noch einen Anwalt in meinem Haus benötigte. Wäre ich Gedankenleser gewesen, hätte ich in jedem Kopf vermutlich denselben Satz hören können: »Dieser Bastardmuss Dreck am Stecken haben, wenn er seinen Anwalt herbestellt hat.«
»Was können wir für Sie tun?«, fragte Leif höflich.
»Wir haben einen Anruf erhalten, dass hier jemand Leute mit einem Schwert erschlägt«, sagte einer von ihnen.
Leif schnaubte belustigt. »Mit einem Schwert? Nun, ich finde, das ist doch mal etwas erfrischend Außergewöhnliches, ja, auf charmante Art Nostalgisches. Aber müssten hier nicht irgendwo Spuren eines Kampfes zu sehen sein, wenn das tatsächlich der Fall wäre? Menschen, denen Arme fehlen, jede Menge Blut, ja, womöglich sogar ein Schwert in jemandes Hand? Sie können sich gerne persönlich davon überzeugen, dass hier nichts dergleichen zu finden ist. Alles ist in bester Ordnung. Ich glaube, Sie haben einen Scherzanruf erhalten.«
»Warum sind Sie dann hier?«, fragte der Cop.
»Das kann ich Ihnen gerne beantworten, Officer … äh?«
»Benton.«
»Officer Benton, mein Name ist Leif Helgarson. Und ich bin hier, weil Mr. O’Sullivan nicht nur mein Klient ist, sondern auch mein Freund. Wir standen einfach hier herum, genossen den milden Herbstabend und unterhielten uns über Baseball, als Sie angefahren kamen und Ihre Waffen auf uns richteten. Apropos Waffen, ist es nicht an der Zeit, sie wieder einzustecken? Keiner von uns beiden stellt eine Bedrohung für Sie dar.«
»Zuerst möchte ich Ihre Hände sehen«, sagte Officer Benton.
Leif zog langsam die Hände aus den Hosentaschen und ich tat dasselbe. Dann hoben wir sie auf Schulterhöhe. »Sehen Sie«, sagte Leif und wackelte mit den Fingern wie ein Jazzpianist. »Kein Schwert.«
Officer Benton starrte ihn finster an, steckte dann aber widerwillig seine Waffe weg, und die anderen Beamten folgten seinem Beispiel. »Ich denke, wir sollten uns trotzdem mal hierumsehen, einfach um sicherzugehen«, sagte er, trat hinter der Wagentür hervor und marschierte auf uns zu.
»Es liegt kein begründeter Verdacht vor, der Ihnen das Recht gibt, sich hier umzuschauen«, erklärte Leif, ließ die Hände sinken und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich schob meine in die Hosentaschen.
»Ein Notruf reicht als begründeter Verdacht«, entgegnete Benton.
»Ein Telefonscherz, der jeder Grundlage entbehrt. Heute Abend war die einzige Ruhestörung in diesem Viertel ihr Sirenengeheul, und wenn Sie Haus und Grundstück meines Klienten durchsuchen wollen, sollten Sie sich vorher eine richterliche Verfügung besorgen.«
»Was versucht Ihr Klient zu verbergen?«, fragte Benton.
»Es geht nicht darum, etwas zu verbergen, Officer Benton«, sagte Leif. »Es geht darum, meinen Klienten vor ungerechtfertigter Durchsuchung und Beschlagnahmung zu schützen. Sie haben absolut keinen Anlass, dieses Grundstück zu betreten. Der Anrufer hat einen Schwertkampf gemeldet, aber nichts dergleichen hat sich hier ereignet, daher denke ich, Sie sollten Ihre Zeit besser nutzten und die Stadt vor realen Gefahren schützen statt vor frei erfundenen. Übrigens, falls es sich bei dem Anrufer um den älteren libanesischen Herrn von gegenüber handelt, so kann dieser auf eine lange Vorgeschichte ungerechtfertigter Anschuldigungen gegen meinen Klienten zurückblicken. Wir erwägen eine Unterlassungsklage gegen ihn.«
Officer Benton wirkte in höchstem Maße verärgert. Er wusste, er wusste einfach, dass ich irgendetwas verbarg, und natürlich hatte er recht. Aber er war nicht geübt im Umgang mit Anwälten – normalerweise handhabten das Detectives –, und er wagte es nicht, entschlossener vorzugehen, solange kein sichtbarer Straftatbestand vorlag. Offensichtlich konnte der Beamte, der mir befohlen hatte, das Schwert fallenzulassen, esnicht auf meinem Rücken erkennen, denn er hatte kein Wort mehr gesagt, seit
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