Die Chronik des Eisernen Druiden 1: Die Hetzjagd (German Edition)
»Sie sind dir auf der Spur, Kumpel.« Ich deutete auf die Zeitung. »Sie wissen jetzt, dass ein Hund den Park Ranger getötet hat. Allerdings ist mir schleierhaft, wie sie darauf kommen, dass es ausgerechnet ein Irischer Wolfshund war. Meines Wissens ist es unmöglich, mit Gentests die genaue Rasse zu bestimmen. Ich wette, die Polizei hat Unterstützung von irgendjemandem.«
Oberon stellte die Ohren auf und drehte den Kopf in Richtung Haustür. ›Gleich wird jemand an der Tür klopfen‹, sagte er.
Nicht bellen , befahl ich ihm lautlos. Mach kein Geräusch und tu auch sonst nichts, was auf deine Anwesenheit hindeutet . Ich werde dich wieder tarnen. Dann hallten vier scharfe Klopfgeräusche durchs Haus. Rasch belegte ich Oberon mit einem Tarnzauber, bevor ich mit lauten Schritten zur Eingangstür ging. Dort legte ich eine kurze Pause ein, um durchs Schlüsselloch zu spähen, und sah zwei Männer in Hemd und Krawatte vor meiner Tür stehen. Ich aktivierte meine Feenbrille, doch sie zeigte nichts an. Es waren Menschen, entweder Cops oder Missionare. Und da es Sonntagmorgen war und sich alle Missionare vermutlich auf dem Weg in die Kirche befanden, tippte ich auf Cops.
Ich öffnete die Tür und trat rasch nach draußen, was sie überraschte und zwang, ein Stück zurückzutreten. Dann zog ich die Tür hinter mir zu und lächelte sie gewinnend an. »Guten Morgen, meine Herren«, sagte ich. »Wie kann ich Ihnen helfen?«Meine Hände hingen gut sichtbar zu beiden Seiten herab, und ich tat mein Bestes, um einen freundlichen, harmlosen Eindruck zu erwecken. Außerdem trat ich ein wenig nach links, damit sie dem rosafarbenen Gras den Rücken zukehrten.
Der Cop zu meiner Rechten trug ein blaues Hemd und eine blau-weiß gestreifte Krawatte. Das Jackett darüber diente wohl weniger dazu, ihn warm zu halten, sondern sollte seine Pistole verbergen, auch wenn ich den Eindruck hatte, er wäre lieber mit einer gut sichtbaren Schusswaffe herumgelaufen. Er war ein Latino, schätzungsweise Mitte dreißig, und die Schwerkraft zog seine Wangen bereits leicht nach unten.
Zu meiner Linken stand der Typ, dessen Job darin bestand, primitiver und gemeiner auszusehen. Er machte auf Michael Madsen, trug eine verspiegelte Sonnenbrille und lehnte am Geländer der Veranda, die Arme vor der Brust verschränkt. Ich ging davon aus, dass er nicht viel reden würde. Er war noch jünger als sein Kollege, trug ein weißes Hemd ohne Jackett und eine schmale schwarze Krawatte, als wäre er einem Tarantino-Film entsprungen. Er starrte mich finster an, weil ich auf die Veranda geschlüpft war, bevor sie mich hatten fragen können, ob sie hereinkommen konnten. Damit hatte ich sie einer ihrer Hauptmethoden beraubt, mich in die Defensive zu drängen. Wenn sie einen dazu zwingen können, im eigenen Haus herumzurennen und den Gastgeber zu spielen, verschafft ihnen das eine gute Gelegenheit, heimlich herumzuschnüffeln, während man sie bedient.
Wie erwartet, war es der Latino, der mir antwortete. »Mr. Atticus O’Sullivan?«
»Höchstpersönlich.«
»Ich bin Detective Carlos Jimenez von der Polizei in Phoenix, und das ist Detective Darren Fagles von der Polizei in Tempe. Können wir drinnen mit Ihnen sprechen?«
Ha! Er wollte trotzdem reinkommen. Keine Chance, Kumpel.»Ach, es ist so ein schöner Morgen, lassen Sie uns einfach hier draußen reden«, sagte ich. »Was führt Sie zu mir?«
Jimenez runzelte die Stirn. »Mr. O’Sullivan, es ist wirklich besser, wenn wir das vertraulich besprechen.«
»Wir können hier ganz vertraulich sprechen.« Ich grinste ihn an. »Es sei denn, Sie haben vor zu schreien. Sie werden mich doch hoffentlich nicht anschreien wollen?«
»Nein«, gab der Detective zu.
»Prima! Also, warum sind Sie hier?«
Resigniert kam Detective Jimenez endlich zur Sache. »Besitzen Sie einen Irischen Wolfshund, Mr. O’Sullivan?«
»Nein.«
»Laut Auskunft des Ordnungsamts sind Sie als Halter eines Irischen Wolfshunds namens Oberon registriert.«
»Das stimmt, Sir. Absolut richtig.«
»Also besitzen Sie doch einen.«
»Nein. Er ist letzte Woche weggelaufen. Ich habe keine Ahnung wohin.«
»Und wo steckt er jetzt?«
»Sagte ich nicht gerade, ich habe keine Ahnung?«
Detective Jimenez seufzte und zückte einen Notizblock und einen Kugelschreiber. »Also, wann genau ist er weggelaufen?«
»Letzten Sonntag. Also vor einer Woche, wie schon gesagt. Ich bin von der Arbeit nach Hause gekommen und er war verschwunden.«
»Um welche
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