Die Chronik des Eisernen Druiden 1: Die Hetzjagd (German Edition)
töten will. Außerdem müssen wir nachschauen, ob es der Witwe gutgeht. Wir haben gestern ihr Haus etwas überstürzt verlassen.« Ich erhob mich aus der Hocke und wischte das Gras von meinen Shorts. »Komm, lass uns reingehen und Frühstück machen.«
›Meinetwegen, aber ich denke, wir sollten jetzt schon damit anfangen, eine Horde zu rekrutieren und sie in der mongolischen Steppe zu versammeln. Dann können wir im Frühjahr zu ihr stoßen und ruhmreichen Taten entgegenreiten.‹
»Wo sollen wir bitte eine Horde rekrutieren?«, fragte ich ihn, während wir das Haus betraten. Fragarach lag auf dem Küchentisch, wo ich ihn zurückgelassen hatte.
›Keine Ahnung. Du bist doch hier der Druide, nicht ich. Aber ich denke, du solltest damit anfangen, mir eine ausreichende Anzahl französischer Pudeldamen zu besorgen. Die findest du leicht in den entsprechenden Kleinanzeigen. Moment, ich hol dir gleich die Zeitung.‹
»Nein, nein, geh nicht da raus«, sagte ich. »Du musst dich immer noch versteckt halten, schon vergessen? Ich geh sie holen.« Ich wollte ohnehin nachsehen, wie sich die Umgebung des Hauses bei Tageslicht ausnahm. Ich löste den Tarnzauber auf dem Rasen, um mir ein Bild von den Spuren des gestrigen Gemetzels zu machen. Da waren einige eingetrocknete Blutlachen, die wir gestern Nacht übersehen hatten, besonders auf der Ostseite des Hauses. Ich zog den Gartenschlauch heraus, um möglichst viel davon wegzuspritzen. Das meiste löste sich unter dem Hochdruckstrahl auf und versickerte brav im Boden, doch ein Teil des Grases behielt eine ungesunde rosa Färbung bei. Das war ein Problem, das sich nicht einfach mit einem Tarnzauber beseitigen ließ, denn das Einzige, was das rosafarbene Gras umgab, war mehr rosafarbenes Gras. Also musste ich für den Fall, dass irgendjemand fragte, eine Erklärung parat haben. Vielleicht irgendwas in der Art, dass mir ein gewaltiger Krug mit Himbeerbowle umgekippt war?
Davon abgesehen gab es aber keinen Hinweis darauf, dass hier erst vor kurzem neun sehr große Kreaturen ihr Ende gefunden hatten. Ich schnappte mir die Zeitung von der Auffahrt und kehrte ins Haus zurück, wo mich Oberon bereits schwanzwedelnderwartete. ›Sind irgendwelche französischen Pudeldamen zu verkaufen?‹, fragte er hoffnungsvoll.
»Ich hatte bisher noch nicht die Gelegenheit nachzusehen«, erwiderte ich lachend.
Während wir über das Nachschubwesen und die Vorräte diskutierten, die wir für unsere Invasion Sibiriens benötigen würden, kochte ich uns eine Kanne Kaffee und bereitete zwei separate Mahlzeiten zu: eine Pfanne voll Koteletts in geschmolzener Butter für Oberon und ein Käse-Schnittlauch-Omelette für mich. Außerdem toastete ich eine Scheibe Vollkornbrot und bestrich sie dick mit Butter und Brombeermarmelade.
Es war ein Augenblick perfekten häuslichen Glücks. Unser Frühstück brutzelte auf dem Herd, im Garten gurrten die Tauben, und wir genossen eine Unterhaltung, die wenig mehr war als ein Wettstreit in Albernheit. Oberons Fähigkeit, mich von den Sorgen des Lebens abzulenken, war einer der Gründe, warum ich ihn so sehr schätzte. Doch kaum hatte ich mich mit meinem Frühstück am Küchentisch niedergelassen und einen Blick auf die Zeitung geworfen, waren die Sorgen wieder da. Auf der Titelseite prangte ein Folgebericht über den Tod des Rangers. Die Schlagzeile lautete: RANGER VON HUND GETÖTET. Im Untertitel stand: Polizei verfolgt mehrere Spuren . Das Essen, das ich eigentlich in Ruhe hatte genießen wollen, schaufelte ich mir nun mechanisch in den Mund, während ich las.
PHOENIX – Laborberichten zufolge wurde Alberto Flores, Parkaufseher aus Phoenix, nicht wie ursprünglich vermutet durch Messerstiche getötet, sondern durch Hundebisse.
Der Gerichtsmediziner von Maricopa County, Dr. Erick Mellon, stellte bei seinen Untersuchungen fest, dass Flores’ Kehle tiefe Risswunden aufwies, die möglicherweise von Zähnen herrührten. Außerdem deuteten DNA -Analysen von Proben aus der Wunde auf Hundespeichel hin.
Diese Spuren sowie Hundehaare, die man unter Flores’ Fingernägeln entdeckt hatte, und »weitere Beweismittel«, die laut Detective Carlos Jimenez aus Phoenix sichergestellt wurden, haben die Polizei zu dem Schluss geführt, dass der Tote von einem großen Hund, möglicherweise einem Irischen Wolfshund, angegriffen und getötet wurde.
»Diesen Laborbericht hatten sie aber verdammt schnell auf dem Tisch«, sagte ich laut, und Oberon wollte wissen, wovon ich sprach.
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