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Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden

Titel: Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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schaute kindlich-begeistert zu, wie die grauen Ringe sich vom Mund der Frau lösten und emporschwebten. Ehe sie die Decke erreichten, lösten sie sich auf, und Arré überlegte, wie das wohl aussehen würde, wenn sie alle zusammenhängend blieben, und sie malte sich eine Decke aus, die ganz von schwebenden grauen Ringen überzogen war.
    »Möchtest du?« fragte Jenith und schob ihr die Pfeife hin.
    »Nein, ich danke«, sagte Arré. Der Duft von Himmelskraut erfüllte den kleinen sonnigen Raum ganz. »Es tut mir leid, aber ich war krank, als du zum erstenmal hier warst.«
    »Ha, du warst krank? Das haben sie mir nicht gesagt. Sie haben bloß gesagt, komm wieder. Ich wäre ja gleich am nächsten Tag gekommen, aber das war der Tag, an dem der Kurier die Stadt verlassen hat, und natürlich bin ich hinterdrein.«
    »Die Stadt verlassen?« sagte Arré. »Kim Batto ist aus der Stadt fortgegangen?«
    »Nein. Aber sein Bote ist fort.« Jenith deutete mit dem Pfeifenstiel auf Arré. »Du weißt doch, Herrin, daß deine Anweisungen nicht gerade brauchbar waren. Paxe hat mir gesagt, ich soll Kim Batto beschatten, aber du willst ja nicht wirklich wissen, was Kim Batto jeden Tag so treibt und wohin er geht, oder? Oh, das kann ich dir auch sagen. Aber was du wirklich wissen willst, ist was er wirklich unternimmt!«
    Arré hob die Augenbrauen. »Sprich weiter!«
    »Augenblick, entschuldige mich.« Jenith holte ein Stäbchen hervor und stocherte in ihrer Pfeife herum. Sie saugte fest daran, bis wieder Rauch in einem gleichmäßigen dünnen Faden aus dem Kopf aufstieg.
    »Also, ich habe damit angefangen, Kim Batto zu beschatten, wie mein Auftrag lautete. Am ersten Tag der letzten Woche wußte ich nicht, was er tat, da habe ich ihn noch nicht unter Beobachtung gehabt; Paxe ist erst an dem Nachmittag zu mir gekommen. Am zweiten Tag ging er auf den Markt und in den Tanjo. Dritter Tag: er geht ins Badehaus und dann zum Schneider, wo er Stoff für neue Kleider ausgesucht hat, die er zu der Ismenin-Verlobung tragen will.«
    »Woher weißt du, wofür die Kleider gedacht sind?« fragte Arré.
    »Ich hab' mit dem Schneider gesprochen. Er ist ein Nachbar von Shem, meinem Assistenten im Lagerhaus. Er hat keine Ahnung, warum ich gefragt habe.«
    »Ich verstehe«, sagte Arré. »Weiter!«
    »Vierter Tag ...« – Jenith unterbrach sich und blies einen dicken Rauchring in die Luft – »vierter Tag: da bleibt er den Morgen über in seinem Haus. Ich habe mit einem der Küchenjungen gesprochen und herausgekriegt, daß er geschrieben und dabei schrecklich geflucht hat. An diesem Nachmittag traf ein Kurier im Haus ein, kein Botschafter, sondern ein Soldat in Reitkleidung. Das hat mich neugierig gemacht. Ich entdeckte einen Freund und ließ den beim Haus aufpassen, was der Herr Batto tat, und ich bin dann dem Kurier gefolgt. Er verließ das Haus mit einem Beutel unterm Arm, ging zu den Stallungen, um sich ein Pferd zu mieten. Ich habe einen Bekannten im Stall des Med-Bezirks, also hab' ich mir ein Pferd geborgt und bin dem Mann gefolgt. Er nahm die Flußroute. Er steckte den Beutel und was drin war in seine Satteltasche, und jedesmal wenn er hielt, um was zu essen, nahm er ihn mit, also habe ich angenommen, daß es was Wichtiges sein mußte. In der ersten Nacht machte er in Mahita halt, und ich blieb in der gleichen Herberge wie er, aber es war nichts zu machen, er nahm den Beutel mit ins Bett. Das gleiche passierte in Warrintown und Elath. In Elath sprach er in der Halle der Reisenden mit einem Mädchen und sagte, er geht nach Nuath.« Sie stieß wieder einen Rauchring aus. Arré saß da und lauschte gebannt dem Bericht.
    »Unterwegs, auf der Strecke zwischen Elath und Shonet, ist er dann unvorsichtig geworden, oder übermütig. Er hat den Beutel im Stall gelassen, als er zum Essen in einen Gasthof ging. Natürlich hat er nicht gewußt, daß ich in der Nähe war. Und am Abend hat er es wieder gemacht. Also bin ich mit einem großen zusammengerollten Kavablatt, dem größten das ich finden konnte, ich hab's mit einer Schnur verschnürt, in den Stall gegangen und hab' rausgenommen, was in der Tasche war und das Blatt dafür reingesteckt.« Sie griff in ihr faltenreiches Kleid und zog eine weiße Rolle hervor, die mit dem Wappenzeichen der Batto-Familie versiegelt war: dem galoppierenden Pferd. »Dann bin ich so schnell wie möglich zurückgeritten. Auf einem Tier, wie er es hatte, wäre das unmöglich gewesen, aber ich saß auf einem Asechpferd, also

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