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Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden

Titel: Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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habe ich nur die Hälfte der Zeit gebraucht, die er gebraucht haben würde. Wenn er also die Blattrolle schon am nächsten Morgen entdeckt haben sollte, kann er doch nicht eher als in zwei Tagen wieder hier sein.«
    Arré nahm die Schriftrolle mit beiden Händen. »Du verblüffst mich«, brachte sie hervor.
    Jenith lächelte. »Ach, das war ganz leicht«, sagte sie selbstgefällig. »Der Wachsoldat war ein Trottel, daß er mich nicht bemerkt hat. Ich hätte mich sicher gesehen. Aber nachdem er dann unterwegs angefangen hat, Himmelskraut zu rauchen, hätte der nicht mal eine Sau bemerkt, wenn sie zu ihm ins Bett gekrochen wäre.«
    Arré öffnete die Rolle.
    Sie überflog sie rasch und übersetzte dabei automatisch im Kopf den formellen Text. Das Schreiben ging an Lord Tarn i Nuath Ryth aus der Stadt Nuath, und brachte die Bestätigung der Übereinkunft zwischen Tarn i Nuath Ryth und Kim Batto »in Anerkennung der beiderseitigen Interessen«. Es enthielt ferner vage Anspielungen auf Getreidepreise, die eventuell gesenkt werden könnten, als Gegenleistung für bestimmte Dienstleistungen, die mit dem Rat der Häuser in Kendra-im-Delta zu tun hatten. Sie dachte: Was geht hier eigentlich vor? Sie hatte damit gerechnet, daß Jenith ihr irgendwelche Beweise für die Verbindung zwischen Ron Ismenin und dem Tanjo liefern würde, nicht Beweismaterial für etwas, das ein Vertrag zwischen Kim Batto und irgendeinem ungehobelten Barbaren aus dem Blauen Clan oben am Fluß zu sein schien!
    Sie las die Schriftrolle noch einmal durch. Auch beim zweitenmal lernte sie nicht mehr aus ihr. Sie überlegte, was diese »Dienstleistungen« (im Schreiben sorgfältig nicht näher definiert) sein sollten. Es wird keine solchen Dienste geben, dachte sie schroff. Vertragsschließungen seitens einzelner Adelshäuser (außer in der traditionellen Form durch Heirat) mit anderen Häusern oder Clans waren strikt verboten. Sie grinste bei der Vorstellung, was Kim Batto sagen würde, wenn sein Kurier zurückkehrte, um zu gestehen, daß er bis Shonet gelangt sei – oder bis Sharon oder sogar Nuath – und dann gemerkt habe, daß seine Botschaft verschwunden war.
    Jenith sagte: »Ist es das, was du haben wolltest?«
    Arré blickte auf. »Es ist sicherlich etwas, was ich gern haben wollte. Allerdings hatte ich das nicht vorausgesehen; ich weiß nicht, was es ist, und ich bin auch nicht sicher, worum es dabei geht. Ich muß dir noch Geld schuldig sein.« Sie trat an ihre Truhe, zögerte und zog dann zwei Vierlinge hervor, die sie der kleinen dunklen Frau gab. »Reicht dies aus?« fragte sie. »Du hast sicher Reisekosten gehabt.«
    »Damit sind sie gedeckt«, sagte Jenith. »Ich hab' nicht viel gebraucht. Ich hab' mir ein Pferd geborgt, und ich habe in den Ställen geschlafen.« Sie nahm ihre Pfeife von dem Lacktischchen. »Soll ich weitermachen, Herrin?«
    »Du sollst«, sagte Arré. »Wenigstens noch vier Tage, bis zu der Ismenin-Verlobung.«
    Jeniths geschickte Hände ließen die Münzen in ihren Röcken verschwinden. Ihr Haar war pechschwarz und mit Jasminöl eingerieben, und sie trug ein Kupferamulett mit einem Ochsenkopf am Hals.
    »Tun die Ringe da nicht weh?« fragte Arré und deutete auf die Goldringe in Jeniths Ohrläppchen.
    »Nö«, sagte die Asech. »Meine Tante hat mir die Löcher mit einem Pfriem gestochen, als ich ein ganz kleines Baby war. Meine Töchter haben sie auch.«
    »Du hast Kinder?«
    »Drei – zwei Mädchen und einen Jungen.«
    »Wie alt bist du?«
    »Vierzig«, sagte Jenith und lächelte. »Ich arbeite für das Haus Med seit meinem zwölften Lebensjahr; auf den Weinfeldern, in der Kelter, und jetzt im Lagerhaus.«
    Vierzig, dachte Arré, Jenith ist bloß vier Jahre jünger als ich. »Ich danke dir für deine Dienste für mein Haus«, sagte sie.
    Jenith nickte. »Du bezahlst gut. Einen schönen Tag wünsch ich dir, Herrin!« Und sie stapfte hinaus.
    Hat sich ein Pferd geliehen und in den Ställen übernachtet, dachte Arré; ich könnte das nicht – und ich hätte es auch vor zwanzig Jahren nicht gekonnt. Die Erkenntnis verwirrte sie ein wenig.
     
    An diesem Nachmittag machte sich Paxe auf, um mit Dobrin zu sprechen.
    Sie hatte vorgehabt zu schlafen, bis sie die erste Unterrichtsstunde im Schwertkampf geben mußte, doch sie hatte keinen Schlaf gefunden. Schließlich hatte sie sich vom Bett erhoben, war zur Zedernholztruhe gegangen und hatte den Deckel hochgeklappt.
    Sie nahm das Schwert heraus und legte es beiseite. Dann grub sie

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