Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden
Bauch des Mannes. »Kein Laut!« befahl er und zog den speichelnassen Stoffetzen heraus.
»Bei den Winterdämonen, wer seid ihr ...?« Kaleb legte den Knebel wieder auf den Mund des Mannes, drückte ihn jedoch nicht hinein.
»Das geht dich eigentlich nichts an, mein Bester. Also, hier kommt die erste Frage.« Er drückte das Messer ein wenig tiefer in die Haut. Blut rann tröpfelnd über Leths Bauch. Er atmete hastig ein, um dem bohrenden Stahl zu entgehen, und Paxe zerrte ihm die Arme nach unten und zwang ihn so, den Leib nach oben zu wölben. Kaleb hob das Messer an. »Wer hat dich dafür bezahlt, daß du die kyomos in Vanesis Karawane mitgeschmuggelt hast?«
Er nahm den Stofflappen weg. Leth stammelte mit keuchender Stimme: »Ich hab' nicht ... ich hab' ja nicht ... ihr habt den falschen ...«
»Mann?« beendete Kaleb für ihn und klatschte den Hemdfetzen wieder über seine Lippen. »Du glaubst wohl, ich meine es nicht ernst, was? Haltet ihn fest!« Und er begann mit leichtem Druck Linien auf den Torso des Mannes zu zeichnen, von den Brustwarzen zur Nabelgrube, erst eine Spur, dann zwei, dann drei ... Er hielt inne und fuhr in seine Tasche. Er hielt ein Säckchen in die Höhe. Paxe erkannte es. Es war der Beutel, in dem sie das Salz in ihrer Küche aufbewahrte; Kaleb mußte es mitgenommen haben. Sie hatte nicht einmal bemerkt, daß er die Küche betreten hatte.
»Salz«, sagte er. Er legte das Messer beiseite und begann den Sack aufzuschnüren, langsam, um die Folter quälerisch zu verlängern. Paxe warf Sereth einen Blick zu. Der junge Wachsoldat war bleich, hatte die Lippen fest aufeinandergepreßt. Leth versuchte erneut, sich loszuwinden, und Paxe riß ihm wieder die Arme hart nach hinten. Das Salz würde schmerzen, aber es würde weiter keinen Schaden anrichten. Sie hoffte nur, daß er nicht zu sehr von der Droge betäubt sein möge, um es zu spüren.
Kaleb hatte das Säckchen geöffnet. Ganz beiläufig nahm er Salzkörner zwischen Daumen und Zeigefinger und streute sie in die offenen Schnittwunden. Leth stieß durch das Tuch hindurch einen heiseren Schrei aus und versuchte sich loszureißen, doch Paxe und Sereth hielten ihn nieder. Tränen quollen ihm aus den Augen. Kaleb wartete, bis der Mann sich nicht mehr wehrte, dann nahm er den Knebel weg. »Wer hat dich dafür bezahlt, daß du die kyomos in Vanesis Karawane versteckt hast?«
»Minto«, keuchte Leth. »Der Lord Cha Minto.«
»Er lügt«, sagte Sereth sofort. »Er ist dem Minto-Haus nie auch nur einen Schritt weit nahegekommen.«
»Ich lüge nicht, ich schwöre es bei ...« Leths Stimme schwoll an. Kaleb stopfte ihm den Lumpen wieder in den Mund und legte sich mit seinem Gewicht darauf. Mit der linken Hand rollte er Leth die Hosen herunter, legte die Hüften bloß und ließ nur gerade noch die Geschlechtsteile des Mannes bedeckt.
Er nahm wieder das Messer.
»Warte!« sagte Paxe. Ja, Leth besaß wirklich einen hübschen Körper: schlank und fest und geschmeidig wie der einer Wildkatze. »Nimm ihm den Knebel ab!« Kaleb gehorchte. »Sag mir«, sagte sie, »wer hat dir das Geld übergeben?«
»Isak Med«, sagte Leth.
»Und wo?«
»In seinem Haus. Aber er hat mir gesagt, es ist Minto-Geld, und er ist nur der Überbringer.«
»Glaubst du ihm das?« fragte Kaleb. »Wenn nicht ...« Er hob das Messer hoch.
»Ich schwöre, ich sag die Wahrheit«, sagte Leth, und die Stimme brach ihm. »Ich flehe euch an ...«
»Halt den Mund!« sagte Paxe. Es gab eigentlich keinen Grund, warum der Mann das erfinden sollte. Natürlich, Isak hatte ihm befohlen, das zu sagen, wenn man ihn befragte. Es paßte haargenau zu Isaks Charakter.
»Wir wollen ganz sicher gehen«, sagte sie zu Kaleb und verstärkte ihren Zug an Leths Armen. Kaleb nickte, sein Gesicht blickte entschlossen drein. Paxe wandte die Augen ab, und Sereth tat das gleiche.
Was nun folgte, war scheußlich. Doch schließlich nahm Kaleb das Messer fort und sagte: »Ich glaube, er ist sauber.« Unter seinem Knebel stöhnte und schluchzte Leth, mehr vor Furcht und Erniedrigung als vor Schmerz. Kaleb zog ihm die Hosen wieder über die Messerschnitte nach oben, wobei er sich bemühte, sie nicht mit dem Stoff zu berühren. Leth war von seiner Geschichte nicht abgewichen, daß Isak Med ihm beiläufig und wie zufällig erzählt habe, er sei der Zahlmeister für Cha Minto.
»Da ist noch etwas«, sagte Paxe. Kaleb nahm den Knebel heraus. Leth starrte sie mit schmerzverquollenen Augen an. »Woher hast du die
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