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Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden

Titel: Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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verletzen. Diesmal ging es leicht. Sie legte den Bogen auf die Erde. Trotz des Tuchlappens, den sie auf Kadras Anweisung hin unter dem Ellbogen des linken Armes umgebunden hatte, tat ihr dort der Arm weh, und die Finger der rechten Hand waren unterhalb des ersten Fingergliedes blasig und schmerzten.
    »Nimm!« sagte Kadra und reichte ihr die Silberflasche. Sorren ergriff sie und setzte sie an die Lippen. Der starke Wein ließ sie keuchen ... Sie nahm noch einen kleinen Schluck und gab Kadra dann die Flasche zurück, die daraus trank, als wäre es Wasser. »Heiliger Wächter«, sagte sie, »das tut gut. Geh die Pfeile holen!«
    Sieben Pfeile waren ins Ziel gegangen – einer direkt in der Mitte, sechs auf dem Boden vor dem Ziel, und zwei im Dornbusch. Sorren fand einen langen Stecken und holte sie heraus. Ihre Schultern schmerzten, und sie rollte sie auf und nieder, wie sie das bei Paxe nach dem Training gesehen hatte. Sie wünschte, sie hätte sich für das Feld Sandalen angezogen, nicht wegen der Dornen, sondern wegen des Pferdemistes, der überall herumlag.
    Sie brachte Kadra die Pfeile. Die Ghya begutachtete sie sorgfältig, untersuchte sie nach Rissen, fand aber keine. Wieder bot sie Sorren die Flasche an. »Nein, danke dir«, lehnte Sorren ab. Kadra trank. Die Sonne blitzte auf dem Silberflakon. »Wo hast du es her?« fragte Sorren. »Es ist sehr schön.«
    »Es ist das Geschenk eines Adelshauses, für das ich in Tezera als Botschafter geritten bin.« Kadra hustete und steckte den Flakon weg. Sie trug diesmal nicht ihren Umhang, und unter dem dünnen Leinenhemd zeichneten sich deutlich ihre Brüste ab.
    »Soll ich die Pfeile noch mal aufstecken?« fragte Sorren.
    »Nein«, sagte Kadra, »für heut ist's genug. Wie fühlst du dich?«
    »Der Rücken tut mir weh.«
    »Ja. Du gebrauchst neue Muskeln. Mach dir nichts draus. Du bist ziemlich gut mit dem Bogen, weißt du?« die Ghya lächelte. Es war ein ehrliches Lächeln, ganz ohne jene zynische Beifärbung, auf die Sorren gewartet hatte. »Das Nordländerblut kommt halt in dir durch!«
    »Ich danke dir«, sagte Sorren.
    Sie hob den Bogen auf. Die Haut auf ihren Armen war rot, die Sonne hatte sie verbrannt. Es würde eine schmerzliche Nacht werden, und sie würde sich Tee für Umschläge brühen müssen. Eine Fliege landete auf ihrem Knie, und sie schnippte sie fort.
    Kadra sagte: »Ich bin noch immer der Ansicht, daß du ein Messer haben solltest.«
    »Ich will aber kein Messer«, gab Sorren störrisch zurück.
    »Ich rede doch nicht von einer Waffe! Gerechter Wächter! Mädchen, du kannst einfach nicht so durch die Lande ziehen, ohne ein Messer. Womit willst du Fisch ausnehmen, mit den Zähnen? Und ein Beil wäre auch kein Fehler. Du wirst es brauchen, wenn du dir ein Feuer bauen willst.«
    Sorren sagte: »Ich denke darüber nach. Ich kann ja doch erst in einem Jahr fort.« Sie hielt den Bogen hoch. »Was mache ich damit?«
    »Du läßt ihn hier. Tammo weiß, wo er ihn verstecken kann. Und nächste Woche kommen wir wieder her und du übst wieder.« Tammo hatte seinen Namen gehört und kam herangeschlurft. Kadra sagte: »Tammo, versteck den Bogen und die Pfeile, wo keiner sie finden kann! Gut so?«
    »Aaah, aah«, sagte er und wedelte mit der Hand auf die Scheune zu.
    »Ja, sehr gut. Wir kommen bald wieder.« Kadra klopfte ihm freundlich auf die Schulter. »Du warst eine große Hilfe, Tammo. Du warst sehr lieb!«
    »Aaaaa!« Er strahlte und machte ein paar komisch-groteske Tanzschritte. »Aaaaah!«
    Dann, während sie von der Koppel gingen, stand er da und wedelte mit den Armen und schaute ihnen nach. »Wer ist er?« fragte Sorren.
    Kadra lachte. »Mein Bruder. Meine Mutter hat wenig Glück gehabt mit ihren Kindern. Sie hat zwei Mißgeburten zur Welt gebracht, und damit hatte sie genug. Beim nächstenmal, als sie schweren Leibes wurde, hat sie einen Trank genommen.« Kadra lachte noch einmal. »Wie gefällt dir das Bogenschießen?«
    Sorren zuckte die Achseln. »Es macht Spaß, glaube ich.«
    »Auf einen Heuballen schießen, das ist leicht. Beim nächstenmal nehmen wir ein bewegliches Ziel, damit du lernst, wie es ist, auf etwas zu zielen, das nicht stillhält.«
    »Auf etwas Lebendiges?«
    »Nein. Wart's ab! Aber irgendwann wirst du auch auf Lebewesen schießen müssen, Sorren!«
    »Ich würde aber lieber Fallen stellen.«
    »Fallen funktionieren nicht immer. Glaub mir, ich weiß es.« Sie waren an der Gasse angelangt, die zur Straße führte. Am einen Ende war

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