Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden

Titel: Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
Vom Netzwerk:
fein? Das Langschwert scharf, das Langhaar wehend im Wind? Wo sind sie hin, und wo mögen ihre Lieder sein?«
    Irgendwo vor ihr ertönte ein kadenziertes Rufen: »Ho-ho« und »hoh-ho.« Es war nicht der Singsang von Sänftenträgern. Weiter vorn drängten sich die Menschen an die Schaufenster und in Hauseingänge, wie sie es bei vorbeiziehenden Karawanen tun. Sorren trat zurück, und jemandes Ellbogen drückte sich ihr in den Bauch. Weiter vorn riefen die Leute etwas. Durch die plötzlich wie erstarrt daliegende Straße schien ein heißer Wind zu fegen, und ein Pferd wieherte, ein melodischer Klang wie das Rufen eines Horns.
    Und wie eine Erscheinung aus vergangenen Tagen marschierte ein Trupp Soldaten die Straße herab. Sie trugen Schutzleder und Stahlpanzer und hatten lange Piken über den Schultern. Die Gesichter waren von Helmen mit hohen Goldfederkronen beschattet. Der Gesang kam von ihnen her, und sie marschierten nach seinem Rhythmus in Viererreihen, mit schwingenden Armen, mit sich im Takt des Sangs hebenden Stiefeln. In ihrer Mitte ritt ein Mann auf einem Rappen, und auch er trug eine Rüstung. Quer über den Schoß hielt er ein blankes Schwert. An den Schenkeln der marschierenden Soldaten baumelten leere Schwertgehänge.
    Sie zogen die Straße der Schildkröte hinab zur Mitte des Batto-Bezirks hin. Als sie verschwunden waren, strömten die verblüfften Gaffer wieder auf die Straße zurück. »Die kommen aus Tezera!« schrie eine Frau und hämmerte mit der Faust auf einen Türpfosten ein. Andere behaupteten hartnäckig, die Soldaten seien aus Shanan gekommen oder aus Mahita oder sogar aus Shirasai.
    Sorren kam nach Hause. Dabei entdeckte sie am Nordwestlichen Tor eine riesige Menschenmenge, die sich dort drängte, und sie sah die Bedienten von den Öffentlichen Stallungen, die reiterlose Pferde am Zügel führten. Die Geschirre waren mit Federschmuck und Silberschnallen reich verziert. Und als Sorren dann durch das Tor des Med-Hauses trat, war ihr die Neuigkeit vorangeeilt. »Hast du schon von den Soldaten gehört?« fragte sie der Dungkehrer von seinem Wagen her.
    Sorren rief, während sie durch das Tor trat: »Ich hab' sie gesehen!« Sie hätte gern gewußt, ob sie wirklich aus Tezera kamen. Ihr waren sie wie Gestalten aus der Vergangenheit erschienen, nicht Chearis, aber doch so ähnlich wie die alten Chearis. Und sie hatte das Gefühl, sie habe sie durch die Worte ihres Liedes heraufbeschworen.
    Atemlos stürmte sie in den kleinen Salon und blieb abrupt stehen. Paxe war da. Arré schaute Sorren an, und ihre Mundwinkel zuckten. »Du hast die Soldaten gesehen«, sagte sie. »Ich kann es aus deinen leuchtenden Augen erraten.« Sie wandte sich wieder Paxe zu. »Fahr fort!«
    »Sie kommen aus Nuath«, sagte die dunkle Frau. »Der Lord Tarn i Nuath Ryth hat sie mitgebracht; sie sind seine Eskorte, sagt er, für die Verlobung seiner Tochter. Kim Batto hat ihn am Nordwestlichen Tor empfangen.«
    »Der Lord Tarn i Nuath Ryth!« Arrés Stimme klang halb amüsiert, halb erzürnt. »Die Unverschämtheit dieses Kerls! Und außerdem ist es noch falsch! Es müßte Tarn-no-irgendeine Ryth i Nuath heißen. Wie war sein Muttername, möchte ich wissen, und warum hat er ihn abgelegt? Wie viele Männer hat er mitgebracht?«
    »Vierzig«, sagte Paxe. Ihre Kleider waren zerknautscht, und Sorren vermutete, daß sie geschlafen hatte, als der Bote von dem Stadttor sie informieren kam. »Sie haben ihre Reittiere und ihre Schwerter am Tor abgegeben. Aber er hat darauf bestanden, sein Schwert zu behalten. Er sagte – nicht zu mir, ich war nicht dort, aber zu meinem Hauptmann der Tageswache – ›ich werde mich hier vor der Stadtmauer niederlassen, ich und meine Soldaten, und niemand wird durch dieses Tor ein- oder ausreiten, es sei denn man gestattet mir, im Sattel und mit meinem Schwert in die Stadt einzureiten.‹«
    Arré schnaubte: »Der hätte den ganzen Verkehr bis hinauf nach Nuath aufgehalten!«
    »Das ist der Grund, warum Ivor sich schließlich entschloß, ihn hereinzulassen.«
    »Oh, die Entscheidung war richtig. Und Kim Batto hat ihn empfangen?« Sie verzog das Gesicht zu ihrem Straßengörengrinsen. »Ich wünschte, ich wäre dabeigewesen und hätte das gesehen. Wie hat er das denn erklärt? Es hätte ihn doch Ron Ismenin empfangen müssen.«
    »Ron Ismenin wurde aufgehalten«, sagte Paxe. »Er hat Botschaft geschickt. Als ich fortging, traf Col Ismenin dort ein, so daß also alles seine Ordnung hatte und ziemlich

Weitere Kostenlose Bücher