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Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden

Titel: Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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Sorren sich das Haar löste. »Ach, was bist du zauberhaft«, sabberte die Alte mit krauser Nase. »Aber was für ein Gestank ist das?«
    Sorren schaute auf ihre dreckbeschmierten Füße. »Scheiße«, sagte sie. »Ich bin über ein Weide gegangen.«
    Die Wärterin schnalzte mit der Zunge. »Das wirst du alles wegwaschen müssen, äch!« Sie legte Sorren eine Seifenkugel in die Handfläche, und Sorren schnüffelte daran: sie roch nach Minze. »Geh nur direkt rein, Süße! Heißbad nach rechts, Brunnen und Warmbecken links, Kaltbecken hinten.«
    Der Gang zu den Badesälen war mit weißen und gelben Kacheln ausgelegt. An seinem Ende wandte sich Sorren nach links, zu den Brunnen. Es gab davon zwei, und das Wasser lief ununterbrochen aus einem Rohr in der Decke in die Schalen der Brunnen und über deren Rand auf den Lattenrost des Bodens. Das Wasser kam vom Fluß und wurde beim Durchlauf durch den Ofen erhitzt. Rings um die Brunnen standen Holzbänke, auf die sich die Badenden zum Waschen setzen konnten. Es saßen gerade drei Frauen da und schwatzten mit weitausladenden Gesten miteinander. Überall lagen Badeschwämme herum; am nähergelegenen Brunnen wusch sich ein alter Mann inbrünstig die Zehen. Unter dem Wasservorhang des zweiten Brunnens spielte ein kleines Mädchen frech wie ein Streifenhörnchen.
    Sorren hob einen Schwamm auf. Sie trat an den Brunnen und wusch sich mit Schwamm und Wasser den oberflächlichen Schmutz weg, dann seifte sie sich am ganzen Körper ein, angefangen bei den Schamhaaren.
    Die Seife biß auf ihrem linken Arm und in der rechten Hand, aber der Schwamm fühlte sich gut an auf der Haut, wie eine große liebevolle Hand, die ihr über den Leib strich. Als sie ganz sauber war, ging sie zu dem Warmbecken. Es lag direkt neben dem Waschraum. Die Menschen kamen in das Warmbecken, um da zu sitzen, sich zu entspannen, das Wasser einwirken zu lassen, und um mit Freunden zu plaudern. Der Raum mit dem Kaltbecken konnte sowohl von dem Warmbecken aus wie von dem Dampfbad aus betreten werden. Den Dampfraum erhitzte man mittels heißer Steine. Auch da gab es Bänke, auf die man sich lagern konnte; sie standen in abgestuften Terrassenreihen, wobei es auf den tiefergelegenen Bänken kühler war, und es war üblich, daß man zunächst auf diesen unteren Bänken Platz nahm und sich dann allmählich nach oben zu den heißen emporarbeitete. Sorren blickte auf ihre Sonnenbrandarme. Eigentlich mochte sie das Dampfbad gern, aber diesmal würde es zu sehr auf der verbrannten Haut wehtun.
    Sie ließ sich in das Wasser des Warmbeckens gleiten, und ihr Haar wallte hinter ihr drein wie Seetang. Sie bog das Rückgrat durch und ließ die Brustwarzen aus dem Wasser ragen. Träge und wollüstig dem Wasser hingegeben, überlegte sie sich, wie Kadra wohl wirklich aussehen mochte. Es konnte ja schließlich kein allzu befremdender Anblick sein. Aber wie konnte jemand einen Spitz und einen Sack und darüber hinaus auch noch eine Möse haben?
    Nach der wundervollen Entspannung im Wasser fühlten sich ihre Kleider schmutzig, stickig und stinkend an. Sie biß die Zähne zusammen und zog sie trotzdem über. Das Haar ließ sie offen, damit es beim Gehen trocknen konnte. Sie zählte die Bontas an ihrer Geldschnur nach – es waren noch alle da.
    Die Wärterin hatte ihr dabei zugesehen und stellte ihre Stacheln auf. »Denkste ich bin eine Diebin?« murrte sie.
    »Nein, Mütterchen, aber du hättest ja mal kurz den Rücken kehren können.«
    »Mütterchen?« Die Mumie zeigte die paar ihr verbliebenen Zahnstummel. »Ich bin sicher nicht deine Mutter, Süße, nicht bei deiner weißen Haut und den hellen Haaren.« Und sie schwenkte ihre dürren schwarzen Arme. »Außerdem, ich bin zu alt, oder du bist zu jung dafür. Großmutter, das würde noch angehen. Aber du siehst wie eine Lady aus, die ich mal kannte, es ist lang her. Im Galbareth. Ah, war das eine Schönheit!«
     
    Erfrischt und übermütig lief Sorren unter dem Bogengang durch und kam auf die Straße. Die Sonne traf sie voll auf den Kopf, und sie fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, um die Strähnen zu lockern. Sie kniff die Augen zusammen. Sie hoffte, Arré möge noch immer mit ihrem Schneider beschäftigt sein. Sie schlenderte langsam nach Norden, auf der Suche nach einer Straße, die vom Batto-Bezirk in den der Med führte, und fand eine: die Straße der Schildkröte.
    Sie begann ganz leise zu singen. »Wo sind sie hin, die Auserwählten? Wo reiten sie nun, die Tänzer stark und

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