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Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden

Titel: Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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Abfall aufgetürmt; abgenagte Maiskolben, Kavarinden und Topfscherben. Am Zugang zur Straße blieb Kadra stehen, und ihr Gesicht verlor plötzlich alle Farbe. Sie taumelte, sie stieß mit der Hand vor und stützte sich an der Ziegelmauer ab.
    »Was ist dir?« fragte Sorren erschrocken. »Kann ich dir helfen?«
    »Bedräng mich nicht!« fauchte die Ghya, und Sorren trat einen Schritt zurück. Kadra atmete weiter schwer und heftig. Endlich richtete sie sich auf und zog die gegen die Wand gestemmte Hand zurück.
    »Ich hasse es, wenn man mich anfaßt«, sagte sie.
    Sorren versteckte die Hände hinter dem Rücken. »Tut mir leid.«
    »Ich weiß, du willst mir nur helfen«, sagte die Ghya. »Aber ich will keine Hilfe.«
    Zwei Frauen kamen Arm in Arm vorüber; die eine zog die Nase kraus und sagte mit gedämpfter Stimme etwas zu ihrer Freundin.
    Sorren schielte auf ihre kotbedeckten Füße. »So kann ich nicht ins Haus zurück«, sagte sie. »Gibt's hier in der Nähe ein Badehaus?«
    »Die Straße hinunter und dann links.«
    »Kommst du mit mir?«
    »Ich bring dich hin«, sagte die Ghya. »Aber ich komm nicht mit rein. Ich ziehe es vor, beim Baden allein zu sein.« Wo mich, schien ihr Ton zu sagen, keiner anstarrt.
    Sorren überlegte sich, was Kadra tun würde, wenn sie sie – wer immer diese »sie« sein mochten – nicht auf dem Schiff mitnehmen würden. Die Trinkerei der Ghya (und ihre rüden Manieren), das mußte doch sicher ausreichen, sie nicht zuzulassen. Noch zweimal blieb die Ghya stehen und stützte sich gegen die nächste Wand, den rechten Arm auf den Magen gepreßt, als habe sie Krämpfe, und Sorren fragte sich besorgt, was sie tun würde, falls Kadra hier zusammenbrechen sollte. Aber jedesmal richtete sie sich wieder auf. Dann kamen sie an den Bogengang aus roten Backsteinen, der zum Badehaus führte. Vor dem Eingang stand eine Statue des Wächters. Darunter befand sich eine schwere Urne mit engem Hals, in den die Badewilligen Geld stecken sollten.
    Sorren verneigte sich vor der Statue. Kadra rührte sich nicht.
    Sorren überlegte, ob sie eigentlich wirklich Zeit genug für ein Bad habe. Sie hatte das Gefühl – wahrscheinlich ganz törichterweise –, daß Arré sie argwöhnisch zu überwachen begonnen habe, zu merken, wann sie das Haus verließ und zu welcher Zeit sie zurückkehrte. Doch an diesem Morgen war Arré mit dem Schneider beschäftigt. Sorren warf Kadra einen Blick zu und zerrte einen Wunschknochen von ihrem Geldband und ließ ihn in das weite Maul der Urne fallen. »Du solltest aber doch mit mir kommen«, sagte sie.
    »Warum?« Die Ghya brauste plötzlich wutentbrannt auf. »Damit du sehen kannst, wie ich unter meinen Kleidern wirklich aussehe? Nein, danke. Das nicht!« Sie machte kehrt und ging davon, bevor Sorren auch nur die Möglichkeit hatte zu sagen: Nein, so habe ich das nicht gemeint! Ach verflucht, dachte Sorren. Sie begann hinter Kadra herzulaufen, blieb dann aber stehen. Die Ghya würde ihr wahrscheinlich doch nur befehlen, sie in Ruhe zu lassen. Nein, sie wollte eine Woche warten. Vielleicht würde sich Kadra bis dahin etwas abgekühlt haben.
    Es gab in jedem Stadtbezirk ein Öffentliches Badehaus. Man hatte sie auf Kosten der Stadt nach der Großen Pest errichtet, und sie wurden aus Steuermitteln unterhalten. Das erste Gemach in jedem Badehaus war der Raum, wo man die Kleider wechselte. Es war immer ein kleiner Raum, gewöhnlich durch ein Deckenfenster erhellt, und mit Borden an den Wänden ringsum. Ein Wärter saß dort, dem Schein nach, um die Habe der Leute zu bewachen und Seifenkugeln auszugeben, doch in Wirklichkeit, um sicherzustellen, daß keiner in die Bäder ging, der dies nicht durfte. Manchen Menschen war der Zutritt zu den Öffentlichen Bädern verboten: Frauen während der Tage ihrer Blutung, Leuten mit Hautausschlägen oder Hautpusteln und allen, die offene Wunden aufwiesen.
    Sorrens Tage waren gerade vorbei. Sie trat vergnügt in den Wechselraum. An diesem Tag hatte in diesem Batto-Bad die Aufsicht ein altes Weib, das zusammengekrümmt und nahezu kahl war. Eine der Schultern war viel höher als die andere.
    »Willst du 'nen Bademantel, meine Süße?« Sie wies zu den aufgehängten Baumwollmänteln, die sämtliche leuchtende Muster aufwiesen.
    »Nein, ich danke dir«, sagte Sorren, streifte sich Hosen und Hemd ab und steckte sie in ein Fach. Die Geldschnur und ihr Leibeigenenarmband legte sie obendrauf.
    Die Wärterin starrte sie mit lüsternem Wohlgefallen an, als

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