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Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden

Titel: Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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war. Tarn i Nuath Ryth weilt im Batto-Haus, die haben mehr Gemächer als die Ismeninas in dem ihren. Das stimmt vielleicht sogar, weil bei den Ismeninas das ganze Haus voll von ihren Verwandten vom Blauen Clan sein muß.«
    »Und die Frau, für die der ganze Zauber veranstaltet wird, wo befindet sie sich?«
    »Als ich vom Tor wegging, kam ihre Sänfte gerade durch.«
    Arré blickte Sorren an. »Was hältst du von der Geschichte?«
    Sorren suchte nach einer Antwort. Aber ihr fiel nichts anderes ein als das bemerkenswerte Aussehen der Soldaten. »Die hatten goldene Federbüsche auf den Helmen und hohe Stiefel bis zum Knie.«
    Arré sagte sarkastisch: »Es muß ihnen ziemlich heiß geworden sein, als sie durch das Tal ritten. Schön, das alles ist sehr interessant. Und morgen wird es im Haus der Ismeninas wahrscheinlich sogar noch aufregender werden. Verdopple die Posten an der Grenze zum Batto-Bezirk«, sagte sie zu Paxe, »bis diese Leute wieder dorthin verschwunden sind, woher sie gekommen sind.«
    Paxe nickte und ging.
    Arré sagte: »Bist du in dem Gewühle steckengeblieben? Hast du dich dort herumgetrieben?«
    »Ja«, sagte Sorren. »Hast du deine Kleider bekommen?«
    »Der Schneider will sie heute abend bringen.« Arré neigte den Kopf auf die Seite. Sorren wurde starr. »Auf deinem Bett liegt was für dich. Geh und schau's dir an!«
    Sorren stieg hinauf. Unter der Tür ihres Zimmers blieb sie mit offenem Mund stehen. Über der Tagesdecke auf ihrem Bett lagen eine Seidentunika und dazu passende Hosen. Die Seide war blau, und an Manschetten und Kragen waren scharlachrote Zierbiesen angebracht. Sie kniete nieder und ließ sacht die Hand über den Stoff gleiten. Es war schwere Seide und doppelt so fein wie alles, was sie je getragen hatte. Die Ärmel waren voll und weit wie ein Glockenmund, aber sie reichten nur bis zum Ellbogen. Sie rieb das Material gegen die Wange und war hingerissen von der Berührung. Dann hielt sie sich die Tunika vor die Brust.
    Sie rannte die Treppe hinab. Arré saß still in ihrem Sessel. »Na, gefällt es dir?« fragte sie lächelnd. »Und dann ist auch noch das hier.« Sie streckte die Hand aus. Auf der Handfläche lag etwas, das glitzerte. Sorren nahm es. Es war ein Kamm; er war von jener Art, wie Isak sie zuweilen bei seinen Tanzdarbietungen trug. Der Kamm war rot und hatte Intarsien aus Lapislazuli.
    »Es ist wunder-, wunderschön.« Sorren kniete neben dem Sessel nieder und wiegte ihren Kamm mit beiden Händen. Sie konnte nicht einmal eine Vermutung anstellen, was Kamm und Kleider wert sein mochten. »Das alles ist viel zu kostbar für mich!«
    »Sei kein Närrchen«, sagte Arré. »Du wirst prachtvoll aussehen damit, und warum solltest du für einen solchen Anlaß nicht teure Kleider tragen?«
    »Was wirst du denn anziehen?«
    »Ein langes Kleid. Du wirst es heut abend zu sehen bekommen.« Sie fuhr Sorren streichelnd übers Haar. »Du duftest nach Minze.«
    »Ich war im Badehaus.«
    »Aha.« Arré rieb sich am Kinn. »Kind, ich will ja gar nicht wissen, was dein Geheimnis ist. Aber – hast du eine andere Geliebte?«
    »Eine andere ...« Sorren hätte am liebsten laut losgelacht. War das der Grund, warum Arré sie so argwöhnisch beobachtet hatte? »O nein, keine Spur davon!«
    »Gut, mein Kind. Paxe würde es wehtun, glaube ich, auch wenn sie wahrscheinlich nichts darüber sagen würde. Sie hat gerade einen Sohn aufgegeben. Es würde ihr Kummer bereiten, wenn sie jetzt auch noch dich verlieren sollte.«
    »Aber Ricard hat ihr doch geschrieben«, sagte Sorren, »und ich geh ja nirgendwohin.« Noch nicht, dachte sie und erinnerte sich an den Tag mit Kadra und an den Bogen und an die Landkarte ... Noch nicht ...
    »Geht es dir wieder ganz gut?« fragte sie.
    »Mir ist es nie besser gegangen«, antwortete Arré. »Ich muß nur einfach daran denken, bei dem Fest nichts zu trinken.«

 15. Kapitel
     
    Das Haus der Ismeninas war sogar noch prunkvoller als das der Hok-Familie.
    Der Pfad, der zu dem Vordertor des großen weißen Hauses führte, war von Kavafruchtbäumen gesäumt. Als Sorren diesen Weg entlangging, ihre Trommeln unter dem einen, die neuen Kleider unter dem anderen Arm, segelte ein Falter von einem der Baumäste in Spiralen herab und ruhte für einen Augenblick auf ihrem Haar. Sie schüttelte ihn sanft ab. Die Luft war geschwängert vom Duft der Kavabäume und der Küchengerüche, denn in den Küchenräumen der Ismeninas waren die Vorbereitungen für das Fest eifrig im

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