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Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden

Titel: Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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blendendweißen Zähnen an und verschwand. Das Zimmer war etwa so groß wie der kleine Salon im Med-Haus. Es hatte Steinwände, und auch die Decke war aus Stein. Auf dem Boden lag ein lohgelber Teppich und die Wände waren mit dicken umbrafarbenen Behängen düster bedeckt.
    An einer Wand zog sich eine niedrige und mit Kissen belegte Sitzbank entlang. Sorren ließ sich darauf nieder und überlegte, ob man von ihr erwartete, daß sie das ganze Fest hindurch, wenn sie mit dem Trommeln fertig war, eingesperrt in diesem Zimmer verbrachte. Sie stieß dem Diwan die Hacken in den Bauch; es würde ungeheuer fad werden! Dann überlegte sie, wie viele Menschen sich wohl hier im Haus befinden mochten. Die Ismeninas waren eine große Familie, und sie lebten alle zusammen, doch ganz im Gegensatz zu ihrem Eindruck im Hok-Haus fühlte sie sich hier keineswegs willkommen, keineswegs behaglich, keineswegs als etwas Besseres als eine Dienerin. Sie lauschte, doch die Steinwände und die Stoffbehänge dämpften nahezu jedes Geräusch. Da könnte in diesem Augenblick ein Wagen vorbeifahren, draußen am Tor, dachte sie, und ich würde es nicht merken. Wie, wenn Tornor auch so ist, dachte sie, alles so abgeschlossen und still und kalt?
    In diesem Augenblick ging die Tür auf, und Jeshim trat ein.
    Tänzelnd trug er einen länglichen Kasten im Arm, und ein unförmiger Sack baumelte über seinen Rücken. Er glitt durchs Zimmer und ließ den Kasten neben Sorren auf die Bank fallen. »Sorren, du mein süßes Mädchen, wie geht es dir? Ist das nicht ein Wunder? Und ich verdanke das alles dir, meine Süße!« Er verneigte sich in übertriebener Reverenz vor ihr. »Innigsten Dank. Wie sehe ich aus?«
    Er hatte ein langes rotorangenes Kleid an mit leuchtend blauen Klecksen darauf. Das Rot und das Organgebraun paßten zu seinem Bart.
    »Du fällst sicherlich auf«, sagte sie.
    »Ja. Das glaube ich auch.« Er öffnete den Kasten. In ihm lagen seine Messer schimmernd auf dem dunklen Filz, mit dem der Kasten ausgeschlagen war. Er fuhr mit einem Finger liebevoll über eine blitzende Klinge. »Ach, ihr meine Schönen. Sind sie nicht wundervoll?«
    Sorren fand die Messer nicht wundervoll. »Was hast du in dem Sack?« fragte sie.
    Er zerrte den Sack heran, schnürte ihn auf und hielt ihn ihr geöffnet unter die Augen. »Meine Jonglierkugeln.« Sie warf einen Blick in den Sack. Es waren fast zwanzig Bälle darin.
    »Du kannst doch nicht etwa mit so vielen Bällen jonglieren?«
    »Natürlich nicht. Aber ich nehme immer Ersatz mit. Ich bin ein Profi, was immer ich mache!« Er ließ das linke Augenlid langsam bedeutungsvoll sinken. »Vergiß das nur nicht!«
    »Was gibt es sonst noch an Unterhaltung? Weißt du es?«
    »Einen Pantomimen. Erinnerst du dich an Saedi? Er hat beim Herbstfest im letzten Jahr mitgemacht. Dann drei Musiker. Dann komm ich. Dann eine Pause, und dann du und Isak Med.«
    »Was für Musiker?«
    »Weiß ich nicht mehr.« Er setzte sich auf den Diwan und legte ihr den Arm um die Schultern. Sein Bart kitzelte sie am Kinn. Er roch nach Himmelskraut. »Willste ein paar Züge machen?«
    »Nein!« Sie stand auf. »Und ich mag auch nicht, daß du mich andauernd begrapschst, Jeshim, ich mag das einfach nicht!«
    Er zuckte die Achseln. »Ich hab' ja bloß nett sein wollen.« Er lächelte schlau zu ihr herüber. »Wie gefällt dir denn Kadra? Erzähl mal, wie sieht das denn nackig aus? Ich hab' den Typ nie ohne den blöden Mantel gesehen!«
    Sie starrte ihn an, erstaunt und zornig. »Was willst du damit sagen?«
    »Ach, komm schon, Süße!« sagte er und schaute sie mit einem faunischen Lustgrinsen an. »Du hast ihn doch immer besucht, das weiß ja die halbe Stadt. Na, sag schon, wie ist es, wenn man mit einem ghya vögelt. Wie fickt man sowas?«
    Auf Sorrens Armen traten Kältepusteln hervor. »Das tu' ich nicht!« sagte sie.
    Jeshim holte ein Messer aus dem Kasten und stocherte in einer Hornhautschwiele in seiner Handfläche herum. »Wie es dir beliebt. Ich hab' ja nur mal so gefragt.«
    Sie riß ihm das Messer aus der Hand. »Du wirst mir jetzt mal zuhören!« fauchte sie und hielt das Messer tief und flach, so wie sie Paxe ein niji hatte halten sehen. »Vielleicht hast du keine Freunde und kannst es darum nicht begreifen, daß man jemand gern haben kann, ohne mit ihm ins Bett zu steigen. Aber Kadra und ich sind Freunde, und ich wünsche nicht, ein derartiges Geschwätz zu hören. Nie mehr! Hörst du?!«
    Sie war so wütend, daß es sie

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