Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden

Titel: Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
Vom Netzwerk:
kann. Sie war Botin, bis sie sich bei einem Sturz das Hüftgelenk gebrochen hat. Und sie will auf diesem Schiff mitfahren. Auf der Ilnalamaré.« Sie sprach das fremdartige Wort betont sorgfältig aus, um nur ja keine Silbe zu unterschlagen.
    »Was für ein Schiff?« fragte Paxe. So erzählte Sorren ihr von dem Schiff. Paxe schüttelte den Kopf. »Was ich alles über meine Stadt nicht weiß! Aber, ich hab' dich schon wieder unterbrochen. Bitte sprich weiter!«
    »Also, Kadra hat diese Landkarte für mich aufgezeichnet und mir alle Städte genannt von hier bis nach Tezera. Ich kenne sie, ich meine, ich kenne alle ihre Namen.«
    »Wirklich? Das möchte ich hören!«
    »Terzi, Mahita, Warrintown, Elath – ich werde nach Elath nicht gehen – Shonet, Sharon, Nuath, Yfarra, Morriton, Septh, Kup-in-der-Marsch, Tezera.«
    »Hervorragend«, lobte die Hofmeisterin.
    Sorren holte Luft. »Es kommt noch mehr.« In einer der Matten steckte ein loser Halm hervor, und sie spielte mit den Fingern daran herum, um ihn abzubrechen. »Kadra bringt mir bei, wie man mit Pfeil und Bogen schießt.«
    Paxes Rücken versteifte sich. »Wer ist denn darauf gekommen?«
    »Sie. Sie hat gesagt, ich muß jagen lernen, wenn ich allein in den Norden fahren will.« Der widerspenstige Strohhalm lag endlich abgebrochen in ihrer Hand. Sie hob den Kopf und schaute Paxe in die Augen. »Ich weiß, es ist für mich nach dem Gesetz verboten, eine Waffenkunst zu lernen, aber ich will ja nur lernen, wie man Tiere schießt, Fische, weiter nichts.«
    Paxe schüttelte den Kopf. »Chelito, da gehst du aber ein Risiko ein«, sagte sie sanft. »Wo übst du denn das?«
    »Auf einer Koppel im Batto-Bezirk. Den Bogen haben wir versteckt. Ich war in dieser Woche dort, und ich werde nächste Woche wieder hingehen, und in der Woche darauf und so weiter, bis das Schiff ausläuft.«
    »Und was willst du dann machen?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte Sorren.
    Paxe sagte abrupt: »Bring den Bogen her!« Sie sprang auf. »Ich werde ihn für dich in meiner Truhe aufbewahren.« Sie wies mit dem Kinn zu der geschnitzten Holztruhe hin. »Und ich werde dir im Waffenhof eine Zielscheibe aufstellen, mit der du üben kannst. Was für ein Ziel benutzt du denn jetzt?«
    »Heuhaufen. Und ich bin noch nicht besonders gut.« Sorrens Puls schlug heftig an ihrem Hals. »Meinst du es wirklich?«
    »Ich sage nie, was ich nicht meine«, murrte Paxe. Aber sie lächelte halb dabei. »Chelito, du bist gewachsen.«
    »Aber meine Kleider passen mir alle noch.«
    »Das habe ich nicht gemeint.« Sie kam herüber, beugte sich nieder und legte ihren Mund fest auf die Lippen von Sorren. Sie küßten sich lange, und ihre Leiber formten einen Kreis aus einer dunklen und einer lichten Hälfte in dem sonnendurchfluteten Haus. Paxe löste als erste die Lippen und blickte auf. »Chelito, meine Süße«, flüsterte sie, »ich werde dich vermissen, wenn du in den Norden ziehst.«
    »Ich bleib ja noch ein ganzes Jahr hier«, sagte Sorren.
    »Ich werde ein ganzes Jahr brauchen, um mich an den Gedanken zu gewöhnen«, sagte die Hofmeisterin. »Komm, ich will dir etwas zeigen!« Sie führte Sorren vor die Truhe. Die Schnitzerei auf dem Deckel stellte einen mächtigen Baum mit weitausladenden Ästen dar. Vögel lugten aus den Zweigen, und auch die Bronzeschnalle des Schlosses war wie ein großer Vogel mit weitausgespannten Schwingen geformt.
    Paxe hob den Deckel hoch und nahm ein Schwert heraus.
    Es war voller Rostflecken, doch die Schneide sah scharf aus, und das Heft und der Korb, der die Hand des Schwertträgers schützte, waren sauber und blitzten. Paxe nahm auch das Wehrgehänge aus der Truhe. »Es ist sehr alt«, sagte sie. »Ich stecke es nicht in die Scheide, weil die so alt und abgenutzt ist, daß das Leder zerbröckelt. Die Seide schützt es.« Sie hob die Klinge ins Licht. »Du hast es sehen wollen«, sagte sie. »Möchtet du es gern berühren?«
    Sorren nickte. »Streck die Hände aus. Flach«, sagte Paxe. Sorren gehorchte, und Paxe legte ihr das Schwert quer über beide Hände. Es war nicht so schwer, wie sie sich vorgestellt hatte. Paxe nahm es wieder fort. »Möchtest du es am Griff anfassen?«
    »Darf ich?«
    »Leg die rechte Hand an das Heft.« Sorren streckte die Rechte aus. Paxe hielt das Heft mit der linken Hand. Sorren schloß die Finger um den Griff, und Paxe zog die Hand zurück. Sorren faßte das Schwert mit kräftigeren Fingern. »Ist es ... ist es sehr alt?« fragte sie.
    »Sehr alt«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher