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Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden

Titel: Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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bogen um die Ecke des Pavillons und fanden sich direkt vor Borti. Er begrüßte Sorren mit einem Lächeln und einer Umarmung. »Wie geht's dir, Mädchen?«
    Sie war entzückt, ihn zu treffen. Seit er Ivors Zweiter Wachoffizier war, sah man ihn kaum jemals im Haus. »Mir geht es prima.«
    »Komm mit mir!« flüsterte er. Er führte sie hinter eines der Zelte. Riat kam in ihrem Schlepptau. »Schau mal, was ich da habe.« Er hatte eine Wasserpfeife und Himmelskraut, und er reichte ihr das Mundstück.
    »Das solltest du aber nicht – was wird, wenn Paxe dich damit sieht?« sagte sie, aber sie nahm dennoch einen Zug aus der Pfeife. Das Wasser gluckerte blasig.
    »Sie sieht mich schon nicht. Hab da mal keine Angst!« Er zog an der Pfeife und füllte sich die Brust mit Rauch. »Du hättest dort oben sitzen und für Isak Med trommeln sollen, nicht dieser Kerl!«
    Riats Kopf fuhr herum, als sein Vater erwähnt wurde. »Ich geh Papa suchen«, erklärte er. Ehe sie ihn packen konnte, lief er leichtfüßig über den zertrampelten Grassoden davon.
    »O verflixt«, sagte Sorren und stieß Borti die Pfeife in die Hand. »Jetzt muß ich hinter ihm dreinrennen.«
    »Wer ist das denn?« fragte der alte Wächter.
    »Isak Meds Sohn, du Narr!«
    »Dann ist er völlig in der Lage, sich in acht zu nehmen!«
    Wahrscheinlich hatte Borti damit recht. »Ich bin für ihn verantwortlich. Was, wenn er sich verläuft?«
    »Es ist hell. Er wird seine Mutter schon finden.«
    »Nein. Ich geh ihn besser suchen.«
     
    Sie rief nach ihm, während sie suchte. »Riat? Riat!« Doch in dem Babel von Menschenstimmen um sie herum vermochte sie kaum die eigene Stimme zu hören. Sie ging zu Isaks Zelt, doch es war leer. An Haken in der Ecke hingen die Kostüme. Ihr Herz begann schmerzhaft schwer zu klopfen. Eigentlich passierte Kindern ja niemals was – wie aber, wenn nun doch etwas passierte? Der Junge könnte in die Abfallgrube fallen, er könnte etwas Schlechtes essen und ihm könnte übel werden, ein Hund könnte ihn beißen, ein Maultier könnte nach ihm treten ... »Riat!« Aber nur ihre eigene Stimme war zu hören.
    Sie würde es ziemlich bald den Wachtposten sagen müssen, wenn sie ihn nicht fand. Und Arré und Isak! Heiliger Wächter, sagte sie in ihrem Kopf, hilf mir, daß ich ihn finde. Sie fühlte Tränen in den Augen aufsteigen und hätte gern geweint, und sie wußte, dies rührte vom Himmelskraut her. Sie hielt einen der Gaukler an. »Hast du einen kleinen Jungen gesehen? Ungefähr so hoch? In blauer Seide?«
    »Nein. Tut mir leid.«
    »Wenn du ihn siehst, würdest du ihn dann packen und zu einem Med-Posten bringen?«
    »Sicher doch. Gehört er dir?«
    »In gewisser Weise schon. Riat!« rief sie erneut.
    Sie konnte ihn nirgendwo finden. Sie durchkämmte den Pavillon, suchte hinter der Bühne, unter der Bühne, in jedem Winkel und hinter jedem Stück Stoff. Sie erinnerte sich an die Schlangentänzerin und raste hinaus, um sie zu suchen. Wächter, laß ihn bei ihr sein ... Sie drängte sich bis in die vorderste Reihe der Zuschauer bei der Schlangentänzerin. Riat war nicht da. Sie fluchte, mühte sich, ihre Panik unter Kontrolle zu halten, drängte sich wieder durch die Zuschauerreihen, überhörte die beißenden Bemerkungen, die man hinter ihrem Rücken machte.
    Eine seidige Stimme fragte: »Wieder Schwierigkeiten, Sorren?«
    Sorren wirbelte herum. Die Wahrheitsfinderin Senta stand vor ihr. Sie hatte das weiße Überkleid abgelegt, und diesmal war sie in ganz gewöhnlicher Kleidung: eine rote Baumwolltunika, dunkle Hosen, Stiefel. Doch ihre Stimme war unverwechselbar, und ihr Haar war einmalig, das wie ein Wasserfall aus Ebenholz im Mondlicht schimmerte.
    Sie lächelte. »Was bist du so erstaunt? Auch Hexen freuen sich an Festen. Ich bin gekommen, dir zu sagen: Deine Karten sind in deinem Haus. Ich habe sie bei einer alten fetten Frau gelassen, die mich angeschnauft hat. Ich hab' ihr aufgetragen, die Karten zu deinen Sachen zu legen. Was ist denn?« Die Stimme wurde sehr sanft. »Kann ich dir vielleicht helfen?«
    Sorren stammelte: »Ich suche jemand, lehi.«
    »Wir sind Kolleginnen, oder? Also nenne mich Senta. Nach wem suchst du?«
    »Nach einem kleinen Jungen in Blau. Er ist davongelaufen. Er ... er ist Isak Meds Sohn.«
    »Er war in deine Obhut gegeben, und du hast ihn verloren? Das ist schlimm. Würde er hierbleiben oder aus dem Park fortlaufen?«
    »Ich weiß es nicht. Nein, ich glaube, er würde hierbleiben.«
    »Dann wollen wir mal

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