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Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden

Titel: Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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unterwegs, hier im Park könne nichts geschehen.
    Das Baby schrie. Myra ging auf und ab und schaukelte es rüttelnd. Sorren ließ Riat absteigen. »Wo habt ihr gesteckt?« fragte Arré barsch.
    Riat sagte: »Ich bin weggerannt. Und ich hab' eine Frau gesehn mit einer Schlange. Und Papa!«
    Sorren sagte: »Er ist mir davongelaufen, und ich hab' bis jetzt gebraucht, um ihn zu finden.«
    »Ich bin müde«, sagte Arré. »Geh, hol uns die Sänften, Kind! Myra, ich setz dich vor Isaks Haus ab.«
    Myra nickte nur. »Riat, das war sehr ungezogen, daß du dich so lange herumgetrieben hast.«
    Kathi schlief fest, sie lag zusammengerollt auf der Decke, ihre Pfeife fest in der klammernden Faust. Sie sieht wie Arré im Schlaf aus, dachte Sorren. Sie ging zum Rand des Parks, um die Sänften zu rufen. Sie mußte unbedingt Paxe finden. Sie stieß auf einen Med-Posten und packte ihn am Hemd. »Wo ist die Hofmeisterin?« Er zuckte die Achseln. »Bitte! Es ist wichtig. Arré Med braucht sie!«
    Sein Gesichtsausdruck veränderte sich. »Was sagst du das nicht gleich?« Er stieß zwei Pfeiftöne aus. Einen Augenblick später wurde der Ruf in Richtung des Pavillons erwidert. »Sie ist dort drüben«, sagte der Posten und deutete in die Richtung.
    »Ich danke dir«, sagte Sorren. Sie blieb beobachtend stehen, wartete, daß sich die Menge zerteile, daß Paxe durch das Gedränge herankäme ... Ihr Atem kratzte rauh in der Kehle. Die Sätze, die sie vor dem Zelt gehört hatte, waren wie ein Brandzeichen in ihr Gedächtnis geätzt. »Du hast ein gutes Gedächtnis«, sagte Kadras Stimme in ihrem Kopf.
    »Nun, da ist sie!« sagte der Posten an ihrem Ohr. Sorren blinzelte. Paxe kam munter lächelnd auf sie zu.
    Heiliger Wächter, mach, daß sie weiß, was zu tun ist, dachte Sorren, und dann zersplitterte ihre Selbstbeherrschung in tausend Scherben. Mit einem dumpfen Schluchzen warf sie sich Paxe in die Arme.

21. Kapitel
     
    »Ich glaube dir nicht«, sagte Arré. Paxe schwieg. Arré wanderte ruhelos von einer Wand zur anderen. Sie streifte mit den Fingern in dem verdunkelten Schlafzimmer über die Paravents und hielt sich mit unsicheren Händen an den Möbelstücken fest. Mit dem Nachtwind wehte von den Straßen der Lärm fröhlicher Ausgelassenheit herauf. Paxe wartete, daß Arré aufhöre herumzulaufen. Sie konnte das leise Pah-pah-dam von Sorrens Trommel hören, das nicht aus ihrem Zimmer ertönte, sondern von oben von der Treppe her. In der Küche schrubbte Lalith immer noch die bereits blitzsauberen Töpfe. Arré trat ans Fenster. Die Blende war geöffnet, und man sah in den Garten. Paxe trat hinter sie und legte ihr beide Arme um den Leib. Arré wurde von einem Beben geschüttelt. Der Mond ergoß sein Licht auf ihr erstarrtes Gesicht.
    »Es geht schon«, murmelte sie, sich umwendend, und legte die Stirn an Paxes Brüste. »Und ja, ich glaube dir!« Sie füllte tief die Lungen mit Luft. »Mein kleiner Bruder! Mein mörderisches, dummes Brüderchen! Und was soll ich jetzt machen? Was hast du unternommen?«
    Sie tauchte aus ihrem Schock auf. Paxe zog sie vom Fenster fort. »Sorren trommelt auf der Treppe, wo sie die Vordertür im Auge behalten kann. Lalith ist in der Küche und macht Lärm. Die Küchentür ist von innen verbarrikadiert. Die Wachen – die paar, die noch ums Haus sind – stehen auf ihrem gewöhnlichen Platz.«
    »Wissen sie Bescheid? Hast du es ihnen gesagt?«
    »Nein. Ich habe es zuerst dir sagen müssen. Gib mir eine halbe Stunde Zeit, dann habe ich eine Wehr von Leibern ums Haus aufgebaut.« Arrés Herzschlag war rasend wie der eines kleinen Vogels. Paxe hob ihr Gesicht zu sich herauf und küßte sie sanft. Der Mund schmeckte salzig – sie hatte so leise geweint, daß Paxe es nicht gehört hatte. »Nika, nicht doch«, sagte Paxe. »Nichts wird dir geschehen, das schwöre ich dir!«
    »Ich kann nicht anders!« Arré entzog sich den Armen Paxes sanft und begann wieder im Zimmer herumzuwandern. »Ich habe nicht gewußt, daß man Leute dafür bezahlen kann, daß sie töten.«
    »Was glaubst du denn, was ein Heer anderes ist? Soldaten bezahlt man, daß sie töten!« sagte Paxe. Sie rieb sich mit den Händen das Gesicht. Die Haut fühlte sich gespannt an. »Du kannst Menschen für alles mit Geld bekommen.«
    Arré sagte: »Aber eine Armee ist doch etwas anderes!« Sie drehte sich zu Paxe um. »Kannst du Leute bezahlen, und sie tun dafür alles? Kannst du sie bezahlen, loyal zu sein – dich zu lieben?«
    »Nein«, sagte Paxe.

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