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Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden

Titel: Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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sehen, ob ich ihn aufspüren kann. Sei still!« Ihre Brauen zogen sich zusammen. »Ah! Ja. Da ist er, bei den Zelten.« Sie holte heftig Luft. »Ich an deiner Stelle würde sehr leise und behutsam dorthin gehen, Sorren-Vergangenheitsseherin. Isak Med ist beschäftigt, und er würde auf eine Unterbrechung nicht freundlich reagieren.«
    Sorren wurden die Knie weich vor Erleichterung. Sie ließ sich auf ein Knie nieder und sagte: »Ich danke dir, lehi!«
    Senta zog sie empor. »Du sollst mir nicht danken, Kind. Aber geh! Doch leise, leise! Und erinnere deine Herrin an mich!«
    Also warum nur – doch Sorren hatte nicht die Zeit, sich Fragen zu stellen. Eingedenk der Mahnung der Wahrheitsfinderin, leise zu gehen, eilte Sorren an das Hinterende des Pavillons.
    Das Gras stand hier noch höher und war weniger zertreten; ein kleines Kind konnte sehr leicht darin liegen und den Blicken entzogen sein. »Riat?« rief sie leise. Sie ging um das erste Zelt herum, dann um das zweite. »Riat?« Sie glaubte, ein Kichern zu hören, und drehte sich um, aber da war nichts. »Riat, ich bitte dich!« flüsterte sie. Es war schwer, Gestalten von Schatten zu unterscheiden, der Mond sprenkelte das Gras und die Zeltbahnen mit Tupfern von Silber.
    Auf einmal kam ein Mann weiten Schritts aus dem zweiten Zelt. Er war hochgewachsen, und als der Mondschein auf sein Haar fiel, leuchtete es rot auf. Trotz seiner eiligen Schritte, hatte sein Gang etwas Heimlichtuerisches. Ohne weiter nachzudenken, verschmolz Sorren mit der Zeltwand, wo der Firnis des Mondlichts das Auge verwirrte.
    Mit einer einzigen hastigen Bewegung blickte der Mann sich nach allen Seiten hin um, riß dann die Kapuze seines Mantels über den Kopf und ging davon. Auf dem Umhang waren keine Stammesinsignien zu sehen, doch in dem einen kurzen Augenblick, in dem der Mann sich in ihre Richtung gewendet hatte, hatte sie sein Gesicht ganz deutlich gesehen und ihn erkannt. Es war Ron Ismenin gewesen.
    Vor Überraschung hätte Sorren beinahe die Sorge um Riat vergessen. Was konnte das Oberhaupt des Hauses Ismenin hier zu schaffen haben, hier im Herzen des Med-Bezirks? Ein Rascheln in der Dunkelheit rief ihr wieder den Zweck ihres Hierseins ins Gedächtnis. »Riat!« sagte sie und sprang vor.
    Ihre Finger schlossen sich über einer Stoffalte.
    Verdrießlich stand sie wieder auf. Doch nun vernahm sie tatsächlich ein Kichern, es zirpte ganz deutlich in der Stille. »Riat, komm sofort hierher!« befahl sie, immer noch leise.
    Drinnen im Zelt sprach eine Stimme: »Das ist ein Haufen Geld, mein Herr und Lord. Es muß dir sehr viel daran liegen, deine Schwester tot zu sehen.«
    Sorren fuhr herum, als Isaks Stimme antwortete. Sie klang halb amüsiert, halb drohend: »Das ist richtig. Soviel immerhin, daß ich dafür zu zahlen bereit bin – und wenn du es versiebst, einen anderen zu bezahlen, damit er dich findet!«
    »Oh, ich werde es nicht verpfuschen«, sagte die zweite Stimme voll Selbstvertrauen. »Ich habe selbst ein Hühnchen mit dem Med-Haus zu rupfen. Du willst, daß es heut nacht passiert?«
    »Das ist ein guter Zeitpunkt – die Wachen sind beschäftigt. Du weißt, wer dein Komplize sein wird – der Gaukler.«
    »Sag lieber Partner, Herr und Lord. Das hört sich besser an.« Man hörte Münzen klingeln. »Nuather Geld, Herr und Lord?«
    »Willst du am Stadttor anhalten und deine Bontas einwechseln müssen?«
    »Nein!«
    »Dann stell keine idiotischen Fragen! Habt ihr Waffen?«
    »Ich habe ein Schwert. Gerade diese Woche aus dem Med-Hof geklaut.«
    Isak kicherte. »Ai, das gefällt mir. Dein Partner ...« – seine helle Stimme triefte von Ironie – »wird euch beide aus der Stadt hinausbringen, ehe man Alarm schlägt. Hast du was gegen die Asech?«
    »Ich bring es fertig, sie zu ertragen.«
    »Du wirst eine Zeitlang bei ihnen leben müssen, bis ich zu ihrem Nachfolger ernannt bin. Dann wirst du in die Stadt zurückkehren.«
    »Vielleicht auch nicht, mein Herr und Lord.« Die Stimme des zweiten Mannes klang trocken.
    »Wie es dir beliebt.«
    »Papa!« schrie Riat und sprang aus dem Gras auf. Sorren sah den Jungen als Schattengestalt im Mondlicht, während er durch den Zelteingang schoß. »Papa, darf ich auch mit? Ich hab' die Asech gern!«
    Im Zeltinnern stießen beide Männer einen Ruf aus. Dann fragte Isak: »Riat, was hast du hier zu suchen?«
    »Ach, ich versteck mich bloß vor Sorren. Ich hab' dich gesucht. Papa, da drüben gibt es eine Frau mit einer Schlange, und die Schlange

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