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Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden

Titel: Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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schaute zu, wie der Tänzer vor einem Silberspiegel die Gesichtsmaske auftrug. Die Kerzenflammen bewirkten, daß es sehr heiß im Zelt war. Isaks Kostüm war Grün und Gold und hatte ein Muster wie die Schuppen im Leib einer Schlange: er würde »Die Schlange und die weise Hexe« tanzen. Er zog sich Linien um die Augen, damit sie deutlicher hervortraten. Sorrens Finger pochten auf ihren Schenkeln den Rhythmus des Tanzes, an den sie sich gut erinnerte. Riats Mund stand vor Bewunderung über die Verwandlung seines Vaters offen.
    Itaka hockte in der Zeltecke und probte noch einmal den Tanzrhythmus. Sorren lächelte ihm zu und wünschte sich insgeheim, sie könnte ihm seinen Platz wegnehmen. »Wie lang noch?« fragte Isak.
    Sorren schaute auf die Stundenkerze rechts vom Spiegel. »Eine halbe Stunde noch.«
    »Ah. Befreie mich von diesem Quälgeist!«
    »Riat. Komm jetzt mit! Dein Papa ist beschäftigt.«
    »Ich will aber zuschaun!« protestierte der Junge. Doch dann ließ er sich von Sorren von seinem Schemel losreißen.
    »Kannst du allein zu dem Großen Baum zurückfinden?« fragte sie das Kind.
    »Aber klar doch!« Er wölbte die Brust heraus und stolzierte umher wie ein Gockel.
    »Gut, warum gehst du nicht und sagst deiner Mutter, daß dein Papa gleich tanzen wird? Sie möchte ihm vielleicht gern zuschaun.« Der Junge warf den Kopf in den Nacken wie ein Füllen und schoß davon.
    Isak grinste sie im Spiegel an. »Du kannst gut mit den Zwergen umgehn. Warum suchst du dir nicht einen Kerl und läßt dir selber welche machen?«
    Sie lachte. »Arré wäre damit nicht einverstanden.«
    Das war die falsche Antwort gewesen. Sie wünschte sich vergebens, sie könnte sie rückgängig machen.
    Doch Isak lächelte nur einfach weiter. »Sind dir denn die Wünsche meiner teuren Schwester so wichtig, Mädchen?« fragte er.
    »Natürlich!«
    »Natürlich. Nun, für mich hat dieses Problem nie existiert.« Er malte noch eine letzte Linie in sein Gesicht, dann legte er den Pinsel beiseite. »Sag mir, glaubst du, sie kommt und schaut sich meinen Tanz an?«
    Es war eine rhetorische Frage; sie wußten es beide, daß Arré nicht kommen würde.
     
    Sie trat in den Pavillon. Die drei Akrobatinnen entzündeten gerade die Fackeln um die Bühne, boten eine Nummer dabei, indem sie eine auf der Schulter der anderen ritten, Clownereien vorführten, so taten, als verlören sie die Balance, einander fallen ließen, zu Boden platschten. In der Menge flüsterte man Isaks Namen. Eine Hand schob sich in Sorrens Hand; sie sah hinunter. Es war Riat. »Sie kommen. Ich hab' sie gefunden«, sagte der Junge. Sorren wandte sich um. Sie überlegte, wieso sich Arré nun doch noch entschlossen haben sollte, zur Vorstellung zu kommen. Aber nein, »sie«, das waren Myra und die zwei Kleinen – und Paxe. Sorrens Herz pochte. Paxe trug die Dreijährige.
    Riat schenkte Paxe einen Blick, in dem ein wenig von der ehrfürchtigen Hingabe lag, die er für seinen Vater reservierte. Sie trug die Med-Farben und hohe Stiefel aus weichem Leder, und sie sah prächtig aus. Paxe sah den Blick des Kindes und lächelte. »Sorren willst du die Kleine für mich halten?« Sorren nahm ihr das Baby ab, und Paxe hob Riat mit beiden Händen hoch und warf ihn sich auf die Schultern. Myra hielt Kathy fest. »So, jetzt kannst du alles sehen«, sagte Paxe.
    Myra sagte mit Grazie: »Hofmeisterin, du darfst dich nicht von meinen Kleinen von deinen Pflichten abhalten lassen.«
    Paxe antwortete: »Das werden sie nicht tun, Herrin und Lady; sie liefern mir im Gegenteil einen Vorwand, den Tanz sehen zu können.« Und dich sehen zu können, sagten Paxes Augen zu Sorren. Sie stellte sich so hin, daß ihre Arme einander berührten. Die Menge ringsum hatte Paxe erkannt und hielt sich ehrerbietig in Distanz. »Wir können näher rangehen, wenn du es wünschst.«
    »Es ist gut so«, sagte Myra. Dann sah sie das Gesicht ihres Sohnes und lächelte. »Nun, also gut, vielleicht ein klein bißchen näher.« Paxe trat vor, und die Leute machten ihr Platz. Sorren folgte ihr, wobei sie die Dreijährige von einem Arm in den anderen wechseln ließ. Die Kleine wurde allmählich schläfrig, und sie ließ den Kopf gegen Sorrens Brust sinken. Sorren wiegte sie sanft. Sie ist sehr lieb, dachte Sorren, wenn sie nicht gerade brüllt; knubbelig und weich und süß duftend. Und sie rieb ihre Wange sacht gegen den Hals des Kindes.
    Die Gaukler schleuderten einander nun flammende Fackeln zu, taten, als ließen sie sie

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