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Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden

Titel: Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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von Intelligenz.
    Marti Hok sagte: »Warum sollte man nicht am besten gar nichts unternehmen? Das klingt alles noch nicht so ernst. Befiehl deinen Münzprüfern, sie sollen die Bronzemünzen durchlaufen lassen, ohne sie zu wiegen, und erklärt den Stadtkaufleuten, daß sie Bronzemünzen nicht als Zahlungsmittel für Steuern oder irgendeinen anderen kommunalen Bereich verwenden können.«
    »Hmm«, machte Boras.
    »Die Idee gefällt mir«, sagte Kim.
    Cha Minto nickte nur. Arré fragte sich, wieviel von der Diskussion er mitbekommen hatte. »Ich stimme zu«, sagte sie.
    Sorren glitt unaufgefordert um die Runde zum Fenster hin und schob den Schirm beiseite. Es war noch hell draußen, doch die Luft war schon kühler. Eine feuchte Brise ließ die Lilien erzittern. Azulith bewegte die Finger, um den Schreibkrampf zu lösen; sie hatte ununterbrochen mitgeschrieben. Arré legte den Kopf gegen die Lehne. Er tat ihr noch immer weh. Isak, dachte sie. Was will Isak? Sie konnte sich keinen Grund vorstellen, warum er ausgerechnet an diesem Abend den Wunsch hegen sollte, an der Beratung teilzuhaben. Sie beobachtete Sorren, die sich durch den Raum bewegte. Wenn sie Kinder geboren hätte – ihr Sohn oder ihre Tochter würden das tun, was Sorren soeben tat: Wein einschenken, Lampen anzünden. Genau wie sie selbst es für ihre eigene Mutter getan hatte. Doch Arré hatte nie ein Kind tragen wollen.
    Sie winkte Sorren heran. »Sag meinem Bruder, wir erwarten ihn. Fülle die Gläser, bevor du gehst.« Sorren ging noch einmal mit der Weinkaraffe herum. Als sie den Raum verlassen hatte, klopfte Arré auf die Armlehne ihres Sessels.
    »Mitglieder des Rates«, sagte sie, »ehe unsere Sinne zu sehr abstumpfen, um es noch wertschätzen zu können, erlaubt, daß ich euch eine Überraschung präsentiere.«
     
    Die Doppeltür öffnete sich. Sorren trat ein, ihre Trommel in den Händen. Sie trug schwarze Seide mit Goldsäumen; um den Hals schimmerte eine goldene Kette, und auf der schwarzen Tunika waren rote Schmetterlinge aufgestickt. Arré vermutete, daß Isak diese Kleidung gewählt hatte, und sie nickte zustimmend. Sein Geschmack war schon immer ausgezeichnet gewesen. Boras Sul starrte das Mädchen mit plötzlich gierigen Augen an.
    Sorren setzte sich auf den teppichbelegten Boden und nahm die Trommel zwischen die Knie. Routiniert begann sie einen einleitenden Wirbel zu trommeln. Leise und weich. Arrés Herz pochte heftig, während sie auf Isaks Auftritt wartete.
    Und Isak kam durch die breite Tür.
    Sein Kostüm war rot und golden. Er trug zwei riesige Fächer, die sich an seinen biegsamen Handgelenken wie Flügel ausbreiteten. Das lange Haar trug er mit einem roten Lackkamm aufgesteckt. In der breiten roten Schärpe schimmerte der reichverzierte Griff des Zeremonialdolchs, den alle Tänzer in Erinnerung an die Zeit trugen, in der der Tanz eine Kunst der Krieger gewesen war.
    Er hob die Fächer und verbarg sein Gesicht hinter ihnen. Seinem Tanz lag eine Geschichte zugrunde wie allen Tänzen. Arré machte sich kaum die Mühe, der Geschichte zu folgen. Diese hier kannte sie allerdings: es war die Saga vom Verzauberten Adler. Die Trommeltöne und das weiche Rascheln der sich bewegenden Seide wirkte beruhigend auf ihre Sinne. Sie lehnte sich in die Kissen ihres Sessels zurück und ließ die Augenlider sinken.
    Das Tempo der Trommeln wandelte sich, wurde rascher. Sie öffnete die Augen. Isak stand in Positur, die Arme gebreitet wie die Flügel des Adlers. Er drehte den Kopf von einer Seite zur anderen, ruckartig und schnell, wie Vögel es tun. Seine Haut hatte er mit irgend etwas dunkler gefärbt. Die Zungen und Riemen seiner Sandalen waren perlenbestickt, um den Eindruck krallenhafter Fänge zu vermitteln. Er hatte sich sogar die Brauen mit Schwarz nachgezogen, und seine Augen glühten wie Vogelaugen, hell, ungeduldig und wild.
    Er schüttelte den Kopf, stampfte und drehte sich. Der Kamm fiel ihm aus dem Haar. Die Haare flossen ihm den Rücken hinab. Er war jetzt die Hexe. Er krümmte sich grotesk. Das Gesicht verzerrte sich zu einer Maske von Bosheit und Arglist. Die Fächer klappten zusammen und wurden zu Hexenstäben.
    Das Trommeltempo steigerte sich und wurde kriegerisch.
    Er reckte sich hoch. Die Fächer kreuzten sich und wurden zu einem Bogen und einem Pfeil. Er war jetzt der Jäger, jung und voller Übermut, und arglos wie die Flamme. Der Jäger traf die Hexe, wurde geprüft, und bestand die Prüfung. Am Ende des Tanzes hob sich das

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