Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden

Titel: Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
Vom Netzwerk:
spielte unablässig mit den Quasten der Überdecke, während Paxe ihr berichtete, wie sie am Morgen auf den Waffenhof gekommen war, nachdem sie ihre Runde gemacht hatte, und dort die Wachen mit einem Schwert entdeckt hatte.
    Ihre Hände spalteten die Luft, als sie das Schwertspiel beschrieb; sie vergaß völlig, daß Arré in ihrem Leben noch nie eine Waffe benutzt hatte; sie berichtete, wie sie das Schwert zerlegt und was sie dabei herausgefunden hatte. Sie war so schlank und so hart, wie sie vor dreizehn Jahren gewesen war, nur die Augen und die Hände waren gealtert, und Arré blieb in ihrem Kissennest ganz still liegen und lauschte der alten Verlockung des Blutes in ihren Adern. Wenn wir doch ... wenn wir doch nur hätten zusammenbleiben können, dachte sie. Doch für Bedauern war es zu spät. Sie hörte gspannt zu, als Paxe ihren Besuch auf dem Waffenhof der Ismeninas beschrieb und berichtete, was sie dort herausgefunden hatte.
    Als Paxe von den Soldaten in Reih und Glied und ihren Holzschwertern berichtete, fühlte Arré einen Schauder den Rücken hinablaufen. Auf keinem Hof wurden die Schwertkünste gelehrt! Das war verboten. »Wie ist es Ron Ismenin gelungen, seine Soldaten dazu zu bewegen, den Bann zu brechen?« fragte sie. »Ich hätte gedacht, die würden sich scheuen, ein Holzschwert auch nur anzufassen!«
    Paxe erklärte, was Dobrin ihr über den Bann und über die Hexer gesagt hatte. Ihre Stimme klang angestrengt, und es war deutlich, daß das Gespräch mit Dobrin sie beunruhigte. Arré nickte. Für sie ergab das einen Sinn; aber schließlich hatte sie ja auch nie an das Chea geglaubt. Sie wußte, wie der Bann entstanden war. Der Rat der Häuser hatte ihn sich ausgedacht, mit stillschweigender Billigung des Weißen Clans, um die Macht des Roten Clans zu brechen, weil der Rote Clan für den Geschmack des Rates viel zu mächtig geworden war; außerdem wollte man die ständige Erschöpfung, das fortgesetzte Leerpumpen des Stadtschatzes beenden, das der Metallwaffenhandel mit sich brachte. Die Nachfrage nach Waffen und Metall bedeutete, daß ein Drittel der Geldmittel der Stadt für Erz und verarbeiteten Stahl abfloß, und daß dieses ganze schöne Geld in den Norden wanderte, den Händen der Herrschenden und der Kaufleute der Stadt entglitt und in Tezera landete. Und der Weiße Clan hatte mitgespielt, weil die Maßnahme des Bannes dazu beitragen würde, die Macht des Roten Clans einzudämmen.
    Arrés eigene Großmutter, Tabitha Med, hatte bei der Schaffung dieses Banns mitgewirkt. Und zu der Zeit, als ihre Enkelin geboren wurde, gab es in der Stadt keine Chearis mehr. Und jetzt, jetzt haben wir Isak, dachte Arré, meinen teuren Bruder, der so gern mitmischt. Ich möchte wissen, wie es ihm gelungen ist, Cha Minto einzuwickeln.
    Paxes Stimme drang scharf in ihre Überlegungen ein. »Arré, hörst du mir überhaupt zu?«
    »Ich habe jedes Wort gehört«, behauptete Arré fest.
    »Hat Dobrin mir die Wahrheit gesagt?«
    »Worüber?«
    »Darüber, daß das Kurzschwert nicht unter den Bann fällt.«
    »Ich bin sicher, es ist so«, sagte Arré. »In meinem Arbeitszimmer habe ich eine Abschrift des Banns. Wir könnten sie uns ansehen, aber ich bezweifle, daß das nötig ist. Einer Lüge würde man doch zu leicht auf die Spur kommen.«
    Erregt glitt sie vom Bett und trat ans Fenster. Die Ismeninfamilie besaß Erzminen. Also wäre es zu ihrem Vorteil, wenn der Bann aufgehoben würde, oder wenn sie einen Weg fänden, ihn zu umgehen. Wann ist ein Schwert kein Schwert? fragte sie sich und gab sich gleich selbst die Antwort: Wenn es ein Kurzschwert ist. Kendra-im-Delta besaß den größten Markt, war das Handelszentrum im Land Arun, und was könnte man besser aus Metall machen als Waffen?
    Ein Gedanke fuhr ihr durch den Kopf. Sie fragte: »Paxe, wann ist das gewesen?«
    »Vor vier Tagen.«
    »Vor vier Tagen? Vor der Ratssitzung?« Paxe nickte. »Und warum hast du so lange gewartet, bis du mir davon berichtetest?«
    Paxe starrte auf ihre Hände. »Ich mußte erst darüber nachdenken.«
    »Du hättest es mir gleich sagen müssen! Das Denken ist meine Aufgabe, nicht die deine. Wenn ich das gewußt hätte, als der Rat zusammentrat ...« Was für einen Unterschied würde es gemacht haben? dachte sie. »Ist es in der Stadt allgemein bekannt, daß die Ismeninas mit dem Kurzschwert exerzieren?«
    Paxe schüttelte den Kopf. »Nein, sie haben einen Posten am Hoftor, der alle abweist, die nicht die Ismeninuniform tragen. Und Dobrin

Weitere Kostenlose Bücher