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Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden

Titel: Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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hat den Soldaten befohlen, nicht darüber zu reden.«
    »Hast du dort scharfe Waffen gesehen?«
    »Keine, und Dobrin war darin ganz bestimmt: seinen Soldaten ist der Besitz scharfer Klingen verboten.«
    »Aber Lyrith hatte eine.«
    »Lyrith wurde ausgepeitscht.«
    »Aber warum trainiert jemand mit Attrappen aus Holz, wenn er nicht plant, irgendwann einmal die echten zu benutzen?« fragte Arré.
    Ich würde gern wissen, ob der Weiße Clan darüber informiert ist, dachte sie. Anscheinend nicht. Jemand würde es den Weißen sagen müssen, und sie glaubte nicht, daß die Hexer darüber glücklich sein würden. Sie versuchte sich vorzustellen, was die Ismeninas vorhatten. Vielleicht diente es dazu, einen Schwarzen Markt für Waffen einzurichten. Doch dem ließe sich leicht ein Ende setzen: die ersten, die man mit Schwertern ertappte, würden die rechte Hand verlieren, und das würde die übrigen abschrecken. »Was haben die Ismeninas vor? Was glaubst du?«
    Paxe sagte: »Ich weiß es nicht. Aber ich weiß, es ist gefährlich.« Sie streichelte die Plastik in ihren großen Händen, als wäre es ein lebendiges Tierchen.
    Arré schnaubte: »Aber sicher ist es gefährlich!«
    »Was wirst du unternehmen?« fragte Paxe.
    »Ich? Es gibt nichts, was ich tun könnte. Erstens ...« – sie ging zum Bett zurück und setzte sich – »gibt es keine Handhabe im Bann oder in den Ratserlässen, die den Besitz von Holzschwertern untersagt.«
    Paxe runzelte die Stirn. »Man kann auch mit einem Holzschwert töten, wenn man weiß, wie«, sagte sie.
    »Kann man das?« fragte Arré. »Das habe ich nicht gewußt.«
    War es möglich, daß die Ismeninas sich eine Privattruppe heranzogen? Es waren schon merkwürdigere Dinge geschehen. Aber es gab in Arun seit achtzig Jahren keine Armeen mehr, und außerdem konnte sie sich nicht vorstellen, was Ron Ismenin sich von einer Armee erhoffte, was er nicht bekommen könnte, indem er ein bißchen Geld springen ließ. Sie seufzte. »Ich muß mit dem Rat reden«, sagte sie und meinte Marti Hok. Mit einemmal fühlte sie sich müde, verspürte Hunger nach etwas Süßem; das Verlangen nagte in ihrem Leib. Sie lehnte sich in die Kissen. Linien, ein Muster von Verbindungen breitete sich in ihrem Kopf aus. Der Rat herrschte über die Stadt, doch es gab mächtige Einflüsse jenseits der formellen Macht der Ratsgesetze. Sie hatte das Gefühl, als würden sie, die Ratsmitglieder, manipuliert – von wem? Cha Minto? Pah! Isak? Den Ismeninas?
    »Was soll ich unternehmen?« fragte Paxe.
    Sie hatte beinahe vergessen, daß Paxe anwesend war.
    Arré wollte etwas tun, was die Ismeninas ärgern würde. »Kannst du den Schwertkampf lehren?«
    »Ja«, antwortete Paxe, »das könnte ich. Ich könnte mir von einem Tischler sejis machen lassen und sie in den Hof bringen.«
    »Dann tu das.«
    »Warum?« Paxe klang beunruhigt.
    Arré lächelte sie an. »Weil die Ismeninas damit nicht rechnen werden. Tue es, Paxe! Es wird keine Schwierigkeiten geben, ehe der Rat nicht das Kurzschwert mit dem Bann belegt. Wenn er das tun sollte!«
    »Sehr gut.« Paxe stand gleitend auf. Sie stellte das Steintierchen auf den Lacktisch und ging wortlos aus der Tür.
    Arré griff vom Bett nach dem Steinding – vielleicht war es ja doch ein Bär – und betätschelte es mit sanften Fingern, die über die Schrunden und Mulden streichelten, die Paxes warme Hände zuvor berührt hatten. Sie hatte die Plastik von einem Asechtrödler vor vielen Jahren erstanden. Sie rollte die Figur zwischen den Handflächen und versuchte sich an jenen Tag zu erinnern. Seit achtzehn Jahren hatte sie in dieser Stadt, in diesem Haus, in diesem Raum hier gelebt. Sie sog schnüffelnd den Geruch des Hauses ein, diese Mischung aus Blütendüften, Essengerüchen, dem Geruch menschlicher Körper. Sie setzte die Figurine auf den Tisch zurück. Mit einem Seufzer sank sie auf die Knie und drückte die Wange auf den Sitz des Rosenholzschemels, versuchte den Duft Paxes über dem Duft des Holzes zu erspüren. Es war töricht. Sie erhob sich. Ihre Knie krachten. Sie war zu alt für die Gefühle, die sie überkommen hatten.
    War sie eigentlich eifersüchtig auf Paxe oder Sorren? Ein ganz klein bißchen bin ich es, dachte sie. Sie ging steifbeinig auf das Fenster zu, entriegelte den Paravent aus Seide und Papier und schob ihn beiseite. Häuser, Straßen, Werkstätten breiteten sich unter ihr aus wie auf einem Teppich. Sie beobachtete einen Bussard, der sich nach Norden durch den Himmel

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