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Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden

Titel: Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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damit in den Süden zu fahren.«
    Arré nickte. Edith Isara hatte ihr von dem Schiff erzählt. Sie hatte sich dabei halb über die Aufwendungen ihrer Familie mokiert: Es wird wahrscheinlich sinken, und man wird nie mehr was davon hören, hatte sie gesagt. Aber wer weiß, vielleicht kommt es doch zurück und bringt interessante Neuigkeiten aus fernen Ländern, von seltsamen Orten, wo Gold und Silber aus dem Boden schießen und die Edelsteine auf den Bäumen wachsen.
    »Und ich habe immer geglaubt, daß du nach Norden willst«, sagte Arré zu Sorren.
    Sie hatte sie damit necken wollen, doch Sorren wurde blutrot. »Das will ich«, sagte sie. »Eine ... ein Freund hat mir das Schiff gezeigt.«
    Arré schleckte ihren Löffel ab. »Ich schelte dich nicht – daß du mit Ricard gerauft hast.«
    »Ich hab' ja gar nicht gewollt«, sagte Sorren. »Er hat mich dazu gezwungen!«
    »Das glaub ich gern.«
    »Was wird mit ihm, wenn er heimkommt?«
    »Das liegt bei Paxe«, sagte Arré und dachte, ich hoffe, sie hat genug Verstand und schickt den jungen Lackel in die Weinfelder. Sie schaute Sorren an und sah ein großes Mädchen mit Goldhaut. Sie ist zweimal soviel wert wie Ricard, dachte sie ärgerlich.
    Weich fragte sie: »Bist du zu erschlagen, um zu trommeln?«
    Sorren schaute erschrocken drein. »Aber gewiß nicht!«
    Gut so, dachte Arré. Sie zögerte, überlegte, wie sie es sagen sollte. »Wann gehst du, um mit Isak zu proben?«
    Undeutlich, mit einem zweiten Mundvoll Schinken sagte Sorren: »Nächste Woche. Wenn ich darf.«
    »Du darfst. Und ich möchte dich bitten, etwas für mich zu tun, wenn du zu Isak gehst.« Sie benutzte Sorren nicht gern, aber es gab keine andere Möglichkeit für sie herauszufinden, was sie wissen mußte. Isak redete ohne Scheu mit Sorren – vielleicht nicht ohne Zurückhaltung, doch mit weniger Berechnung, als er bei irgend jemand sonst bewies. »Sag Isak, wenn sich die Gelegenheit bietet, daß du Paxe auf dem Hof mit einem neuen Ding gesehen hast – mit einem kurzen Schwert. Frag ihn, was das ist, und berichte mir, was er dazu zu sagen hat.«
    Sorren aß eine weitere Scheibe von dem Schinken. Das Licht der Chobata glomm still auf der feinen Textur ihrer Haut. Sie ist bezaubernd, dachte Arré mit einem leichten Schmerzgefühl, hinreißend, wie ich es nie war, auch nicht, als ich jung war.
    »Hat sie wirklich ein echtes Schwert?« fragte Sorren. »Ich hab' gedacht, das ist verboten.«
    »Vielleicht. Wir werden sehen«, sagte Arré. Sie überlegte sich, wieviel Isak wohl aus Sorrens Betragen herauslesen würde. Das Kind war von Natur aus nicht für Lug und Trug geschaffen.
    »Und wenn er mich fragt, wo sie es her hat?«
    »Dann sag ihm die Wahrheit, daß du das nicht weißt.«
    »Und wenn er mich fragt, warum ich ihn danach frage?«
    Arré lächelte. »Aber du kennst doch Isak, mein Kind! Du sagst ihm, der Grund ist, weil er alles wisse, was sich in der Stadt tut.«
     

6. Kapitel
     
    Als Paxe am Morgen erwachte, waren Blutflecken in ihrem Bett.
    Fluchend sprang sie auf und zog das Laken von der Matratze. Es war nicht die Zeit für ihre Blutung. Sie warf die Laken und die Steppdecke in einem Haufen auf den Fußboden und trat an das Waschbecken, um sich reinzuwaschen. Sie hob den Deckel der Truhe am Fuß des Bettes und holte ihren Schwamm hervor. Dann kauerte sie sich nieder und führte ihn in die Öffnung zwischen ihren Beinen ein. Ihr Rücken zuckte. Finsteren Blicks zog sie sich an und stampfte dann mit den besudelten Leintüchern auf dem Arm die Treppe hinab. Unter dem Gurtband ihrer Hosen spürte sie die Schwellung ihres Leibes.
    Es war kalt draußen. Im Osten berührte die Sonne den Fluß, und die Wolken fingen die Spiegelung auf, so daß sie hell vom Licht schimmerten. Paxe warf das Bettzeug zu der Schmutzwäsche. Ihre Tage waren verfrüht gekommen, weil sie sich Sorgen machte, Sorgen um Sorren, um Arré, um die Stadt und, am meisten von allem, wegen ihres Sohnes.
    Sie fragte sich, wo er stecken mochte. Er war nicht nach Hause gekommen, und sie hatte auch nicht damit gerechnet; wahrscheinlich hockte er irgendwo und versuchte den Mut aufzubringen, ihr unter die Augen zu treten. Arré hat recht, dachte sie, ich bin zu weich mit ihm gewesen. Aber nachdem sie zwei Kinder verloren hatte, hatte sie das dritte Kind fest an sich gebunden, es zu fest gehalten. Sie trat aus der Waschküche. Ein Junge, der das Armband des Leibeigenen der Hok trug, kam den Weg herauf. Paxe schaute zu, wie der Torposten

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