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Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden

Titel: Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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mit ihm sprach, nickte und ihm dann das Tor aufstieß.
    Sie machte sich mit besonderem Nachdruck an ihre Morgenübungen. Und als die Sonne die niedrigeren Dächer der Stadt klar hervortreten ließ, war sie in Schweiß gebadet. Soldaten kamen auf den Waffenhof und grüßten sie. Kaleb verspätete sich. Sie fragte sich, wo er bliebe, während sie zusah, wie ihre Mannschaft sich in Paaren aufstellte, um zu trainieren. Seth kam herein. »Guten Morgen, Hofmeisterin«, sagte er. Seine Stimme klang mürrisch. Zur Strafe dafür, daß er ein Schwert auf den Platz gebracht hatte, hatte Paxe ihm befohlen, sämtliche Waffen im Arsenalschuppen zu putzen, und das Haarfell auf seinen Händen und Unterarmen klebte fettig auf der Haut.
    Die Wachen stellten sich im Viereck zum Pikendrill auf. Sie beobachtete, wie die Männer zustießen und sich drehten. Kaleb kam an, so leise, daß nur sein Schatten, der über die Erde glitt, ihr verriet, daß er gekommen war.
    »Guten Morgen«, sagte er.
    »Guten Morgen. Wie war die Nacht?«
    »Wieder Raufereien bei den Docks.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Wie schlimm diesmal?«
    »Schlimm.« Mit vor Müdigkeit rauher Stimme zählte er die Strecke der Nacht auf: sieben verletzte Wachtposten, einer mit einem Fischerdolch in den Magen gestochen, zwei mit Schädelwunden von Schlägen mit Schiffsspiekern. »Sie sind im Tanjo. Die Heiler sagen, der Bauchverletzte wird gesund, aber einer von den Männern mit Kopfverletzungen wird vielleicht erblinden. Correo-no-Samanth ist wütend.«
    Correo war Hofmeister bei den Jalaras. »Das will ich hoffen«, sagte Paxe. Sie schauderte. Wenn das ihre eigenen Männer gewesen wären ... »Haben die Brüder Ismenin auch diesmal wieder mitgemischt?«
    Kaleb machte eine Geste des Nichtwissens mit den Händen. »Keine Ahnung. Die Leute, die von den Jalarwächtern festgenommen wurden, wollten darüber nichts sagen.«
    »Das kann ich mir denken«, sagte Paxe. »Glaubst du, man hat sie bezahlt?«
    »Um das herauszukriegen, würde man einen Wahrheitsfinder brauchen!«
    »Vielleicht kommt es noch so weit«, sagte Paxe. Sie legte den Kopf schräg und musterte Kalebs dunkles narbiges Gesicht. »Du siehst ganz erledigt aus, mein Freund.«
    »Ich bin erledigt«, sagte Kaleb trocken. Daß er dies zugab, war so gar nicht seine Art, und es überraschte sie.
    »Gehst du jetzt heim?« fragte sie.
    »Ja.« Kaleb lebte westlich vom Hügel, in einer Hütte beim Nordwesttor.
    »Ich begleite dich nach Hause. Ich muß dir etwas erzählen.«
    Sie stiegen langsam den Hügel hinab. Die Straßen in der Nähe des Tores waren bereits von Karren verstopft. Der Duft der Trompetenblüten schwebte durch die Luft, getragen von der leichten Brise, überlagert von den schärferen Gerüchen der Gewürze und dem Gestank von Fisch und dem Schweiß angestrengter menschlicher Leiber. Die Trompetenblumen, erinnerte sich Paxe, wuchsen auf den Weinfeldern die Rebstöcke hinauf, so daß es bei der Weinlese aussah, als brächten die Trauben selbst diese üppigen, leuchtendblauen Blüten hervor.
    Sie erzählte Kaleb von Seth, dem Schwert, ihrem Besuch bei Dobrin und dem Befehl Arrés. Er lauschte, den Kopf geneigt, während er mit jenem seltsam gleitenden Gang dahinschritt, der Menschen eigen ist, die gelernt haben, über Sand zu gehen. »Was hältst du davon?« fragte sie ihn.
    Er saugte die Luft zwischen den Zähnen ein. »Was soll ich dazu sagen? Die Asechältesten haben uns die Waffen nie verboten. Aber wir achten die Weisheit des Weißen Clans, und innerhalb der Stadtgrenzen halten sich alle Wüstenkinder an den Bann.«
    »Also glaubst du wirklich, ich sollte kein Schwerttraining einführen?«
    Er schüttelte den Kopf – eine angelernte Bewegung, denn die Asech gebrauchten sie nicht. »Arré Med ist Ratsmitglied. Sie muß gute Gründe für ihre Anordnung haben.«
    »Ja-a-a«, sagte Paxe. Sie waren bei der Hütte angelangt. »Die Nachricht von den Docks wird ihr wenig gefallen.«
    »Es dürfte bald keine solchen Neuigkeiten mehr geben«, sagte Kaleb. »Correo verdoppelt die Wachen.«
    »Sehr vernünftig«, sagte Paxe und hob die Hand. »Ich verlaß dich jetzt, mein Freund. Schlafe wohl!«
    Kaleb ergriff ihr Hände. »Ich hab' das über Ricard gehört«, sagte er sanft.
    Paxe fragte ihn nicht, wo er es gehört hatte. Kaleb besaß seine eigenen Informationsquellen.
    »Hast du ihn gesehen?« fragte sie.
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. Aber mach dir um ihn keine Sorgen, Paxe. Er ist aus einer guten Zucht, und es

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