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Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden

Titel: Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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müssen«, sagte sie. Mit einigem Erstaunen stellte sie fest, daß sie nicht mehr böse auf ihn war. »Also, ich glaube, du solltest wirklich zurückkommen.«
    Er schob die Füße hin und her. »Kann ich mit dir gehen?«
    »Ich sag dir doch, du kannst.« Sorren fragte sich, wo er zuletzt geschlafen haben mochte. Er war unter dem Baum hervorgekommen. Vorsichtig faßte er Tritt neben ihr. Es war komisch, so neben ihm zu gehen. »Wo bist du gewesen?« fragte sie.
    Er hob die Achseln. »Bin so rumgerannt. Davongerannt.« Er seufzte. »Unten bei den Docks.«
    »Ich bin überrascht, daß die Jalarwächter dich nicht gefunden haben«, sagte sie.
    »Ich war flußaufwärts. Im Hokviertel. Ich hab' sie gesehen. Meine Mutter, meine ich. Ich hab' mich hinter dem Hok-Waffenhof versteckt.«
    Sorren sagte: »Es ist nicht anständig von dir, ihr solchen Kummer zu machen. Sie muß eine wichtige Arbeit tun.«
    Er kickte einen Stein. »Ich will ihr ja gar keinen Kummer machen. Es passiert einfach. Ich bin so blöd.«
    Sie konnte es sich nicht verkneifen zu sagen: »Genau das habe ich mir auch gerade gedacht.« Er schielte zu ihr herüber, wandte dann den Blick ab, und sie schämte sich, daß sie ihn so geneckt hatte. Sie stiegen im Gleichschritt den Hügel hinan. »Was wirst du ihr sagen?«
    »Was kann ich schon sagen?« fragte er.
    Sie zuckte die Achseln.
    Als sie in die Nähe des Med-Hofes kamen, sagte Sorren: »Sie haben jetzt sicher zu tun. Um diese Stunde gibt sie gern Unterricht.«
    »Ich weiß.« Er zog wieder die Schultern hoch. »Ich denke, es ist besser, wenn ich im Haus auf sie warte.«
    »Ja«, sagte Sorren. Sie fuhr ihm über den Ärmel. »Viel Glück, Ricky.«
    Er ließ den Kopf hängen. »Danke.« Sorren hätte gern gewußt, was Paxe zu ihm sagen würde. Für Prügel war er schon zu groß. Sie sah ihm nach, wie er auf die Kate zuging. Wie ein Kind schleifte er steifbeinig die Füße nach und zog flache Furchen in den staubigen Boden.
    Im hinteren Hof wartete Lalith auf sie. In ihrem Stachelhaar hing ein Häufchen von rosa Blütenblättern. Die schwarzen Augen funkelten vor Neugier. »War das eben nicht Ricard?«
    Sorren nickte.
    »Wie kannst du nur mit dem reden, nach dem, was er mit dir gemacht hat?«
    Sorren seufzte. »Ach, es war ganz leicht, ich habe einfach den Mund aufgemacht.« Lalith kicherte. »Wo ist Arré?«
    »Im Salon.« Sie traten ins Haus. Lalith trollte sich in die Küche, Sorren ging zum Salon. Sie überlegte sich, ob Arré sie wohl vermißt habe. Sie hoffte, dem sei nicht so gewesen. Die Tür stand offen, und sie trat ein, ohne zu klopfen, und reckte ihre Schnur mit den Bontas vor sich hin.
    Paxe war da.
    Sofort fühlte sich Sorren befangen. Sie haßte es, Gespräche zu unterbrechen, und sie wußte nie genau, wie sie sich verhalten sollte, wenn Paxe und Arré ihr gemeinsam gegenüberstanden. Das letztemal, als sie sie zusammen erlebt hatte, hatten die beiden sich gestritten. Sie trat einen Schritt zurück, in der Absicht, sich zu verdrücken und später wiederzukommen, wenn sie ihre Angelegenheit erledigt hatten. Paxe drehte sich um und lächelte ihr zu.
    »Komm rein!« befahl Arré. »Häng nicht so herum! Wo bist du gewesen?«
    Aus dem Winkel, in dem die Sonne auf den Holzfußboden fiel, erkannte Sorren, daß es schon spät am Tag war. »Einkaufen«, sagte sie.
    »Du brauchst dazu jeden Morgen länger«, sagte Arré und streckte die Hand nach der Bontaschnur aus. Sorren ließ sie in ihre Hand gleiten.
    »Ich habe Ricky getroffen«, sagte sie.
    Paxe drehte sich auf ihrem Schemel herum. »Wo?«
    »Auf dem Heimweg. Er ist mit mir zurückgekommen. Jetzt ist er drüben in der Kate.«
    Paxe stand auf. »Ich möchte jetzt gern ein Wörtchen mit ihm reden«, sagte sie.
    »Aber natürlich«, sagte Arré. »Geh nur. Geh!« Ihre Armbänder klingelten, als sie auf Sorren wies. »Du gehst dich frischmachen. Zieh eine frische Tunika an! Ich möchte, daß du eine Botschaft für mich beförderst.«
    »Wohin?« fragte Sorren.
    »Zum Tanjo.«
    Sorren erstarrte. Arré fuhr fort: »Und morgen darfst du gehen und die Geschichten über den Norden anhören. Heute kam eine Einladung von Marti Hok für dich.« Sie hielt inne, dann sagte sie: »Nun? Freust du dich nicht?«
    Sorren schluckte. Sie sagte: »Ich will nicht in den Tanjo gehen.«
    Es wurde sehr still im Raum. In das Schweigen drangen die Rufe der Soldaten auf dem Waffenhof klar und deutlich durch das geöffnete Fenster herein. Schweiß glitschte Sorren den Rücken

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