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Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden

Titel: Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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und in der Verleihung eines Messers bestanden hatte. Nun aber wurden bei der Zeremonie die Zwölfjährigen dem L'hel vorgestellt, der sie feierlich zum Wächter geleitete ... Paxes Eindruck von dem Mann war günstig gewesen; er schien sowohl selbstsicher als auch sanft zu sein. Gut, dachte sie. Er würde wissen, was er zu den Ismeninas sagen mußte.
    Sie erinnerte sich an Dobrins leidenschaftliche Tirade gegen die Hexer. »Welche Kräfte sie auch haben mögen, sie sind auch nur Menschen ...«
    »Du scheinst dich nicht darüber zu freuen?« sagte Arré. »Du ziehst ein finsteres Gesicht. Ich hatte gedacht, daß es dir so recht sein würde!« Der sarkastische Unterton, den sie nie ganz vermeiden konnte, wenn sie über die Hexenleute sprach, kroch wieder durch ihre Stimme.
    »Es ist mir recht«, sagte Paxe.
    Arré runzelte die Stirn. »Ich hoffe, ich muß nicht selbst in den Tanjo gehen.«
    Paxe beschloß, das Thema zu wechseln. »Gestern nacht hat es wieder Ärger auf den Docks gegeben. Sieben Verletzte. Möglicherweise haben die Ismeninas das angezettelt.«
    Arré sagte: »Es wäre an der Zeit, daß Ron etwas wegen seiner Brüder unternimmt!« Dann reckte sie sich, und ihre Stimme wurde traurig. »Ich bin die richtige, sowas zu sagen.«
    »Isak ist aber nicht in Prügeleien verwickelt«, sagte Paxe.
    »Ich wäre glücklicher, wenn er es wäre. Dann wüßte ich wenigstens, was er tut. Er lebt in seinem Haus, und er tanzt, und er macht Besuche, er arbeitet nichts – was also stellt er in seinem Kopf an?« Ihre Stimme hatte sich vor Verdruß gehoben.
    Paxe dachte: Sie hört sich genauso an wie ich, wenn ich mir Sorgen um Ricard mache. Sie war es leid, sich Sorgen um ihren Sohn zu machen. »Ich war in der Tischlerzeile und habe zwanzig Sejis bestellt, wie du es befohlen hast.«
    »Ausgezeichnet!«
    »Arré ...« Paxe suchte nach Worten. »Wenn man die Schwerter in der Stadt wieder einführt, dann könnte es mehr als nur sieben Verletzte geben. Ein Schwert ist eine tödlichere Waffe als ein Knüppel oder ein Messer ...«
    Arré spreizte die Finger. »Habe ich etwa gesagt, ich möchte, daß man das Schwert wieder in die Stadt bringt? Das habe ich nicht!«
    »Aber wozu dann sejis bestellen?«
    »Weil es politisch sinnvoll ist«, sagte Arré. »Die Ismeninas haben Schwerter.«
    Paxe schüttelte den Kopf. Politik ging sie nichts an. »Man ist mir gefolgt, als ich zum Tischler ging«, sagte sie.
    »Wer?«
    »Ein Kind. Ich hab' ihm in einer Gasse eine Falle gestellt, und es hat zugegeben, daß die Ismeninas es mir auf die Fersen gesetzt haben.«
    Arré schnaubte. »Diese Idioten! Glauben die etwa, daß du einen Schatten nicht bemerken würdest?« Sie kratzte sich am Kinn. »Aber es ist trotzdem interessant, daß sie glauben, sie müßten wissen, wohin du gehst und mit wem du sprichst.«
    »Soll ich den Schatten abhängen?«
    Arré schob die Lippen vor. »Nein. Laß ihn ruhig herumhängen. Laß die Ismeninas ruhig glauben, wir seien beide dumm.« Sie nahm den versiegelten Brief aus ihrem Schoß, und unter ihm lag ein zweiter, kleinerer, geöffneter Brief. »Ist Sorren schon zurück?«
    »In der Küche ist sie jedenfalls nicht«, antwortete Paxe.
    Arré klopfte mit dem Zeigefinger an den zweiten Brief. »Marti schickt hier eine Einladung an Sorren, sie zu besuchen. Sie war ziemlich angetan von dem Kind.«
    »Das hat Sorren mir erzählt.«
    »Marti will ihr Geschichten erzählen. Lauter Märchen über die Burgen im Norden. Neulich abends hat Sorren mich gefragt, was eine ›Bergfeste‹ ist.«
    »Und? Hast du's ihr erklärt?«
    »Ich habe es ihr erklärt.«
    Paxe fragte sich, ob Sorren Arré von ihren Visionen erzählt habe. »Sie träumt vom Norden«, sagte sie. »Sie möchte dort hinaufziehen, wenn ihre Dienstzeit beendet ist.«
    Arré sagte: »Kinder haben die seltsamsten Absichten. Sie wird darüber wegkommen.«
    Paxe schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht.«
    Es herrschte ein kurzes Schweigen. Arré durchbrach es. »Ist Ricard schon heimgekommen?«
    Paxe starrte auf ihre Hände. »Nein.« Ein Surren erfüllte den Raum, als eine Fliege durchs Fenster kam und um ihre Köpfe kreiste.
    Arré sagte sanft: »Es tut mir leid, wenn ich unüberlegt geredet habe.«
    Paxe begriff, sie spielte auf ihr Gespräch, das ärgerliche, über Ricard an. »Das hast du nicht«, sagte sie müde. »Was du gesagt hast, war richtig – ich habe ihn fürchterlich verzogen.« Das häßliche Wort klang unheilschwanger.
    Arré sagte mit

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