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Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden

Titel: Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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hinab. Eine Hand streifte sie von hinten, und sie sprang vor. Es war Paxe, sie war noch immer da.
    Arré sagte: »Was soll das heißen, du willst nicht in den Tanjo gehen?«
    Sorren stammelte: »Ich ... ich hab' Angst vor denen!«
    »Unsinn«, sagte Arré. »Geh und mach dich frisch!«
    Paxe sagte: »Arré, warum läßt du mich nicht den Brief durch einen Posten überbringen. Das würde förmlicher wirken.«
    Arré blickte sie finster an. »Ich habe gedacht, du willst mit deinem Sohn sprechen?«
    »Das werde ich.« Paxe rührte sich nicht. Die beiden älteren Frauen hielten einander mit den Blicken fest.
    Arré seufzte: »Also gut. Schick eine Wache!« Paxes Hand löste sich von Sorrens Hüfte, und dann hatte Paxe den Raum verlassen. Sorren biß sich auf die Lippe und wartete darauf, daß Arré sie fragte, warum sie Angst vor den Hexern habe.
    Doch Arré sagte nur: »Was stehst du da so herum? Hast du nichts zu tun?« Und sie wedelte verabschiedend mit der Hand. Sorren verschwand, als hätte sie Flügel an den Füßen. Später, wenn sie sicher war, daß Arré sich nicht mehr über sie ärgerte, würde sie sie wegen der Einladung von Marti Hok befragen. Sie überlegte, was sie am besten anziehen solle.
    Als sie durch die Küche lief, fragte Toli: »Worüber bist du denn so glücklich?«
    »Ich sag's dir später«, rief sie über die Schulter zurück. Sie lief zu Paxes Kate hinüber, um ihr für ihr Eingreifen zu danken.
    Doch die Tür zu dem Häuschen war nachdrücklich verschlossen.
     
    An diesem Abend schlug das Wetter um. Der Wind kam peitschend von Süd und brachte die Nebelschwaden die Straßen der Stadt herauf, lange, daunige Dunstbänder. Bei Sonnenuntergang warfen sich die Bäume wie sonst nur während der herbstlichen Regenstürme. Kaltes Wetter versetzte den Koch stets in Hochstimmung; er sang auch diesmal bei der Arbeit. Lalith legte aus nur ihr bekannten Gründen auf dem Tisch im Großen Salon ein Gedeck auf. Sorren entzündete die Chobatalampen und ging Arré melden, daß das Abendmahl bereit sei. Der Koch hatte sich diesmal wieder selbst übertroffen: er hatte Schildkröteneier zubereitet und Garnelen und Gelbäpfel in Honig.
    Arré starrte die zur Schau gestellten Gerichte an. »Was soll das?« fragte sie.
    »Er mag es, wenn es nicht heiß ist«, erklärte Sorren.
    Sie war noch zweimal zu Paxes Kate gegangen, aber jedesmal war die Tür verschlossen gewesen. Sie schaute Arré beim Essen zu und dachte dabei an Marti Hok. Als sie den abschließenden Gang aus der Küche holte, stand Ricard wartend im Hausflur. Er hatte sich gesäubert, sein Haar war feucht, und er trug frische Kleidung. Sorren vermutete, daß er im Badehaus gewesen war. »Was willst du denn?« fragte sie.
    »Ich möchte mit ihr reden.«
    »Ich werde fragen.« Sorren trug die Nachspeise – eine schaumige Delikatesse aus Sahne und Sorbet – zu Arrés Platz und hob den Deckel hoch.
    Arré lächelte. »Das sieht ja wundervoll aus.«
    »Ricard wartet im Flur. Er möchte dich sprechen«, meldete Sorren.
    Arré nahm ihren Löffel. »Er soll hereinkommen!« befahl sie.
    Sorren winkte Ricky ins Zimmer. Er drückte sich seitwärts an ihr vorbei, als habe er Angst oder schäme sich, sie zu berühren, und Sorren fragte sich, was Paxe wohl zu ihm gesagt haben konnte. Er wirkte sehr bedrückt. Er stand am Tischende, räusperte sich mehrmals und sprach dann: »Ich danke dir, daß du mir erlaubst, dich zu stören, Herrin.« Es war die erste formelle Rede, die Sorren je aus seinem Mund gehört hatte.
    Arré löffelte ihr Sorbeteis. »Du hast mir etwas zu sagen?« schmatzte sie. »Fang an!«
    Er befeuchtete sich die Lippen. »Ich habe in einem Haus auf deinem Grund und Boden gelebt, und ich habe aus deiner Küche gegessen, und ich habe von dem Geld gelebt, das du meiner Mutter für ihr Werk zahlst. Und neulich habe ich etwas sehr Törichtes getan.« Er schielte zu Sorren und gleich wieder von ihr weg. »Wenn ich in deinen Diensten arbeitete und das machte – was ich gemacht habe –, dann könntest du mich bestrafen lassen, oder prügeln lassen oder sonst was. Wenn ich noch ein Kind wäre, dann könntet ihr mich bestrafen wie ein Kind. Meine Mutter könnte das. Ich kann ... meine Mutter sagt, ich kann entweder ein Kind sein, oder ich kann ein Mann sein.«
    »Und zu was von beidem hast du dich entschlossen?« fragte Arré.
    »Zu dem, was mich aus Schwierigkeiten raushält«, sagte Ricky. »Daran hättest du schon früher denken sollen«, sagte

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