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Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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sonderlich, aber sich offen gegen sie zu stellen, traute sich auch niemand.
    »Du bist selbst erst seit einem Jahr Irrlichtfänger«, funkelte Kai Rorben unerschrocken an. »Und du, Pogel, machst dir doch vor lauter Angst in die Hose, wenn du abends allein ins Moor musst.«
    »Du ... du ... Niemand sagt so was über mich«, heulte Pogel und konnte von seinem Bruder nur mit Mühe zurückgehalten werden, auf Kai loszugehen. Der trat vorsichtshalber einen Schritt zurück und bemerkte, dass Fi verschwunden war. Seltsam. Der hatte doch gerade eben noch bei ihnen gestanden.
    »Pass mal auf, du Zitterkrähe«, schnaubte Rorben und warf einen misstrauischen Blick hinüber zu den Erwachsenen, von denen bereits einige zu ihnen herüberschauten. »Niemand beleidigt meinen Bruder ungestraft! Und so ein kleines Großmaul wie du schon lange nicht. Ich sag dir was: Wenn du heute Abend hier auftauchst, bist du dran. Du weißt doch, hier gibt es 'ne Menge dunkler Ecken ...«
    Kai sah sich verärgert um. Doch niemand stand ihm bei. Einige grinsten sogar. »Hier reißt nur einer sein Maul auf!«, platzte es zornig aus ihm heraus. Zu seiner eigenen Überraschung schüchterten ihn die Worte von Rorben diesmal nicht ein. Im Gegenteil, er spürte vielmehr, wie er unglaublich wütend wurde. Es gab einen Weg, wie er Rorben vor allen anderen bloßstellen konnte.
    »Wenn du ein so toller Irrlichtjäger bist, dann zeig uns doch, wie viel du wirklich drauf hast. Oder fehlt dir der Mumm dazu ? Was hältst du von einer Wette ? Du bringst heute Abend deinen größten Fang mit und ich den meinen. Der Gewinner bekommt beide Irrlichter. Dann wird sich ja zeigen, wer der Bessere von uns beiden ist.« Irritiert sah der Hüne in die Runde und spuckte verächtlich zu Boden. Kai wusste, dass Rorben die Herausforderung annehmen musste, wollte er nicht vor allen als Feigling dastehen.
    »Kein Problem, du mickriger Stichling. Du wirst dich wundern. Vor zwei Tagen habe ich ein Irrlicht gefangen, da werden dir die Augen aus dem Kopf fallen.«
    »Gut, dann gilt es«, fuhr Kai triumphierend fort. »Alle, die hier stehen, sind Zeugen. Wir treffen uns eine Stunde vor Mitternacht hinter dem Feenkrug.«
    »Verabschiede dich schon einmal von deinem Irrlicht, du Schmeißfliege«, zischte Rorben. Dann stieß er seinen Bruder an und die beiden drängten sich durch den Kreis der Zuschauer.
    Kai spürte, wie sein Zorn langsam verrauchte. Bei allen Moorgeistern, was war bloß in ihn gefahren? Egal, es wurde Zeit, dass es diesem Angeber endlich mal jemand zeigte. Rorben würde noch lange an diese Nacht zurückdenken.
    Noch lange.

Die Nacht des Sternschnuppenfestes
    Zurück in der Mühle konnte Kai es kaum abwarten, bis sich seine Großmutter endlich schlafen gelegt hatte. Sie wunderte sich zwar, dass er nicht gleich nach Sonnenuntergang vom Abendbrottisch aufgesprungen war, um zum Festplatz zu laufen, aber glücklicherweise schluckte sie seine Ausrede, dass er sich vor der Feier, die bis tief in die Nacht dauern würde, noch etwas ausruhen wollte.
    In Wahrheit vertrieb sich Kai die Wartezeit damit, in seinem Zimmer unruhig auf und ab zu gehen. Hoffentlich würde Rufus morgen noch ein paar Fische vorbeibringen. Drei ganze Aale hatte er nach seiner Rückkehr in die Mühle vertilgt. Alles, was der alte Fischer mitgebracht hatte. Kai schrieb den Heißhunger seiner Aufregung zu. Noch immer brannte in ihm der Zorn. Bei dem Gedanken an das lange Gesicht, das Rorben heute Abend machen würde, stahl sich ein gehässiges Lächeln auf Kais Lippen. Wie lange hatte er auf eine solche Gelegenheit zur Revanche gewartet! Unmöglich, dass Rorben ein größeres Irrlicht besaß als er. Kai fühlte sich, als könne er es mit der ganzen Welt aufnehmen.
    Irgendwann hielt er es nicht mehr aus, steckte seine Flöte in den Gürtel und tastete sich die Treppe hinunter. In der Schlafkammer seiner Großmutter brannte noch Licht. Vorsichtig huschte Kai hinüber zum Lagerraum und öffnete leise den Türriegel.
    Der Raum war jetzt in strahlendes Silberlicht getaucht. Die Irrlichter an der Decke flackerten unruhig in ihren Laternen. Das große Irrlicht leuchtete besonders hell. Rasch zog Kai die Tür hinter sich zu. Er wollte vermeiden, dass ihm seine Großmutter doch noch auf die Schliche kam. Längst hatte sich bei ihm das schlechte Gewissen gemeldet. Aber für Reue war es inzwischen zu spät. Er konnte sich im Ort nicht mehr blicken lassen, würde er ausgerechnet jetzt kneifen. Außerdem ...

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