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Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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drei ausgestopfte Tierköpfe an der Wand gegenüber. Es waren die Köpfe eines Hirsches, eines Schwerthais und eines Stiers mit ihren mächtigen Geweihen und Hörnern. Wann immer Kai seine Aufmerksamkeit einem anderen Objekt zuwandte, konnte er sich des Gefühls nicht erwehren, dass die Tiere ihn heimlich anstarrten.
    Über seinem Kopf indes hing an einer Kette das bauchige Modell einer Kogge. Die Segel des Handelsschiffes blähten sich stolz. Seltsam war, dass es sich immer wieder neu ausrichtete, so, als folge es einem geisterhaften Wind. Ganz sicher hatte der Bug des Schiffes vorhin noch zu einer prachtvollen Vitrine gezeigt, die unweit der Haustür stand. Jetzt aber war er auf einen großen Schiffskompass gerichtet, der die Wand un- weit des Turmerkers schmückte.
    Kai ignorierte all die Seltsamkeiten trotzig und versuchte, es sich auf einem harten Korbstuhl bequem zu machen. Dieser schien einzig und allein zu dem Zweck aufgestellt worden zu sein, Wartende wie ihn zu vergraulen. Kais Laune war inzwischen auf einem Tiefpunkt angelangt. Eine Stunde mochte es mittlerweile her sein, seit er hier Platz genommen hatte.
    Als er die Eingangshalle betreten hatte, war augenblicklich Quiiiitsss erschienen. Der Poltergeist hatte nichts Besseres zu tun gehabt, als ihn zunächst einmal gehörig zu erschrecken. Gut, eigentlich hatte ihn der Hausgeist nur freundlich darauf hingewiesen, dass sich Magister Eulertin noch in einem geschäftlichen Gespräch befand und Kai sich deswegen etwas gedulden möge. Doch Kai war davon überzeugt, dass sich Quiiiitsss seiner Wirkung sehr wohl bewusst war, wenn er von einem Moment zum anderen einfach durch eine Tür hindurchglitt - und das auch noch in seiner schrecklichen Schauergestalt. Kai beschloss, es sich künftig nicht mehr anmerken zu lassen, sollte Quiiiitsss ein weiteres Mal versuchen, ihm Furcht einzujagen. »Ein Tässchen Tee?", raunte es unmittelbar neben ihm.
    Kai wirbelte erschrocken herum und starrte direkt in die grässliche Fratze des Poltergeists. Diesmal hatte Quiiiitsss seinen kürbisgroßen Geisterschädel kurzerhand durch eine der Wände gesteckt und schenkte Kai sein lieblichstes Spinnweblächeln. »Nein«, zischte Kai.
    »Wie der junge Herr wünscht.« Quiiiitsss glitt zur Gänze aus der Wand und Kai bemerkte erst jetzt das Tablett in seinen Geisterarmen. Auf ihm standen eine dampfende Teekanne, drei Tonbecher und eine Art winziger Fingerhut. Kurz darauf war der Poltergeist durch eine der beiden Türen verschwunden, die von der Eingangshalle abgingen.
    Es dauerte nicht lange und Quiiiitsss kam auf demselben Weg wieder zurück. »Ich denke, es wird jetzt nicht mehr lange dauern, mein junger Herr.« »Wie du meinst.« Kai beäugte den Poltergeist misstrauisch, der feixend durch die andere Tür schwebte.
    Diesmal war dem jungen Irrlichtjäger aufgefallen, dass sich kurz vor Quiiiitsss' Erscheinen die Härchen auf seinen Armen aufgerichtet hatten. Jetzt wusste er, auf was er achten musste, um nicht mehr überrascht zu werden.
    Kai beschloss, sich die Beine zu vertreten. Er stand auf und starrte verärgert durch die bläulichen Scheiben der regennassen Hallenfenster nach draußen. Schräg gegenüber war ein schiefes Fachwerkgebäude zu erkennen, über dessen Eingang ein Ladenschild hin- und herschwang. Auf diesem war ein schlafender Mann abgebildet. Eigenartig. Aber vor allem war es überaus unhöflich von Magister Eulertin, ihn hier so lange warten zu lassen.
    Vielleicht wollte ihn der Zauberer auf die Probe stellen und ließ ihn absichtlich hier herumsitzen? Ein Gedanke, der Kai noch wütender machte.
    Eine Weile ging er auf und ab, dann fasste er jenen Eingang ins Auge, durch den Quiiiitsss das Tablett mit der Teekanne getragen hatte.
    Vorsichtig schaute er sich um, überprüfte die Härchen auf seinen Armen und schlich zur Tür, um sein Ohr gegen das Holz zu pressen. Kai vernahm gedämpfte Stimmen. Magister Eulertin hatte tatsächlich Besuch.
    »... ist die Frage, was wir jetzt tun sollen!«, sagte eine klangvolle Bassstimme. »Solange Morgoya das Nordmeer beherrscht, reichen Seesoldaten alleine nicht aus. Unsere Leute sind ihren Nachstellungen mit herkömmlichen Mitteln nicht gewachsen. Ich erinnere an das Schicksal der Sturmbeißer. Man stelle sich nur vor: Das Schiff wurde von einem haushohen Kraken zerstört. Einem Kraken! Und das in unseren Gewässern! Man könnte fast den Eindruck gewinnen, als zöge diese dreimal verfluchte Hexe gezielt ihre Kräfte zusammen, um

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