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Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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sogar den Regen übertönte, direkt durch die geschlossene Zimmertür hindurch.
    Kai starrte ihm verblüfft nach. Auf der Tür haftete ein schillernder Schleimfilm. Wie Tau in der Morgensonne war der Fleck schon nach wenigen Augenblicken verschwunden.
    Welch ein Erwachen. Kai atmete tief ein und stand auf. Seine Beine kribbelten und wieder fühlte er leichten Schwindel. Doch schon nach wenigen Atemzügen verging das Gefühl. Er musste sich dringend bewegen. Außerdem schien es ihm an der Zeit sich anzuziehen. Er wollte diesem Magister Eulertin als vollwertiger Irrlichtjäger gegenübertreten. Nur weil er aus Lychtermoor stammte, sollte dieser Zauberer nicht glauben, vor ihm stünde ein einfacher Bauer.
    Wie Magister Eulertin wohl aussah ? Sicher war er ein strenger Mann mit Rauschebart, spitzem Hut und einem Blick, der bis auf den Grund seiner Seele zu blicken vermochte. Rufus hatte vor Jahren mal einen Magier über die Elbe gerudert und er hatte sich nicht gerade begeistert über seinen schlechtgelaunten Fahrgast geäußert. Na, er würde ja sehen. Kai zog sein Hemd über, befestigte seine Flöte neben Großmutters Beutel mit dem Bernsteinstaub am Gürtel und warf einen bekümmerten Blick auf die beiden Irrlichtlaternen. Die Lohenmännchen brannten müde vor sich hin und wie immer beachteten sie ihn nicht weiter. Sie erinnerten ihn an das Leben, das unwiderruflich hinter ihm lag.
    Dann öffnete er die Tür. Hinter ihr verlief ein dunkler, fensterloser Gang, der mit einem ausgetretenen Läufer ausgelegt war. Die Luft roch muffig. Wohin jetzt ? Links und rechts des Ganges gingen drei weitere Türen ab. Eine von ihnen war mit seltsamen Schriftzeichen und Symbolen bemalt.
    Kaum setzte Kai einen Fuß auf den Läufer, entzündete sich an der Wand schräg gegenüber mit leisem »Puff« eine Kerze. Sie steckte in einer gusseisernen Wandhalterung, die dem Kopf eines Drachen nachempfunden war. Am Ende des Gan- ges war ein Turmerker sichtbar, in dem eine Wendeltreppe nach unten führte. Kai starrte die Kerze beeindruckt an und schritt den Gang hinunter.
    Zögernd blieb er neben der Tür mit den seltsamen Zeichen stehen. Es handelte sich um verschlungene Runen, kryptische Buchstaben und Symbole, die an die Sterne des Nachthimmels erinnerten. Eigentlich konnte es nicht schaden, wenn er sich etwas umsah, bevor er den Zauberer traf.
    Kai blickte sich verstohlen nach dem Poltergeist um und presste neugierig sein Ohr gegen das Holz. Er vernahm ein leises Quietschen, das von gelegentlichem Getrappel abgelöst wurde. Es klang, als würde hinter der Tür ein halbes Dutzend Kobolde ein Wettrennen veranstalten. Was war das ?
    Kai beschloss es herauszufinden.
    »Hallo ?« Er klopfte an, doch er bekam keine Antwort. Kurzerhand stieß er die Tür auf. Vor ihm lag ein Raum mit einem hohen Fenster, gegen das der Regen prasselte. Die Wände wurden von unzähligen hölzernen Sockeln gesäumt, auf denen Schuhe standen. Große Schuhe und kleine Schuhe, schäbige Schuhe und elegante Schuhe. Reitstiefel, Wanderschuhe und Pantoffeln, sogar Rittersporen und Galoschen waren hier ausgestellt. Es war beinahe jede Fußbekleidung darunter, die man sich vorstellen konnte.
    Kai schüttelte verwirrt den Kopf. Aus welchen Gründen legte man eine solche Sammlung an ? Er betrat den Raum und schnupperte. In dem Zimmer roch es nach Leder und Fett. Er fragte sich, was an all diesen Schuhen so Besonderes war. Überrascht blieb er vor einem Sockel stehen, auf dem zwei einfache Lederschlappen lagen. Sie ähnelten jenen, die seine Großmutter stets zu Hause getragen hatte. Kai presste bekümmert die Lippen zusammen und strich wehmütig über das Leder. In diesem Moment schlugen Tür und Fensterläden des Raums mit lautem Knall zu und es wurde finster. Von überallher war ein lautes Trappeln, Laufen und Rennen zu hören. Ein geisterhafter Windzug zerzauste Kais Haar und der Boden des Raums erbebte. In den Wänden quietschte und ächzte es und die Sockel mit den Schuhen wackelten und zitterten, als würden unzählige Geister an ihnen rütteln. Dann wurde es still und die Fensterläden öffneten sich wieder. Von draußen war ein Gewittergrollen zu hören.
    »Quiiiitsss, warst du das?«, flüsterte Kai erschrocken. Doch er erhielt keine Antwort. Eilends rannte er zur Tür, zog sie auf und stolperte in ein weiträumiges Schlafzimmer mit Balkendecke, in dem es nach Staub und alten Laken roch. Verflucht! Wo war bloß der Gang mit dem Drachenleuchter geblieben?
    Kai blickte

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